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WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition)

Titel: WELTENTOR 2013 - Fantasy (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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kein Wort verloren hatte! Wie hätte er ihn auch erklären sollen? Ein feuch-ter, modriger Geruch, dessen Quelle er nicht auszumachen vermochte. Vielmehr schien er mal dieser, mal jener Ecke zu entströmen, als trage er ihn selbst in sich. Die Graberde in der Falle hatte er noch auf dem Friedhof herausgleiten lassen. Aber dieser Gestank! Diesen Gestank wurde er einfach nicht los.
    Ohne sich mit dem Gedanken an Nahrung weiter aufzuhalten, öffnete er weit die windschief in den Angeln hängende Holztür und nahm e inen tiefen Atemzug der frostkalten Morgenluft. Er sah sich nicht mehr um, als er schnell hinaustrat und zwischen den dicht stehenden Rotbuchen den kürzesten Weg zum Dorf einschlug. Mit jedem Schritt erfüllte ihn endlich neue Kraft.
    Für heute hatte ihn der Schankwirt Leven gebeten, die dringend nöti -gen Reparaturen an dessen Stallungen vorzunehmen. Diese Arbeit fiel Fyrsar sehr leicht. Es war so angenehm, im staubigen Dämmerlicht seinen Kopf leer werden zu lassen und seinen Händen bei der Arbeit zuzusehen, als gehörten sie einem anderen. Dennoch brauchte es auch Konzentration, denn sonst schob sich ungerufen ein anderer Anblick vor sein inneres Auge. Fyrsar vermochte es nicht zu leugnen, er zögerte den Augenblick seiner Rückkehr in den Wald hinaus. Selbst jetzt bekam er diese vermaledeite Feenkreatur nicht aus dem Kopf. Allein der Gedanke an ihr lippenloses Lächeln ließ ihn erschauern.
    „Fyrsar!“
    Er riss den Kopf hoch.
    Eine Hand rüttelte ihn an der Schulter, der Schankwirt, ein drahtiger kleiner Mann mittleren Alters, beugte sich über ihn.
    „Es ist alles getan“, murmelte Fyrsar, während er sich umsah. Und das war es tatsächlich. Durch die offene Stalltür erblickte er die fahle Oktobersonne, die schon tief am Himmel stand. Fyrsar rappelte sich auf, wobei er sich schwer auf den Wirt stützte.
    „Vor Tagen hatte ich dich schon erwartet“, murrte Leven. Er musterte Fyrsar im Halbdunkel des Stalles eindringlich. „Komm doch für eine Weile mit hinein ans Feuer“, forderte er Fyrsar dann auf. Sowohl seine Hände als auch seine Blicke ruhten schwer auf Fyrsar, drückender als dieser ertragen wollte.
    Er schüttelte Leven ab und eilte hinaus ins Freie.
    Leven rief etwas hinter ihm her, doch weder verstand es Fyrsar noch kümmerte ihn der Wirt noch, denn draußen hatte er Kessia erspäht.
    Kessia schien ihn nicht bemerkt zu haben. Zumindest hielt sie nicht inne, um auf ihn zu warten, vielmehr beschleunigte sie ihre Schritte. Fyrsar musste laufen, damit er sie auf dem zu dieser Stunde stillen Marktplatz endlich einholte.
    Von hinten packte er sie an der Schulter, wobei er versehentlich unsanft an einer Strähne ihres langen Haares zog. Erschrocken wirbelte sie zu ihm herum, die Hände abwehrend erhoben. „Fyrsar! Was schleichst du dich so an mich heran?“
    Er konnte es nicht verhindern, dass sie sich ihm entwand und zurück -wich, ehe sie sich ihm wieder näherte, misstrauisch in sein Gesicht lugend. Fyrsar erinnerte sich gerade noch rechtzeitig, dass ihrer beider Verbindung nach außen ja noch geheim bleiben musste und er sie daher nicht an sich ziehen durfte.
    Kessia musterte ihn eine Zeitlang schweigend. „Du bist krank, Fyrsar. Wie lange geht es dir schon so schlecht? Hoffentlich kehren Bilan und Meister Morva bald zurück. Bitte suche Morva auf und lasse ihn dich ansehen!“
    Was redete sie da für einen Unsinn und warum brachte sie schon wi eder seinen Bruder ins Spiel? Zwar rührte ihn ihre überflüssige Be-sorgnis, aber gleichzeitig erzürnte ihn die bloße Erwähnung Bilans und seiner Verbindung zum Zaubermeister, der auch als Medicus tätig war. Dass Bilans Zukunft momentan aussichtsreicher anmutete als Fyrsars, brauchte sie ihm nicht auch noch vorzuhalten. Wenn du wüsstest , dachte er, über welche Macht ich gebiete, von der selbst Morva nur träumen kann! Erst allmählich kam ihm der gesamte Sinn ihrer Worte zu Bewusstsein und er fragte verwirrt: „Zurückkehren? Woher? Ich wusste gar nicht, dass Bilan fort wollte.“
    „Morva wurde vor sieben Tagen nach Szeguan gerufen und Bilan be -gleitet ihn.“
    Fyrsar wurde immer aufgebrachter. Er würde wohl ein ernstes Wort mit Bilan reden müssen. Sein Bruder machte sich noch immer Hoff -nungen auf Kessia. Denn nur so war zu erklären, dass sie besser über Bilan Bescheid wusste als er selbst. Das kam nicht in Frage! Ob Bilan ihr Lügen über ihn erzählt hatte? Warf sie ihm deshalb solche beun-ruhigten Blicke zu? Es war

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