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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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verwandelt“, keuchte ich ungläubig.
    „Ich erstarre in Ehrfurcht vor deinem messerscharfen Verstand.“ Niki-os verzog spöttisch das Gesicht.
    „Dann erstarre leise“, zischte ich ihm zu und duckte mich tiefer in das dichte Gestrüpp hinein, „sonst wird sie uns noch entdecken.“
    „Ich bin leise“, entgegnete Nikios empört. „Du bist es doch, die hier herumpoltert wie der Minotauros im Labyrinth.“
    „ Ich …?“, begann ich, doch da war es bereits zu spät …
    „Wer ist da?“ Die schöngelockte Zauberin erhob sich aus ihrer Lager -statt.
    Einen Wimpernschlag später stand sie am Ufer des Teiches. Ihr durch-dringender Blick schien direkt auf uns zu ruhen. „Kommt heraus, wer immer ihr seid“, rief sie mit melodiöser Stimme. „Habt keine Angst.“
    Mein Herz tat einen Sprung. Sofort rief ich es wieder zur Ordnung. Nun war nicht der Moment zu verzagen, es war an der Zeit zu handeln.
    „Was sollen wir jetzt tun?“, fragte Nikios besorgt.
    Stolz richtete ich mich auf und sah meinem Gefährten in die nym-phenblauen Augen. „Es gibt nur eines, was wir tun können: Wir wer-den die Hexe zum Kampf herausfordern, ihr das Elixier entreißen und die gefangenen Fischer befreien.“
    Nikios schnaubte. „Sprich doch bitte im Singular, dein inflationärer Ge-brauch des Wortes Wir macht mich irgendwie nervös.“
    Kirke hatte sich erneut mit einer Schar von Tieren umgeben, als wir uns ihrem Palast näherten. Um sie herum wieherte und meckerte und sang und krähte es und keines der Geschöpfe schien eine natürliche Scheu zu besitzen. „Willkommen in meinem Reich, Fremde.“ Lächelnd brei-tete die Schöne in einer einladenden Geste die Arme aus. „Seid meine Gäste.“
    Ich breitete ebenfalls die Arme aus, jedoch nur um mein Schwert zu ziehen und es zwischen mich und die Zauberin zu bringen. Entschlos -senheit lag in meinen Worten: „Stell dich zum Kampf, Hexe! Du hast zum letzten Mal Unheil über unschuldige Menschen gebracht. Mach dich bereit, den Untergang zu finden!“
    Sie sah mich unter einem Kranz dunkler Wimpern irritiert an. „Wer bist du, dass du es wagst mich herauszufordern?“
    „Vor dir steht Leonira, die Unbesiegbare.“
    Sie zog fragend eine Augenbraue empor. „Sollte ich von dir gehört haben?“
    Ich reckte trotzig das Kinn. „Ich habe die grauenerregende Harpyie von Kreta besiegt und mit den Gorgonen gerungen.“
    Die zweite Augenbraue folgte. „Die Dichtung erwähnt nichts von alle-dem.“
    Ich setzte gerade zu einer ausführlichen Erläuterung meiner Helden -taten an, da fiel ihr Blick auf Nikios, und es war, als würde in ihrem Gesicht die Sonne aufgehen.
    Mit einer beringten Hand strich sie die Falten ihres smaragdgrünen Kleides glatt. Zwei Kolibris flogen herbei und türmten in Windeseile ihr Haar zu einer kunstvollen Frisur auf. Mit einer Stimme, die so weich wie die Blütenblätter einer Rose war, fragte sie: „Und wie ist dein Name, oh göttergleiche Gestalt.“
    Nikios seufzte laut. „Warum mache ich das hier eigentlich?“
    Ich stemmte die Hände in die Hüften. „Muss ich dich etwa daran erin-nern, wer dich damals aus diesem Tümpel befreit hat, in den dich die Najaden verbannt hatten? Und welcher Heldin du im Gegenzug ver-sprochen hast, sie auf ihren Fahrten zu begleiten?“
    Er brummte. „Damals wusste ich noch nicht, dass deine Fahrten so anstrengend sind!“
    „Das nennst du anstrengend? Warte erst mal, bis wir zu wahren Helden-taten aufbrechen.“ Ich steckte ihm eine Blume ins Haar.
    Er seufzte erneut. Halb zu sich selbst murmelte er: „Ich muss wirklich besser aufpassen, was ich verspreche.“
    Kirke hatte uns bisher noch nicht unserer menschlichen Gestalt be -raubt. Stattdessen hatte sie Nikios zu einem gemeinsamen Festmahl eingeladen. Seit Stunden schaffte ihr vierbeiniges Gefolge die verschie-densten Köstlichkeiten herbei, bei deren Anblick mir das Wasser im Munde zusammenlief. Dennoch beneidete ich meinen Gefährten nicht um seine Aufgabe.
    „Du solltest lieber keine ihrer Speisen anrühren“, schärfte ich ihm ein. „Wer weiß, in welch schreckliches Untier dich ein Biss in die falsche Frucht verwandeln könnte. Versuche einfach, die Zauberin so lange ab-zulenken, bis ich das Verwandlungselixier gefunden habe.“
    Er sah mich unglücklich an. „Bleibt mir etwas anderes übrig?“
    Die Zauberin hatte Nikios in ihre Laube geführt. Dort lagen sie, auf seidenen Kissen ausgestreckt, umschwirrt von Rotkehlchen und Para -diesvögeln. Dann und wann

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