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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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haben Renminbi-demoninierte Bonds begeben. Und das ist nur der Anfang.
    In den vergangenen Jahren unternahm die chinesische Regierung verstärkt Schritte hin zu einer internationalen Rolle des Volksgeldes. Die People’s Bank of China (PBoC) hat Swap-, also Devisentausch-Vereinbarungen mit einer Reihe anderer Zentralbanken geschlossen. Auch Handelsgeschäfte auf Yuan-Basis sind nun erlaubt, wenngleich nur in bescheidenem Maße. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2011 betrug das Volumen der in chinesischer Währung abgewickelten Transaktionen umgerechnet rund 108 Milliarden Euro – eine kleine Zahl angesichts des Gesamtumfangs, aber zugleich mehr als eine Verdreizehnfachung zum Vorjahreszeitraum. Auch als Wertaufbewahrungsmittel darf das chinesische Geld zunehmend außerhalb der Volksrepublik verwendet werden, wodurch es schleichend in den Status einer Reservewährung hineinwächst. Mitte 2011 lagen die Yuan-Einlagen in Hongkong bei umgerechnet 62 Milliarden Euro, das ist zehnmal so viel wie 2008 und drei Viertel mehr als Ende 2010. Doch ist eine wirkliche Öffnung der Börse für festverzinsliche Wertpapiere noch Jahre entfernt, ebenso eine frei konvertierbare Währung.
    Die Erfahrungen der vergangenen Jahrzehnte lassen jedoch nur wenige Zweifel an der Fähigkeit der chinesischen Regierung, ambitionierte und ambitionierteste Ziele zu erreichen. Dass es im offiziell kommunistischen China vibrierende Aktienmärkte gibt, wäre vor einer Generation unvorstellbar gewesen. An der Börse Schanghai findet zum Beispiel erst seit 1990 wieder ein Aktienhandel statt, der diesen Namen verdient. Mit atemberaubenden Fortschritten darf also durchaus gerechnet werden. Es lohnt sich, ein Szenario zu skizzieren, wie der Aufstieg des Yuan zum Primus inter Pares der Reservewährungen aussehen könnte.
Das Drehbuch zur Dominanz
    Schreibt man die Entwicklung der Zeit seit 1990 fort, wird die chinesische Wirtschaft in ein bis zwei Dekaden den Rang der globalen Nummer eins einnehmen. Die Volksrepublik hat dann das »natürliche Recht«, eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Reservewährung zu stellen. Vorausgesetzt, Peking gelingt es, den Devisenhandel ohne größere Verwerfungen zu liberalisieren, dürfte der Yuan Ende der Zwanzigerjahre des 21. Jahrhunderts zu einer zentralen Handelswährung aufgestiegen sein. Aktuell werden 85 Prozent aller Transaktionen in Dollar abgewickelt, was nicht zuletzt daher rührt, dass Öl, Eisenerz und andere Rohstoffe weltweit in der US-Devise fakturiert werden. Allerdings beginnt dieses Monopol des Greenback zu bröckeln, da es für die Erzeuger immer riskanter wird, auf einem Berg von Dollars zu sitzen, also auf einer Währung, die in ein paar Jahren vielleicht nur noch die Hälfte des heutigen Werts hat.
    Daher wird sich ein Druck aufbauen, den Yuan – das Zahlungsmittel des wichtigsten Rohstoffabnehmers weltweit – bis 2020 als Handelswährung zu verwenden. Bis 2030 dürfte das chinesische Zahlungsmittel dem Greenback bei internationalen Transaktionen in nichts nachstehen. Mit dem Siegeszug des Yuan als Handelswährung wird er mehr und mehr in die Devisenschätze der Regierungen einsickern. Gelingt es der Volksrepublik, Schanghai wie geplant als internationales Finanzzentrum zu etablieren, das beim Aktien-, Anleihen- und womöglich auch Rohstoffhandel eine führende Position innehat, wird das die Karriere des Yuan erheblich beschleunigen. Als sicher kann gelten, dass das chinesische Zahlungsmittel in einer Generation eine bedeutende Reservewährung neben dem Dollar und (sofern dann noch vorhanden) dem Euro darstellt. Ob der Greenback Mitte des Jahrhunderts ganz abgeschrieben sein wird, ist heute noch Spekulation. Fest steht, dass sich der Bedeutungsverlust der US-Währung jenseits eines gewissen Punkts dramatisch beschleunigen könnte. Hat der Yuan als Handels- und Reservewährung eine gewisse kritische Masse erreicht, fallen die Netzwerkeffekte weg, die für den Greenback sprechen. Womöglich wird das Geld der hoch defizitären USA dann als Risikofaktor wahrgenommen. Diese Perspektive ergibt sich vor allem, wenn Amerika seine Schuldenprobleme in der neuen Dekade nicht in den Griff bekommt. Die Bank of America sieht in einem fiktiven Szenario eine schwere Dollarkrise für das Jahr 2045 voraus, die den Greenback aus der Runde der Reservewährungen katapultieren würde. Das Jahr 2045 ist

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