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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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unterzog, wirkte wie eine Wundermedizin. Schon drei Jahre später war die Teuerungsrate in Amerika auf fünf Prozent gesunken. Der Dollar war als Hartwährung gerettet. Die US-Wirtschaft, die Anfang der Achtzigerjahre bedenkliche Auflösungserscheinungen gezeigt hatte, kehrte auf einen soliden Wachstumspfad zurück. Nach der Rezession, der schwersten seit der Großen Depression, wuchs die US-Wirtschaft drei Quartale in Folge mit Raten von über acht Prozent. Gleichzeitig hauchte der neue Präsident Ronald Reagan dem Land Zuversicht ein. Indem die USA und die US-Wirtschaft wieder zu Kräften kamen, sollten sich jedoch Entwicklungen verstärken, die in der Lösung des Dollar vom Gold angelegt waren. Mit der Trennung mochte der Widerspruch überwunden sein, dass man nicht beides haben konnte: »hartes« Geld und weltweites Wirtschaftswachstum. Im Nach-Bretton-Woods-System schien dies kein Entweder-oder mehr zu sein. Offenbar war beides möglich. Doch die Geldpolitiker hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, oder genauer: ohne den Finanzwirt. Denn Geld fließt nicht nur zwischen Privaten und Unternehmen, sondern auch innerhalb des Bank- und Versicherungssektors. Nachdem das Geld von seinen goldenen Fesseln befreit wurde, wurde unter Reagan und Thatcher nun auch das Finanzsystem aus den Ketten jahrzehntealter Regulierungen gelöst. Der entfesselte Kapitalismus bescherte der westlichen Welt eine unerwartete Wohlstandsexplosion in einer Zeit, in der der Lebensstandard im Ostblock stagnierte oder sogar zurückging. Doch die schöne neue Freiheit der Finanzindustrie hatte auch eine dunkle Seite. Über kurz oder lang würden ihre Dämonen Amerika und die Welt heimsuchen.

5. Dollar-Dämmerung
Dämonische Dollars
    Die Entkopplung der internationalen Leitwährung vom Gold Anfang der Siebzigerjahre leitete eine neue Ära ein. Kaum jemand konnte damals überblicken, wie gravierend die Folgen für das internationale Währungsgefüge und für die Weltwirtschaft insgesamt sein würden. Das ungedeckte Fiat-Geld bescherte den Industrieländern nicht nur eine Phase beispielloser inflationärer Exzesse, die dank Volckers Kraftakt schließlich eingedämmt werden konnten. Es erlaubte Staat und Privaten auch neue Dimensionen des Konsums. Dank des kreditgeschöpften Papiergeld-Dollar konnten die Amerikaner laufende Ausgaben gleichsam »anschreiben lassen«. Egal ob es um moderne Flugzeugträger für die United States Navy ging oder das neue Auto für Mister und Misses Jones. Mochten die Handelsdefizite steigen und steigen – solange es auf der Welt genügend Abnehmer für amerikanische Schuldtitel gab, schien alles in Ordnung.
    Auf den ersten Blick profitierten alle von dem Dollar, der die Fesseln des Goldes und des Bretton-Woods-Systems abgestreift hatte: nicht nur die amerikanische Regierung und die US-Bürger, die mehr denn je auf Shoppingtour gehen konnten, sondern auch in- und ausländische Produzenten, die sich über ungeahnte Absatzsteigerungen freuten. Amerika wurde das Land der schier unbegrenzten Konsummöglichkeiten. Die Notenpressen der größten Volkswirtschaft subventionierten das Wachstum der Welt.
    Im krisendurchwehten Klima der Siebzigerjahre war die Entwicklung aus verschiedenen Gründen noch moderat verlaufen. Politische Schocks wie der Watergate-Skandal, der Richard Nixons blendender Politikkarriere 1974 ein unrühmliches Ende setzte, sowie Energiekrisen dämpften die Konsumstimmung. Die Siebzigerjahre waren in vieler Hinsicht das düsterste Jahrzehnt seit der Großen Depression. Den Amerikanern schien ihre Zuversicht abhandengekommen. Davon abgesehen hatte für die westlichen Regierungen der Ausbau des Sozialstaats Priorität, nicht so sehr die Entwicklung der Angebotsseite. Selbst das kapitalistische Kernland USA kannte in den Siebzigerjahren Spitzensätze bei der Einkommensteuer von mehr als 80 Prozent. Das Recht auf Konsum hatte in Washington noch keine Lobby.
    Das änderte sich mit einem Regierungswechsel. Am 20. Januar 1981 löste Ronald Reagan den zuletzt unbeholfen agierenden Jimmy Carter im Weißen Haus ab. Der neue US-Präsident, der bald als der »große Kommunikator« bekannt sein würde, gab seinen Landsleuten nicht nur ihren früher so charakteristischen Optimismus zurück. Er setzte auch eine neue Wirtschaftspolitik durch, die in Vielem einen Bruch mit dem

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