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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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die Carry-Trades unter dem Paradigma der dämonischen Dollars nur umso verlockender machen. Es wäre praktisch so, als wolle man Feuer mit Benzin löschen. Durch seine Politik der Wechselkurs-Manipulation hat sich Peking also in ein schwer zu lösendes Dilemma manövriert. Zwar wird das Ausmaß der Arbitrage noch durch Pekings Devisenbewirtschaftung begrenzt, doch je mehr chinesische Geldhäuser sich internationalisieren und je mehr ausländische Finanzinstitute Dependancen im Reich der Mitte gründen, desto schwieriger wird eine lückenlose Kontrolle der Geldflüsse. Ganz zu schweigen davon, dass eine fortgesetzte Devisenbewirtschaftung dem Ziel der Volksrepublik zuwiderläuft, einen modernen und offenen Kapitalmarkt im Land zu etablieren, was wiederum zum Aufstieg zur Finanz-Supermacht unerlässlich ist.
    Für Chinas Binnenökonomie könnte sich die Unterbewertung des Yuan als Zeitbombe erweisen. Die jetzigen Gefahren sind jedoch nichts, verglichen mit denen, die auf das Reich der Mitte zukommen, wenn es den Wechselkurs wirklich eines Tages ganz freigibt. Dann könnte eine ähnlich wahnwitzige Situation entstehen wie im Japan der Achtzigerjahre.
Heisei – der groteske Boom
    Das japanische Beispiel verdeutlicht wie kein anderes, in welche Turbulenzen Wirtschaftsmächte geraten können, wenn sie ihre lange Zeit unterbewertete Währung am Ende doch freigeben. Im Verlauf von nur etwa einer Dekade erfuhr das Reich des Tenno einen ins Groteske gesteigerten Boom und einen ebenso übersteigerten Abschwung, der in der Nachkriegsgeschichte seinesgleichen sucht. Der Startpunkt für die ökonomische Achterbahnfahrt Japans war das Plaza-Abkommen vom September 1985. Bei dem Treffen in dem namengebenden New Yorker Luxushotel »The Plaza« einigten sich die damals führenden Industrienationen USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich darauf, die weltwirtschaftlichen Ungleichwichte abzubauen.»Weltwirtschaftliche Ungleichgewichte«, so wurden (damals wie heute) die Defizite in der amerikanischen Handelsbilanz höflich-diplomatisch umschrieben. Die Verantwortlichen waren zumindest aus Sicht Washingtons klar: Die Überbewertung des Dollar zur D-Mark und zum Yen waren daran schuld, dass sich das Minus zuletzt deutlich ausgeweitet hatte. Es war an der Zeit, dass Deutschland und Japan etwas dagegen tun, beharrten die Amerikaner.
    Als sein Beitrag zum Abbau der Ungleichgewichte musste Tokio einwilligen, eine Verteuerung seiner Währung zum Dollar zuzulassen – eben jene Verteuerung, gegen die sich die Wirtschaftselite des Landes jahrelang gestemmt hatte. Zur japanischen Kompromissbereitschaft mag sicherlich beigetragen haben, dass das Damoklesschwert von Handelsbeschränkungen in Amerika und auch in Europa Mitte der Achtziger so bedrohlich geschwungen wurde wie noch nie in der Nachkriegszeit.
    In den Jahren nach dem Plaza-Abkommen wertete das japanische Geld tatsächlich um bis zu 100 Prozent auf. Auch wenn die Handelsbilanz Amerikas sich keineswegs so verbesserte wie erhofft, hatte das Abkommen doch gewaltige Auswirkungen. Die größte Begleiterscheinung von Plaza war unbeabsichtigt: Immer mehr ausländisches Kapital strömte in Japans Immobilien- und Aktienmarkt: Spekulanten betrachteten die politisch begrüßten Wechselkursgewinne als »windfall profits« – als willkommene Zusatzerträge auf die ohnehin schon lukrativen Investments im Reich des Tenno.
    Die Parallelen zur Gegenwart springen ins Auge: Japan galt damals als ähnlich dynamische Volkswirtschaft wie heute das Reich der Mitte. Zusammen mit dem Industrie- und Handelsministerium MITI schienen Nippons Konzerne die Zauberformel zur Eroberung der Weltmärkte gefunden zu haben. Heute sind es die chinesischen Konzerne, denen Ähnliches verheißen scheint, und wiederum wird ihre enge Kooperation mit der Regierung als Erfolgsrezept angeführt. In den Achtzigerjahren schien Japans Aufstieg zur ökonomischen Supermacht ebenso schicksalhaft vorgezeichnet wie heute der Weg Chinas.
    Es war die Zeit, als im Westen Titel wie »Japan as Number One« die Bestsellerlisten stürmten, und es war die Zeit, als westliche Unternehmen ihren Mitarbeitern japanische Management-Praktiken wie »Kaizen« (die Kunst der ewigen Verbesserung) anpriesen. Während die Wirtschaftsmacht in Fernost weltweit gefeiert und gefürchtet wurde, kletterten die Preise am

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