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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Diesmal hatte die Kollegin aus der Buchhaltung keinen Kaffee gehabt. Dafür besaß er jetzt einige sehr ungewöhnliche Kopien.
    Stefan konzentrierte sich, versuchte, die fremde Präsenz in seinem Ver-stand zu fühlen und einen klaren Gedanken zu formulieren: Wer bist du? Das Zimmer um ihn herum trat immer mehr in den Hintergrund. Es gab nur noch ihn und den Anhänger.
    Die Emotionen in seinem Geist wechselten, durchdrangen sich. Dabei überwog die Angst – die Angst, dass er den Anhänger erneut abnahm.
    „ Wer bist du?“, formte Stefan abermals seinen Gedanken.
    Und mit einem Male gab es eine Antwort – entstanden in seinem Geiste und dennoch nicht von ihm.
    „ Freyja.“
    „ Welche Freyja?“
    „ Es gibt nur eine Freyja.“
    „ Die Liebesgöttin?“
    „ Richtig. Die Göttin der Liebe, die Herrin von Folkwang, die Oberste der Walküren.“
    Stefan lehnte sich auf seinem Sofa zurück und schloss die Augen. Bloß gut, dass er allein war. Sicher, er sprach mit der germanischen Liebes-göttin, ausgerechnet er, ganz bestimmt. Er musste sich zusammen-nehmen, um nicht über sich selbst zu lachen.
    „ Und du sprichst aus diesem Anhänger zu mir?“
    „ Ja. Nein. Es ist kompliziert.“
    Wurde er tatsächlich wahnsinnig? Immerhin gab sich sein Verstand augenscheinlich noch Mühe, sich nicht selbst in Widersprüche zu ver -wickeln. Der Anhänger und die Göttin passten zumindest zusammen. Katzen waren Freyjas heilige Tiere gewesen, erinnerte sich Stefan an ein Buch, das er vor langer Zeit gelesen hatte.
    „ Warum ich? Was willst du von mir?“
    „ Sprichst du so mit deiner Göttin?!“ Die Stimme in seinem Geist klang aufgebracht.
    „ Entschuldigung, ich wollte nicht unhöflich sein.“
    Einmal abgesehen davon, dass diese ganze Unterhaltung völlig verrückt war, interessierte es Stefan durchaus, welche Erklärungen sich sein eige -ner Verstand zurechtlegte. „Also, warum hatte ich die Ehre, auserwählt zu werden? Wie kann ich zu Diensten sein?“ Er hatte Mühe, ernst zu bleiben, während er diese Fragen in seinem Geist formte.
    Doch diesmal gab es keine Antwort, nur Schweigen. Er wartete, aber nichts geschah.
    „Freyja? Habe ich was Falsches gesagt?“
    Mit einem Male überflutete ihn eine Welle aus Wut, Hoffnungslosigkeit und Aggression.
    „Du jämmerlicher Wurm! Meinst du, es bereitet Freude, seinen eigenen Untergang mitzuerleben? Zu sehen, dass man von der letzten Hoffnung nur Hohn und Spott erntet? Dass die letzte Hoffnung ein jämmerlicher Versager ist, der nicht mal aus eigener Kraft ein Weib auf sein Lager bringt? Und der zu dumm, zu verbohrt und zu arrogant ist, eine Göttin zu erkennen, selbst wenn sie direkt zu ihm spricht?“ Dann folgte nur noch Schweigen.
    Stefan war weder bestürzt noch überrascht. Er kannte diese Gedanken, es waren seine eigenen. Nur die Sache mit der Göttin war neu.
    Natürlich hätte er sich jetzt betrinken können, doch das brachte auch nichts. Er konnte genauso gut ins Bett gehen und dort seinem ver-korksten Leben entfliehen.
    „ So, du hörst also Stimmen?“
    Vor ihm saß Dr. Friedrich Prassel, Psychiater und schon seit Jahrzehn -ten Stefans bester Freund. Ihm hatte er die ganze Geschichte erzählt, nun ja, fast. Dass es eine Göttin war, die angeblich zu ihm sprach, hatte er ausgelassen.
    Der Psychiater lehnte sich auf seinem Sessel zurück. „Weißt du, Stefan, wir kennen uns jetzt schon seit Ewigkeiten, und ich glaube einfach nicht, dass du plötzlich verrückt geworden bist. Für eine beginnende Schizophrenie bist du, ist jetzt nicht böse gemeint, auch einfach schon ein bisschen zu alt. Kann natürlich trotzdem sein, aber ...“
    „ Genau daran hatte ich aber gedacht“, sagte Stefan. „Woher weiß man denn eigentlich, was echt ist und was nicht?“
    „ Du meinst, ob du paranoid bist, oder ob sie wirklich hinter dir her sind? Ob dein Dopaminsystem gestört ist oder tatsächlich Außerir-dische geheimnisvolle Botschaften an dich senden?“
    „ Ja, so ungefähr.“
    Dr. Prassel lachte. „Gute Frage.“ Er griff in eine Schublade. „Wenn du ein Patient wärst, würde ich natürlich anders vorgehen. Aber wie gesagt, ich glaube nicht daran – doch seltsam ist es trotzdem.“
    Der Psychiater reichte Stefan eine Medikamentenschachtel. „Nimm mal eine Woche morgens und abends eine hiervon. Sei vorsichtig, die machen müde. Wenn du tatsächlich irgendwas in Richtung Schizophrenie hast, verschwinden die Stimmen hiermit, allerdings brauchst du dann wirklich eine

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