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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dasselbe Mädchen wie der so viel attraktivere und weltgewandtere Fyrsar? Es bräuchte wahrlich starken Zauber, damit eine Jungfer wie Kessia Fyrsar einen bleichen Gelehrten vorzog, der ihr nicht mehr zu bieten hatte als eine Kammer im Hause seines Tutoren!
    Zwar konnte Fyrsar nicht leugnen, dass er Bilan und Kessia gelegent -lich zusammen am Brunnen oder auf dem Marktplatz im Gespräch gesehen hatte, sein Bruder verlegen am Halsausschnitt seines Lehrlings-gewandes nestelnd, Kessia mitleidig lächelnd und eine Haarsträhne um den Finger zwirbelnd. Zweifelsohne fragte sie sich in diesen Momen-ten, wie sie sich davon machen könnte, ohne unhöflich zu wirken.
    Den Fang der Fee musste Fyrsar allein angehen, so viel stand fest. Was natürlich nicht hieß, er müsse es sich versagen, dazu auf die magischen Gerätschaften seines Bruders zurückzugreifen.
    Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Bilan Fyrsar einmal zu etwas Nutze sein würde! Der naive Bilan, der seine eigene Dummheit mit Gutherzigkeit verwechselte, und damit selbst ihre Eltern so umgarnt hatte, dass sie Bilan stets Fyrsar vorgezogen hatten. Und wie sehr prahl-ten sie überall mit der Lehre, in die Bilan bei Zaubermeister Morva ging.
    Auch wenn Fyrsar einräumen musste, er hätte wohl viel mehr Mühe beim Fang der Fee aufwenden müssen, wenn er nicht die Silberfalle heimlich bei Bilan entliehen hätte: Von jetzt an war er, Fyrsar, an der Reihe!
    Denn er nannte die Wunschfee sein eigen.
    Und bald wäre auch Kessia sein.
    Warum sie seinem Werben noch nicht nachgegeben hatte, blieb ihm rätselhaft, nachdem sie sich zunächst so freundlich gezeigt hatte. Ve rmutlich wollte sie mit ihrer mädchenhaften Scheu sein Verlangen steigern. Nun, dieser Plan funktionierte durchaus. Noch an jeder hatte Fyrsar schnell das Interesse verloren, wenn sie erst angefangen hatte, ihn mit ihren verliebten Blicken und ihren unverschämten Erwartungen zu verfolgen. Nur der Gedanke an Kessia wollte ihn nicht verlassen.
    Ihn schauderte. Einen Lidschlag lang war er ohne jede Orientierung. Was tat er hier nächtens auf dem Friedhof, und was hielt er da in der Hand? Dann kam die Erinnerung so jäh zurück, dass ihn schwindelte. Es schien Fyrsar, als sei der abnehmende Sichelmond ein gutes Stück weiter gewandert, seit er die Fee gefangen hatte. Mühelos schob Fyrsar diesen Gedanken beiseite. Er warf noch einen Blick auf das Silber-kästchen. Das Feenlicht war nun vollkommen verebbt, das fremdartige Wesen nur noch als dunkler Schemen zu erahnen.
    Ohne noch einmal zu zögern, machte sich Fyrsar auf zu der herren -losen verfallenen Waldhütte, die ihm als vorübergehendes Obdach die-nen musste, seit er seine Arbeit verloren hatte.
    Fyrsar hielt Kessia in den Armen, ihr langes Haar umwogte ihn wie dunkler Seetang. Jede Nacht stahl sie sich fort vom Anwesen ihres Vaters hin zu Fyrsars kleiner  Kate. Die Stunden vergingen in einem atemlosen Taumel, den Fyrsar sich nicht einmal hatte vorstellen kön -nen. Es nahm ihn daher nicht Wunder, dass er jeden Morgen mit steinschweren Gliedern und wirrem Geist zu sich kam. Noch hatte er nichts vorzuweisen und Kessias Vater hätte getobt, wenn er von ihrer Verbindung erfahren hätte. Daher mussten sie vorsichtig sein und Fyrsar fand es verständlich, wenn Kessia morgens verschwunden war und ihm bei zufälligen Begegnungen im Dorf keine Beachtung schenkte. Wie gut sie ihre Rolle spielte!
    Mit Mühe kam Fyrsar auf die Beine. Sein Blick fiel unwillkürlich auf das graue Wolltuch, das er noch in der ersten Nacht über die Kastenfalle der Wunschfee gezogen hatte und das diese vollständig verhüllte. Die bewegungslose Starre des Geschöpfs hatte angefangen, ihn in Unruhe zu versetzen, genau wie ihr bläuliches Licht, das unvorhersehbar und ohne jede Regelmäßigkeit aufflackerte. Als er so nah herangetreten war, hatte er nicht umhin können, in ihr Gesicht zu sehen. Ihr Mund war zu einem steten Lächeln verzogen, das Unmengen raspelscharfer obsidian -schwarzer Zähne enthüllte, die sich scheinbar willkürlich in ihrem Kie-fer verteilten. Sie war in der Tat von ausgesuchter Hässlichkeit. Aber das ist eben der Preis, den man für die Erfüllung seiner Wünsche entrichten muss , sagte er sich.
    Benommen fand er seinen Weg zur Kochstelle. Trotz der erneut durch -wachten Nacht war er nur wenig hungrig und drehte einen Rest Käse wieder und wieder in den Händen. Ein unschöner Geruch erfüllte den einzigen Raum des Häuschens, nur gut, dass Kessia darüber noch

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