Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
Vom Netzwerk:
führten als unumstrittene demokratische Supermacht auch eine Phalanx von Nationen der »freien Welt« an: Ohne die Nato und andere Bündnisse, die sich um Amerika gruppierten, hätte der Dollar womöglich nie oder zumindest nicht so schnell die Bedeutung erlangt, die er nach dem Zweiten Weltkrieg, gestützt durch die Vereinbarungen von Bretton Woods, einnahm. Inwieweit dies Peking, das bislang eine eher autistische Außenpolitik betrieben hat, gelingen kann, steht in den Sternen.
Was schiefgehen könnte
Ein neuer Protektionismus
    Das Drehbuch für den Yuan-Aufstieg steht. Doch Pekings Plan, eine Liberalisierung seiner Währung möglichst lange hinauszuzögern, birgt erhebliche Risiken. Dazu zählen die möglichen Gegenmaßnahmen der Leidtragenden. Kann sich Peking einer substanziellen Aufwertung des Yuan noch Jahre widersetzen, bedeutet das eine schleichende Schwächung der Exportwirtschaft anderer Industrienationen. Das Reich der Mitte würde gleich einem gigantischen Staubsauger Jobs und Wohlstand aus anderen Wirtschaftsnationen anziehen. Dass Deutschland im Jahr 2009 seinen Titel als Exportweltmeister an China verloren hat, muss als ernste Warnung verstanden werden. Nach einer Studie der Boston Consulting Group muss sich die Bundesrepublik bis 2015 ohnehin auf die Abwanderung von zwei Millionen Industriearbeitsplätzen einstellen. Der fortgesetzte Einsatz der Waffe Yuan beschleunigt diesen Prozess. Pekings staatlich gesteuerter Wechselkurs stellt hiesige Ausfuhrunternehmen vor unangenehme Entscheidungen: Sie haben die Wahl, die Produktion nach China zu verlagern, Lohndumping im eigenen Land zu betreiben, auf die Verdrängung menschlicher durch maschinelle Arbeitskraft zu setzen oder – am unwahrscheinlichsten – sich fatalistisch mit der Erosion ihrer Wettbewerbsfähigkeit abzufinden. Wenn China den industriellen Kern der deutschen Volkswirtschaft – die Automobilproduktion, den Maschinen- und Anlagenbau, den Elektrosektor – attackiert, wird aus dem wichtigen Kunden von heute ein gefährlicher Rivale auf dem Weltmarkt.
    Die Vereinigten Staaten und Großbritannien haben in den vergangenen Jahrzehnten schon eine Deindustrialisierung erlitten. In Amerika hat sich der Anteil des verarbeitenden Gewerbes halbiert. Damit gehen sinkende Reallöhne einher, wie sie vor allem amerikanische Arbeiter seit den Achtzigerjahren hinnehmen mussten. Diese Verwerfungen sind nicht allein, aber in zunehmendem Maß dem Aufstieg des asiatischen Riesenreichs und seinem aggressiven Yuan-Merkantilismus geschuldet. Der Bundesrepublik droht ein ähnliches Schicksal, mit dem maßgeblichen Unterschied, dass der industrielle Sektor für Europas größte Volkswirtschaft viel höheren Stellenwert hat als für die angelsächsischen Finanz- und Konsumnationen USA und Großbritannien. Die Folgen eines Branchensterbens für die Sozialkassen, den Staatshaushalt und den sozialen Frieden hierzulande wären unabsehbar.
    Es ist kaum anzunehmen, dass die deutschen Arbeitnehmer (und Wähler) einer weiteren Finanzierung des Aufstiegs Chinas zur Supermacht aus ihrem Einkommen tatenlos zusehen werden. So sehr sich Verbraucher über billige chinesische Produkte freuen, so sehr schwant ihnen doch der Zusammenhang zwischen chinesischer Exportsubventionierung und Arbeitsplatzverlusten. Branchenvertreter der deutschen Solarindustrie forderten bereits Schutzzölle, um die »Dumpingpreise« der Chinesen zu kontern. Die ohnehin stark von staatlichen Hilfen abhängigen Fotovoltaik-Erzeuger mögen die Ersten sein, die lautstark Abhilfe gegen die unfaire Konkurrenz aus Fernost einfordern, mit Sicherheit aber bleiben sie nicht die Letzten. In den Achtzigern empörten sich Amerika und Europa über eine als zunehmend ungerecht und provokant empfundene Währungspolitik Japans. Damals wurden Einfuhrkontingente und Zollmauern als Konsequenzen gefordert. Am Ende kam es zu freiwilligen Importquoten der Japaner, die allerdings in etwa ebenso freiwillig waren wie eine Wurzelkanalbehandlung beim Zahnarzt. Die Dimension der chinesischen Wirtschaftsmacht bringt es mit sich, dass die Einsätze in dem Spiel heute noch höher sind als vor 30 Jahren.
    Unversehens könnte Pekings Währungs-Merkantilismus eine neue Ära der Zölle und anderer Formen der nationalistischen Abschirmung eigener Industrie heraufbeschwören. Kommt dieses Wettrüsten der Protektionisten

Weitere Kostenlose Bücher