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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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zurück. Wir befürchten, dass die Männer der Zauberin Kirke in die Hände gefallen sind.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie leiser hinzu: „Wir haben einen Suchtrupp losgeschickt.“
    „Und?“, hakte ich nach.
    „Der ist auch verschwunden.“ Sie sah nun wahrhaft unglücklich aus. Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln.
    „Verzage nicht, gute Frau.“ Ich ließ wie zufällig meine Rechte auf den Knauf meines Schwertes sinken. „Denn ich verspreche dir, ich werde die Verschwundenen den Klauen der Hexe entreißen.“
    Ihre Gesichtszüge hellten sich auf. Ein verträumtes Funkeln trat in ihre Augen, während ihr Mund sich zu einem breiten Grinsen verzog.
    Ich wollte gerade zu einer umfangreichen Schilderung der Geschichte ansetzen, wie ich im vergangenen Frühjahr 20 Männer eigenhändig aus den Fängen der Mainaden befreit hatte – und das in angetrunkenem Zustand – da wurde mir bewusst, dass ihr plötzliches Entzücken kei-neswegs meinen heroischen Worten galt. Vielmehr starrte sie wie ge-bannt auf etwas, das sich hinter meinem Rücken befand und scheinbar mit einem Mal ihrer vollen Aufmerksamkeit bedurfte. Mich beschlich ein leiser Verdacht.
    Er würde es doch nicht schon wieder tun?!
    „Ich sagte soeben: Ich verspreche, die Verschwundenen den Klauen der Hexe zu entreißen“, versuchte ich es erneut, doch ihr Blick glitt geradewegs durch mich hindurch. Das Grinsen auf ihrem Gesicht hatte nun die Größe eines ausgewachsenen Kyklopen angenommen.
    Also schön, er tat es schon wieder!
    Ärgerlich wandte ich mich um.
    Nikios stand hüfttief im Wasser des angrenzenden Baches. Tropfen glänzten auf seinem makellosen Körper. Das goldene Haar floss ihm weit über die Schultern. Kleine Lichtreflexe fingen sich wie Funken da-rin. Meine entflammte Gesprächspartnerin war nicht die Einzige, die ihn bemerkt hatte. Das halbe Dorf schien sich um den Badenden ver-sammelt zu haben: eine schaulustige, neugierige, liebestolle Schar.
    Ich stieß einen Seufzer aus, gab es auf, das Interesse der Frau wieder-erlangen zu wollen und stapfte wütend auf ihn zu. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du so etwas unterlassen sollst, wenn ich versuche, Geschäfte zu machen?“
    Nikios zog unschuldig fragend eine perfekte Augenbraue empor. „Was unterlassen?“
    „Na das !“, stieß ich hilflos hervor und machte eine allumfassende Geste. „Diese ganze Ich – bade – in – einem – klaren – Fluss – während – die – Sonne – auf – meinen – Körper – scheint – Sache.“
    „Ich fühlte mich schmutzig.“
    „Ja, aber du lenkst die Leute ab.“
    Er sah sich um und betrachtete den Pulk aus jungen Frauen, alten Frauen, sehr alten Frauen, großen Frauen, kleinen Frauen, Frauen mit Blumen im Haar, Frauen mit Blumen in der Hand, zahlreichen Kindern mit und ohne Blumen und ein paar Ziegen und Schafen, der sich ge-bildet hatte. „Oh“, murmelte er kleinlaut, „das war nicht meine Absicht. Ich habe mich lediglich an meinen heimatlichen Tümpel erinnert.“
    „Aber du hast diesen Tümpel gehasst !“
    Er zuckte die Schultern und ließ Wasser seinen Rücken hinabrinnen. Eine der Frauen fiel in Ohnmacht.
    Mein Reisegefährte Nikios war wohl ein Geschöpf, das man gut und gerne als Laune der Götter bezeichnen konnte. Zeus persönlich musste sich einen heimtückischen Scherz mit ihm erlaubt haben. Als männliche Wassernymphe sorgte er, wo immer er war, für heillose Verwirrung und euphorische Verzückung – ganz im Gegensatz zu mir, die ich scheinbar niemals einen bleibenden Eindruck hinterließ.
    „Ich denke, wir sollten gehen.“ Ich reichte Nikios seinen Chiton, war -tete, bis er sich angekleidet hatte, und half ihm aus dem Bach.
    „Wollt ihr nicht bleiben?“ Meine Gesprächspartnerin schien ihre Stim -me wiedergefunden zu haben. „Ich bin eine gute Köchin.“
    „Ich bin eine bessere Köchin“, mischte sich eine zweite Frau ein, die eine gelangweilt dreinschauende Ziege an der Leine führte.
    „Ich betreibe ein Gasthaus“, tat eine dritte kund. „Meine Fischsuppe ist die beste im ganzen Dorf.“
    „Deine Fischsuppe ist versalzen“, spottete die zweite.
    „Und dein Ziegenkäse stinkt zum Himmel“, schoss die dritte zurück.
    „Ich danke euch allen für das freundliche Angebot.“ Missmutig schob ich die tropfende Nymphe vor mir her. „Aber wir müssen so schnell wie möglich aufbrechen. Ein waghalsiges Abenteuer steht uns bevor. Sorgt euch nicht, wir bringen eure Männer unversehrt zu euch

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