Weltkrieg der Waehrungen
erst einmal in Gang, ist es nur schwer wieder zu stoppen. Im Extremfall könnte die Welt dann wie in den DreiÃigerjahren in Wirtschaftsblöcke zerfallen. Es wäre der Unfalltod der Globalisierung. Und gleichzeitig wäre es das Ende der Träume von einer Weltwährung Yuan. Denn in den gegnerischen Blöcken würde niemand das Feindgeld aus dem Fernen Osten haben wollen.
Die Superblase
Das gewagte Spiel, das Peking mit seiner Währung treibt, könnte aber auch auf eine andere Weise nach hinten losgehen. Das Taktieren mit dem Yuan droht eine Super-Spekulationsblase entstehen zu lassen, deren zwangsläufiges Platzen nicht nur Chinas raketenhaften Aufstieg stoppen, sondern auch die gesamte Weltwirtschaft destabilisieren könnte. Durch die Kopplung des Yuan an den Dollar ist im Zeitalter der dämonischen Dollars die Versuchung groÃ, Arbitrage-Geschäfte zu betreiben, sogenannte »Carry Trades«. Dazu leihen sich Investoren Geld zu niedrigen Zinsen in Finanzzentren wie New York, London oder Tokio und legen es dann in dynamischen Märkten an, wo sie höhere Zinserträge oder Kursgewinne oder beides zusammen erzielen können.
Bei einer festen Wechselkursparität gehen sie kein Risiko ein. Nach der vereinbarten Zeit werden die Kredite zurückgezahlt, und der Zinsertrag wird als »gehebelter« Gewinn vereinnahmt. Wie lukrativ ein solches Arbitrage-Geschäft sein kann, macht eine einfache Rechnung deutlich: Ein hypothetischer Investor verfügt über ein Eigenkapital von 20 Millionen Dollar. Mit diesem Grundstock kann er einen Kredit von weiteren 80 Millionen aufnehmen, den er mit einem Prozent jährlich verzinsen muss. Der Investor transferiert die 100 Millionen nun nach Asien, wo er mit Anleihen eine Rendite von zwei Prozent einfährt. Nach einem Jahr bleibt ein Gewinn von 1,2 Millionen (zwei Millionen Habenzinsen minus 800 000 Sollzinsen auf die Kredite). Der Investor erhält auf sein eingesetztes Kapital folglich einen Jahresertrag von sechs Prozent (1,2 Millionen, gemessen an 20 Millionen). Gelingt es, am chinesischen Markt eine Rendite von vier statt zwei Prozent zu erzielen, schieÃt der Ertrag des Investors gemessen am Eigenkapital auf 16 Prozent nach oben: Abzüglich der Sollzinsen bleibt ein Gewinn von 3,2 Millionen, bezogen auf 20 Millionen Eigenkapital.
Solche Geschäfte sind nicht nur attraktiv, sie werden geradezu unwiderstehlich, wenn die Zinsen in Amerika länger niedrig bleiben. Daher waren die 2009 und 2010 gemachten Aussagen von Fed-Chef Ben Bernanke, die Sätze über eine »ausgedehnte Zeitspanne« nicht anheben zu wollen, für die Märkte von enormer Bedeutung. Inzwischen hat die US-Notenbank noch eins draufgelegt und offiziell verkündet, dass der Leitzins nicht vor 2014 angehoben wird. China ist potenziell ein besonders lohnendes Ziel der Arbitrageure. Im Gegensatz zur schlingernden Konjunktur in Amerika brummt die Wirtschaft der Volksrepublik, was mittelfristig höhere Aktiennotierungen, Immobilienpreise und Zinsen erwarten lässt. Obendrein verspricht der unterbewertete Yuan mittel- bis langfristig zusätzliche Währungsgewinne.
Für Chinas Wirtschaft bedeuten die spekulativen Zuflüsse gesteigerte Inflationsgefahren, da bei gleichbleibender Menge an Gütern und Dienstleistungen ein Mehr an Geld im Land zirkuliert. Es sind die üblichen Gefahren, die mit dem Zustrom dämonischer Dollars ins Land kommen â sie könnten die Boom-Nation schlechthin besonders heftig durcheinanderwirbeln.
Indem Peking seine Währung an den strukturell kränkelnden Dollar gebunden hat, hat es sich Gefahren für die Preisentwicklung ins Land geholt. Je stärker der Greenback zittert, desto mehr verteuern sich Ãl und andere Rohstoffe, die die Volksrepublik einführen muss. Der Preisauftrieb erfasst immer mehr Bereiche der Wirtschaft â in Städten wie Schanghai und Shenzhen kletterten die Immobilienpreise 2009 um 14 Prozent. Wohl wissend, welche sozialen Schäden ein starker Preisauftrieb am Häusermarkt haben kann, greifen Chinas Planer hart durch. Mit diversen gesetzlichen Beschränkungen versuchen sie der Ãbertreibungen Herr zu werden. Jedoch erscheint es fraglich, ob sie die Inflation allein damit mehr als verzögern können. Die dämonischen Dollars suchen sich ihren Weg.
Die Lehrbuchantwort auf die Teuerungsgefahr wäre, die Zinsen anzuheben. Doch höhere Zinsen würden
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