Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
Vom Netzwerk:
Getöse der Finanzkrise in die Nullzins-Ära über. Alle Vorhaltungen, die Greenspan gemacht werden können, treffen Bernanke umso mehr. Längst, so scheint es, wird Amerikas Geldpolitik von der gleichen deprimierenden Alternativlosigkeit beherrscht wie die japanische.
Was bleibt vom Dollar?
    Nach der Jahrtausendwende brachten die dämonischen Dollars das Finanzsystem endgültig ins Wanken. Das Platzen der Internetblase mündete in einen dreijährigen Bärenmarkt. Das war der längste Abschwung seit den Siebzigerjahren. Der Dow Jones, der Gradmesser der breiten US-Wirtschaft, verlor in dieser Zeit 38 Prozent. Ungleich härter traf es den Technologieindex Nasdaq, der um 78 Prozent absackte. All das wurde jedoch von den Folgen der geplatzten Hypothekenblase aufs Grausigste in den Schatten gestellt. Was beim Hedgefonds-Schock von 1998 und nach dem Platzen der New-Economy-Blase noch vermieden werden konnte, war nach dem Kollaps des Subprime-Wahns endgültig nicht mehr aufzuhalten. George Soros sprach vom Platzen einer »Superblase«. Die Hypotheken-Krise vernichtete bei Banken und Versicherungen Vermögenswerte in Höhe von einer Billion Dollar: Verluste in einer Größenordnung, die sämtliche großen Geldhäuser in den Ruin zu treiben drohten. Regierung und Federal Reserve sahen keine andere Möglichkeit, als in einem Ausmaß in das Finanzmarktgeschehen einzugreifen, wie es für die amerikanische Geschichte beispiellos war.
    Kurz nach der Pleite der Investmentbank »Lehman Brothers« sah sich die Fed gezwungen, den Leitzins auf nahe null zu setzen. Bald darauf ging sie auch zu der sogenannten »quantitativen Lockerung« über. Dieser Euphemismus steht für nichts anderes, als dass die Notenbank mit neu geschaffenem Geld lang laufende Staatsanleihen oder Hypothekenpapiere kauft und das Zinsniveau so künstlich niedrig hält. »Quantitativ« steht im Gegensatz zu der »qualitativen« Lockerung sinkender Leitzinsen. Mit der quantitativen Lockerung sind entscheidende Marktmechanismen außer Kraft gesetzt. Im Grunde bedeutet dies, dass eine staatliche Behörde festsetzt, zu welchen Konditionen der Staat und mittelbar andere Gläubiger Kapital am Markt aufnehmen können. Mit diesem interventionistischen Einsatz der Notenpresse bringt die Notenbank Geld ins Finanzsystem, dem kein Mehr an Gütern und Dienstleistungen gegenübersteht. Die Folge ist eine potenzielle Entwertung des Geldes: »Quantitative Lockerung« ist also nicht nur eine extreme Marktmanipulation, sie kann auch, wenn sie außer Kontrolle gerät, einer starken Inflation oder gar Hyperinflation den Weg bereiten.
    Gleichzeitig rettete die US-Administration die strauchelnden Finanzinstitute mit Kapitalspritzen und pumpte in Form eines 787 Milliarden Dollar schweren Notprogramms Geld in die US-Wirtschaft. Auch diese Konjunkturspritzen waren kreditfinanziert. Für das Jahr 2012 sieht der US-Haushaltsplan ein Defizit von 1,1 Billionen Dollar vor. Die Zahl könnte leicht höher ausfallen, im Jahr 2011 klaffte im Budget eine Lücke von 1,6 Billionen Dollar, im Jahr 2010 waren es 1,3 Billionen gewesen, im Jahr davor 1,4 Billionen. Bis zum Ende der Dekade wird der Fehlbetrag wohl nicht unter die Billionenmarke sinken, wie im Haushaltsplan der US-Kongressbehörde »Congressional Budget Office« nachzulesen ist. Selbst für eine so große Volkswirtschaft wie die amerikanische sind das Ehrfurcht gebietende Summen. Das gesamte Vorgehen erinnert auf beklemmende Weise an die Schritte, mit denen die japanische Führung auf das Ende der dortigen Blase reagierte. Einen Unterschied indes gibt es, und daran knüpfen viele Beobachter ihre Hoffnung, dass Amerika der japanische Weg der Deflation erspart bleiben könnte: Amerika legte bei der »Krisenbewältigung« ein weitaus höheres Tempo an den Tag. Ob das jedoch ausreichen wird, den japanischen Weg zu vermeiden, steht in den Sternen. Japans eigentliche Deflation setzte erst nach der zweiten Rezession ein, die dem Nach-Bubble-Abschwung im Abstand von wenigen Jahren folgte. Diese Bewährungsprobe steht in Amerika bisher noch aus.
    Letztlich bedeuten all diese Maßnahmen, dass sich Amerika von einem freiheitlichen Kapitalismus verabschiedet hat und zu einer Art von »Japanismus« übergegangen ist. Alle Risiken wurden letztlich sozialisiert und bleiben beim Staat, dessen Schulden immer höhere

Weitere Kostenlose Bücher