Weltkrieg der Waehrungen
einmal gerettet.
Nach dem LTCM-Schock war die Spekulationsparty nicht vorbei. Ermuntert durch billiges Kredit-Geld zog die Partygesellschaft schlicht an einen anderen Veranstaltungsort weiter. In vieler Hinsicht kam die Stimmung jetzt erst richtig in Schwung. Als Nächstes wurden Technologieaktien auf hysterische Niveaus katapultiert, was bekanntlich nach der Jahrtausendwende im Katzenjammer endete. Noch während die Schimäre von der »New Economy« zu Grabe getragen wurde, wuchs in den USA, GroÃbritannien, Spanien und andernorts ein neues Spekulationsmonster heran, diesmal am Immobilienmarkt. Dann waren Erdöl und andere Energierohstoffe an der Reihe, und schlieÃlich »sichere« Staatsanleihen, auch solche griechischer Provenienz. Es scheint, als sei die Welt in einem ewigen Kreislauf des billigen Geldes mit gewaltigen Boom- und Crash-Phasen gefangen, in einer Art ökonomischem Albtraum der ewigen Wiederkehr, aus dem es kein Entrinnen gibt.
Greenspan â das Gesicht einer Ãra
Chef der Federal Reserve über weite Phasen der Ãra des dämonischen Geldes war Alan Greenspan. Der Mann mit der massiven Hornbrille und dem sibyllinischen Lächeln gab der Epoche ein Gesicht. Während seiner Amtszeit von 1987 bis 2006 wurde der Fed-Vorsitzende von vielen Anlegern (und Journalisten) als »Maestro«, »Magier der Märkte« oder »Hohepriester des Geldes« verehrt. Und tatsächlich konnten Aktionäre, aber auch Immobilienbesitzer, nach den 18 Jahren seiner Ãgide auf Wertzuwächse blicken, wie sie in der Geschichte ohne Präzedenz sind. Zwischen 1987 und Anfang 2006 legte der Dow Jones Index um 555 Prozent zu: Anleger versechsfachten ihr Kapital. Gleichzeitig ging in den USA und in groÃen Teilen der industrialisierten Welt die Inflation zurück. Es sah so aus, als könne der amerikanische Notenbank-Chef, der Mann mit dem eigentümlich faltigen Gesicht, Wunder vollbringen â oder zumindest zaubern.
So sehr Greenspan während seiner aktiven Zeit als Fed-Vorsitzender idealisiert wurde, so vehement wird er seither verdammt. Die 2007 einsetzende Finanzkrise wurde als Erbe Greenspans apostrophiert. Viel zu lang habe er eine Politik des billigen Geldes betrieben, lautet die Kritik. Dadurch habe er die spekulativen Auswüchse, von ihm selbst im Dezember 1996 »irrationaler Ãberschwang« genannt, immer weiter angeheizt. Auch für den Niedergang des Dollar in der Zeit von 2002 bis 2008 wird der frühere Fed-Chef verantwortlich gemacht. Ist also Greenspan persönlich schuld am Entgleisen der Weltwirtschaft nach der Jahrtausendwende? Hätte ein anderer Notenbankchef mit einer verantwortungsvolleren Geldpolitik verhindern können, dass die globale Ãkonomie auf eine schiefe Ebene gerät?
Im Nachhinein betrachtet war Greenspans Politik des »Benign Neglect« (wohlwollende Vernachlässigung) gegenüber den dämonischen Dollars ein fatales Versäumnis. Die Beinahe-Verdreifachung der Geldmenge M3 und die Dauerniedrigzinsen seiner späteren Amtszeit haben zur Entstehung der gröÃten Spekulationsblasen der Geschichte beigetragen. Allerdings ist Greenspan im groÃen »Krieg der Währungen« ebenso sehr Opfer wie Täter. Letztlich agierte die Fed unter seinem Kommando wie eine amerikanische Behörde, die nationalen amerikanischen Interessen dient. Diese Behörde musste in den vergangenen 20 Jahren auf zwei welthistorische Ereignisse von groÃer Tragweite auch für die Finanzmärkte reagieren. Sie werden durch die Daten 9. November 1989 und 11. September 2001 markiert. Der Dollar war in dieser Zeit, nicht anders als unter Nixon oder Roosevelt, ein Machtinstrument der US-Regierung.
Der 9. November 1989 steht nicht nur für den Fall der Berliner Mauer, sondern auch für die Hinwendung der »zweiten Hälfte« der Welt zum Kapitalismus. Dadurch wurden bis zu 2,5 Milliarden Menschen zusätzlich in den internationalen Arbeitsmarkt integriert, Menschen, die häufig nicht mehr als ein paar Dollar am Tag verdienen. Gleichzeitig war die Verlagerung von Fabriken durch technische Innovationen und die Senkung der Kommunikations- und Transportkosten so einfach wie nie. Diese geoökonomische Kernfusion setzte mächtige deflationäre Kräfte frei, die seither das allgemeine Preisniveau in den alten Industriestaaten stabil halten. Anders als noch in den Siebzigerjahren gehen Phasen des starken
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