WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)
nur noch Augen für die Perlen in seiner Hand hatte. So bekam Helgin auch nicht mit, dass Wulf ihm gerade das Leben gerettet hatte, denn eine riesige Schlange hatte sich aus dem Loch gewunden und ihr großes Maul hätte Helgin mit einem Bissen verschlungen.
„Was soll das?“, schrie Helgin und rappelte sich auf.
„Schau!“, entgegnete Wulf und deutete mit der Hand auf die Schlange.
Helgins Augen wurden größer und größer, als er endlich die Gefahr erkannte. Doch anstatt sich für einen drohenden Kampf zu rüsten, steckte er zunächst die Perlen in eine Tasche. Die Schlange schälte sich aus der Öffnung, die von dem Tisch verborgen gewesen war, und sie beobachtete die Jungen, genau wie die Jungen sie. Sie räkelte sich in die Höhe und nun konnten Helgin und Wulf sie in ihrer ganzen schreck-lichen Pracht sehen. Ihr Körper war so dick wie ein erwachsener Mann. Giftgrün schimmerte ihre Haut, die am Rücken mit Stacheln besetzt war, die so scharf und spitz wie Lanzen aussahen. Zwei tödliche Zähne stachen aus ihrem Maul hervor, aus denen purpurrote Tropfen Gift flossen. Ihre Zunge schnellte immer wieder aus dem Mund hervor und sie wiegte sich hin und her, um die Jungen mit ihren gelben Augen zu beobachten.
„Ssshhh. Wer ssseid ihr?“, zischte die Schlange.
Weder Wulf noch Helgin antworteten. Die Angst lähmte ihre Zungen, aber was hätten sie auch sagen sollen?
„Ssshhh. Ssso klein und ssschon Diebe. Dasss issst mein Ssschatzzz“, sagte die Schlange und ihre Zunge schnellte bei fast jedem Wort heraus.
„Wir wussten nicht …“, stotterte Wulf, der sich als Erster wieder gefangen hatte.
„Nicht wisssen ist keine Entssschuldigung. Dasss werdet ihr büsssen.“
Im selben Moment schnellte der Kopf der Schlange vor und fuhr genau zwischen Helgin und Wulf, die sich gerade noch rechtzeitig mit einem beherzten Sprung retten konnten. Helgin schien den Ernst der Lage erkannt zu haben und hieb im Fallen auf den Körper der Schlange ein. Wulf rappelte sich auf und zog das Seinige aus der Scheide. Es lag wie für ihn gemacht in seiner Hand. Es war ihm, als wäre das Schwert mit seinem Arm verwachsen, ein Teil von ihm selbst. Der Körper der Schlange folgte der Bewegung ihres Kopfes. Sie wand sich blitzschnell und stand angriffsbereit vor den Jungen.
„Versssucht gar nicht, mir zzzu entwissschen“, zischte sie und stieß erneut auf Wulf und Helgin herab.
Sie verfehlte die beiden nur knapp, aber dafür konnten sowohl Wulf als auch Helgin ihre Waffen zum Einsatz bringen. Doch während Helgins Schwert an der schuppigen Haut der Schlange abprallte, als sei es gegen einen Stein gestoßen, drang Wulfs Schwert tief ein, als hätte er durch Butter gestochen. Wulf hielt seine Waffe fest umklammert und wurde von der Bewegung der Schlange mitgerissen, die sich mit schmerzerfüll-tem Schreien und Zischen von den Jungen zu entfernen versuchte. Das Schwert glitt weiter durch die Haut und versetzte der Schlange eine tiefe lange Wunde, aus der dickes Blut quoll. Wulf musste sich an einem der Stachel festhalten, um von der Wucht der Bewegung nicht seine Waffe zu verlieren. Mit einem kräftigen Ruck zog er es aus der Haut und stieß sich vom Körper des Tieres ab.
„Wie hast du das gemacht?“, fragte Helgin ungläubig, doch noch bevor Wulf antworten konnte, griff die Schlange wieder an.
Höher und höher räkelte sie sich und stieß dann herab. Sie zielte geradewegs auf Helgin, der mit vor Schrecken geöffnetem Mund regungslos vor Angst erstarrte. Wulf rannte, so schnell ihn seine Füße trugen, zu Helgin, hob mit einem beherzten Sprung vom Boden ab und streckte sein Schwert dem weit aufragenden Maul des Angreifers entgegen. Die Klinge fuhr in den Rachen der Schlange, durchstieß ihren Kopf und ließ das Tier sofort tot zu Boden fallen.
Helgin atmete tief durch und betrachtete den regungslosen Körper der Schlange. Doch wo war Wulf?
In gebührendem Abstand ging Helgin um den Schlangenleib herum und sah mit Erschrecken, dass Wulfs Arm von einem der Schlangen-zähne durchbohrt worden war.
„Wulf“, sagte Helgin und rüttelte an Wulfs Körper.
Aber Wulf antwortete nicht. Sein Atem ging unruhig und seine Haut war fahl. Kalter Schweiß lief über Wulfs Stirn. Helgin öffnete mit aller Kraft das Maul der Schlange. Der Zahn glitt aus Wulfs Arm und hinterließ eine klaffende Wunde, die jedoch nicht blutete. Er zog das Schwert aus dem Rachen und band es an seinem Gürtel fest.
Wulf stöhnte kaum hörbar und er war fast
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