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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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New York aus, das als Weltfinanzzentrum eine Art Relaisfunktion einnahm, weiter auf andere Märkte. Häufig waren dies ehemalige Länder der Dritten Welt, die seit den Achtzigerjahren eine Neubewertung als »Emerging Markets« erfahren hatten und Pionier-Investoren hohe Renditen versprachen. Viele dieser Länder erlitten ein ähnliches Schicksal wie Japan: Südamerika 1982, Mexiko 1994 oder Asien 1997 sind nur einige Beispiele für das Bersten großer Spekulationsblasen in der früheren Dritten Welt. Mehr und mehr wüteten die dämonischen Dollars jedoch auch in den entwickelten Ökonomien: Die Marktverwerfungen an der Wall Street 1987 gehören ebenso dazu wie das Platzen der New-Economy-Blase zur Jahrtausendwende und das Subprime-Fiasko 2007. In gewissem Sinne kann sogar die Euroland-Krise von 2010 dazugezählt werden. Seit den Achtzigerjahren suchte die Finanzmärkte ein Crash nach dem anderen heim.
    Man musste kein Nobelpreisträger sein, um zu erkennen, dass dieser Entwicklung etwas zutiefst Beunruhigendes innewohnte: Je länger die Handels- und Devisen-Ungleichgewichte anhielten, desto heftiger und häufiger wurden die Störungen und Finanzkrisen. Der Wall-Street-Absturz von 1987 ging zwar mit dem bis dahin stärksten prozentualen Tagesminus des Dow Jones in der Geschichte einher. Doch bereits nach zwei Jahren stand der Index auf seinem Vorkrisen-Niveau. Das Spiel konnte weitergehen. Das Ende der Tigerstaaten-Blase 1997 stürzte Volkswirtschaften wie Thailand oder Indonesien in eine lang anhaltende Phase des Abschwungs, die vom Ausmaß an die Große Depression der Dreißigerjahre erinnerte. Jedoch blieben die Folgen nahezu ausschließlich auf die Region beschränkt. Ähnlich die Japan-Krise: Sie paralysierte zwar die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt auf Dekaden, aber auch sie wirkte kaum über die Landesgrenzen hinaus. Doch schon 1998 war das nicht mehr so sicher. In jenem Jahr sah sich die Federal Reserve gezwungen, mit einer geldpolitischen Hauruck-Aktion eine erdumspannende Finanzkatastrophe abzuwenden. Der Anlass war im ersten Moment so obskur, dass nur ein kleiner Kreis von Eingeweihten überhaupt im Bilde war: der drohende Bankrott des Hedgefonds »Long-Term Capital Management«. Dessen vier Anfangsbuchstaben LTCM wurden zum Menetekel kommender Fährnisse.
Ein Menetekel namens LTCM
    LTCM war der größte und erfolgreichste Hedgefonds seiner Zeit, der breiten Öffentlichkeit aber nahezu unbekannt. Der Fonds hatte sich bei zahlreichen Wall-Street-Banken Milliardenbeträge geliehen, um mit einer todsicheren Methode Erträge zu generieren. Reichlich mit dämonischen Dollars versehen, drängten manche große Banken LTCM die Kredite geradezu auf. Auf dem Höhepunkt seines Treibens stand einem Eigenkapital von einer Milliarde Dollar Fremdkapital in Höhe von 100 Milliarden Dollar gegenüber. 27 Jahrelang bescherte LTCM seinem exklusiven Kundenkreis traumhafte Gewinne, aber dann geschah etwas Unerwartetes: Im Sommer 1998 gab Russland überraschend bekannt, dass es seine Auslandsschulden nicht mehr bedienen konnte. Der Zahlungsausfall führte zu einer breiten Flucht aus dem Risiko. Praktisch alle als irgendwie riskant eingestuften Anlageformen verloren rapide an Wert. Diese Verwerfungen waren zu viel für das todsichere LTCM-System, das sogar durch zwei Nobelpreisträger im Fondsmanagement höchste wissenschaftliche Weihen erhalten hatte. Verluste sollten durch Streuung minimiert werden. Doch die Diversifikation war viel zu eng gefasst, die generelle Risikoflucht drückte nun nahezu sämtliche Positionen von LTCM ins Minus. Nun arbeitete die Hebelwirkung des Fremdkapitals erbarmungslos gegen den Fonds. Gleichsam über Nacht waren nicht nur die Erträge dahin, auch das Eigenkapital war aufgezehrt. Als Nächstes drohte sich das geliehene Geld in Luft aufzulösen – was sich abspielte, war ein Hexensabbat der Vermögensvernichtung.
    LTCM stürzte und drohte einige der großen Geldhäuser mit sich zu reißen. Würden die Häuser hohe Verluste erleiden, könnte das dazu führen, dass sie sich untereinander kein Geld mehr liehen: Eine globale Kreditklemme zeichnete sich ab. Hastig schmiedete die Fed in der Finanzmetropole New York ein Konsortium aus den wichtigsten Banken und gab Geldspritzen, um das System am Laufen zu halten. Das System der dämonischen Dollars wurde noch

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