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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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bist alles andere als kalt. Und wenn du mich fragst, ist der Name völlig falsch. Wie kann ich dich sonst nennen?“
    Sie überlegte mit leicht geneigtem Kopf. „Der Wind und die Bäume nennen mich Iárann, nach dem Eissturm.“ Sie sah unschlüssig zu ihm hinüber, doch er lächelte.
    Gerda hatte recht, etwas stimmte nicht mit ihr, aber es war nicht der Rede wert. Er fand ihre Macke süß. “Iárann also. Hübsch. Und wenn du mich nicht dazu brauchst, dir die Lippen wund zu küssen, wozu also dann?“
    Wieder wanderten ihre Finger zu ihrem Mund, der ein ungläubiges Oh! formte. „Mein Spiegel“, murmelte Iárann schließlich, „er ist zerbro-chen. Du musst ihn zusammenfügen.“
    Kay spürte ein Brennen in der Brust und in seinem linken Auge. Das Verlangen nach Iárann wurde stärker – ob Schneekönigin oder nicht, er wollte sie.
    Während Gerda den Reifenspuren folgte, fluchte sie lautlos auf ihren Bruder. Selbst wenn diese Frau nicht die Schneekönigin war, konnte er doch nicht einfach so zu ihr ins Auto steigen! Es stimmte wohl – Männer hatten nur eine herausragende Eigenschaft. Und ihr Verstand war es sicher nicht. Als die Reifenspuren sich irgendwann tatsächlich in die Abdrücke von Schlittenkufen zu verwandeln schienen, stemmte Gerda die Arme in die Hüften. Das war alles mehr als merkwürdig.
    Eine dicke Krähe, die ihr ein Stück des Weges gefolgt war, ließ sich in der Nähe auf einem Hausdach nieder und starrte sie mit kalten Augen an.
    „Du weißt nicht zufällig, wo die Schneekönigin lebt, oder?“, fragte Gerda sarkastisch.
    Die Krähe neigte den Kopf, dann flatterte sie aufgeregt mit den Flü -geln, bevor sie sich in die Lüfte erhob. Gerda schaute dem dummen Vogel nach. Ihr Blick blieb an einer älteren Frau hängen. Die Krähe schien genau auf sie zuzuhalten, ließ sich auf ihrem Arm nieder und schaute wieder zu Gerda. Auch die Alte sah sie an, bevor sie sich scheinbar ungerührt wieder umdrehte.
    „Warten Sie, bitte!“, rief Gerda und hastete auf die Fremde zu. „Ich suche die Schneekönigin.“ Einen Moment befürchtete sie, die Frau würde sie auslachen. Sie selbst hätte es jedenfalls getan.
    Doch die Frau hob nur ihre gräulichen Augenbrauen und brummte: „Die lebt weit im Norden.“ Ihre kühlen Augen bohrten sich in Gerdas flehenden Blick. „Ich könnte dich mit meinem fliegenden Rentier hin-bringen.“
    Gerda blieb die Spucke weg. „Ein fl-fliegendes Rentier? Sie haben ein fliegendes Rentier?“
    Ihre Stimme überschlug sich vor Verwunderung, aber die Alte winkte nur achtlos ab. „Natürlich nicht. Mein Flugzeug heißt Fliegendes Rentier . Und du willst wirklich zur Schneekönigin, ja?“
    Unsicher nickte Gerda. „Sie hat meinen Bruder entführt … nun, eigent-lich ist er ja freiwillig mitgegangen. Das ist alles so verwirrend!“
    Die Frau nickte. „Niemand glaubt mehr an das Alte Volk. Und wenn sich doch mal einer davon blicken lässt, sind alle natürlich verwirrt.“
    „Das Alte Volk?“
    Die Frau seufzte, als hielte sie Gerda für begriffsstutzig. „Elben, Mäd-chen. Die Schneekönigin, der Grüne Mann … die eben.“
    „Heißt das, Sie glauben mir?“
    Die Alte schmunzelte. „Warum nicht. Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde …“, sie zuckte die Schultern und ging gebeugt voran, während Gerda ihr sprachlos folgte.
    Indes starrte die Schneekönigin mit trockenem Mund auf die schweiß -bedeckte Männerbrust, die ihr Blickfeld füllte.
    Kai hatte nur einen Blick auf den zerborstenen Spiegel geworfen, ehe er die Schultern gezuckt und sich mit vor Leidenschaft lodernden Augen ihr zugewandt hatte. Nun fixierte er ihre Lippen und sie spürte deutlich ihr laut schlagendes Herz. Innerlich schalt sie sich, versuchte, die Kälte, die in ihren uralten Knochen hauste, heraufzubeschwören. Aber sie war unter Kais Aufmerksamkeit wie gebannt. Die Schneekönigin kicherte mädchenhaft. Nun war sie schon seit Jahrtausenden auf dieser Erde und niemals hatte sie solch ein Feuer gespürt. Ein Feuer, das es sogar vermochte, ihr Eis zu schmelzen.
    Als Kai näher trat und seine Lippen sich ihrem Mund näherten, wandte sie beschämt das Gesicht ab. „Wir können das nicht tun … mein Spie-gel …“
    „Ist nicht mehr zu retten“, beendete Kai resolut ihren Satz und barg ihr Gesicht zwischen seinen Händen.
    Fasziniert betrachtete er ihre kristallene Haut, die wie das ewige Eis schimmerte. Seine Lippen prickelnden vor Kälte und Erwartung. In kleinen Wölkchen hing der Atem in

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