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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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„Du kannst ihn retten.“
    Die Schneekönigin blinzelte. Nie hatte sie ein Leben gerettet.
    Wehmütig griff sie nach dem Blatt einer alten Eiche, deren Äste tief am Boden hingen. Kaum berührten ihre Fingerspitzen das letzte Grün, das der Winter noch nicht verschlungen hatte, schon erstarrte der ganze Baum zu purem Eis. Die Schneekönigin zuckte zurück und ließ bittere Tränen auf die Spiegelscherben in ihren Händen niederregnen.
    Es war so früh am Morgen, dass bleiernes Grau das Schwarz der Nacht ablöste, ohne wirkliche Helligkeit zu schenken, als Autoreifen vor Kay und Gerdas Haus zu hören waren. Beide Geschwister waren wach, um sich um die Großmutter zu kümmern, und warfen sich nun einen fr agenden Blick zu. Als ein Klopfen an der Haustür ertönte, zuckte Gerda zusammen.
    „Sag mir nicht, eine deiner Geliebten kommt schon um diese Uhrzeit“, versetzte sie beißend, doch Kay ging nicht auf sie ein. Über Nacht war er kalt und gleichgültig geworden und Gerda konnte sich diesen Si nneswandel in keinster Weise erklären.
    Als er nun zur Tür ging und diese öffnete, schlüpfte sie an ihm vorbei, um ebenfalls einen Blick auf den frühmorgendlichen Besucher zu erh aschen.
    Ihr stockte der Atem.
    Auch Kays Gleichmütigkeit verflog, als er den Neuankömmling sah. Eine Frau, schön und klar wie einer der Sterne, stand vor der Tür. Ihre Haut war bleich wie frisch gefallener Schnee, das Haar silbrig wie verwobenes Mondlicht und die Augen so strahlend blau wie geschliffene Saphire. Mit einem Mal spürte er eine nie gekannte Sehnsucht in seinem Herzen. Die schöne Unbekannte trug einen weißen Mantel, der ihren zarten Körper unter sich zu begraben drohte. Und obwohl er diese kühle Schönheit noch nie gesehen hatte, empfand er ein Verlangen, das ihn erschreckte. In seinen Augen war sie so schön, dass es beinahe wehtat, sie anzusehen.
    „Hallo“, wisperte die Fremde, als Kay und Gerda sie nur mit offen -stehernden Mündern betrachtet hatten. Kay mit unverhohlener Be-gierde, Gerda sichtlich misstrauisch.
    „Was wollen Sie?“, schnappte sie unhöflich. Gerda war versucht, Kay die Tür aus der Hand zu reißen und sie der Unbekannten vor der Nase zuzuschlagen. Wer immer sie war, irgendetwas stimmte nicht mit ihr.
    „Ich habe etwas verloren“, sagte die Fremde. Ihre blauen Augen richte-ten sich auf Kay, dann auf Gerda, die ein eisiges Kribbeln im Rücken spürte.
    „Und was?“, fragte sie mürrisch, während sie Kay, der anscheinend mit plötzlicher Stummheit geschlagen war, einen bitterbösen Blick zuwarf.
    „Ich …“ Die Frau blinzelte, als wüsste sie nicht, was sie sagen sollte. Eindringlich starrte sie Kay an.
    Dieser lächelte zurück. Der kühle Blick, mit dem er Gerda und Gro ßmutter die letzten Tage bedacht hatte, verwandelte sich in heiß glühende Leidenschaft.
    Die Unbekannte schien es zu spüren, denn sie machte unsicher einen Schritt zurück. Und Kays Füße – diese verräterischen Dussel – folgten ihr natürlich prompt.
    Gerda pustete sich genervt ein paar Haarsträhnen aus der Stirn.“Was immer es ist“, murmelte sie, „wir haben es sicher nicht. Viel Glück noch bei ihrer Suche.“ Damit schubste sie Kay einfach von der Schwelle und schlug die Tür energisch zu, dass sich der Schnee vom Dach löste. Boshaft grinsend hoffte sie, die Frau da draußen hätte eine stattliche Menge davon abbekommen.
    Als Kay jedoch knurrte, verflog ihr Grinsen. „Was soll das?“, fuhr er sie an und angelte nach der Türklinke.
    Gerda hing sich an seinen Arm. „Mit der stimmt was nicht!“, beeilte sie sich zu sagen.“Wenn ich es nicht besser wüsste …“
    „Dann was?“, schnaubte Kay spöttisch. Seine kalte Arroganz tat seiner Schwester weh, doch sie sagte nur barsch: „Nicht wichtig. Hauptsache, die verschwindet.“
    Doch kaum ließ sie Kays Hand los, öffnete er die Tür und beide sahen die Fremde, wie sie – zu Gerdas maßlosem Ärger vollkommen trocken – in den Fond einer weißen Limousine einsteigen wollte. Ihre Miene sah so traurig aus, dass Gerda fast ein schlechtes Gewissen bekam, ihr nicht geholfen zu haben. Dieses verschwand jedoch jäh, als Kay sich an ihr vorbeizwängte und in die Limousine einstieg, bevor diese mit dröh -nendem Motor davonfuhr.
    Gerda hechtete aus der Tür, doch der Wagen verschwand viel zu schnell und kurz bevor er um eine Ecke bog, hätte sie schwören kön -nen, statt dem Auto einen riesigen Schlitten zu sehen. Verwirrt schüt-telte sie den Kopf. Dann

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