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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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Region, und seine Auswirkungen sind schwer zu überschätzen.
    Bislang wurde im Handel zwischen beiden Nationen der Dollar als Verrechnungseinheit genutzt, wie von den meisten Staaten der Erde. Nun dürfen Rechnungen auch in Yuan bezahlt werden. Zum Beispiel werden rund 70 Prozent der Ausfuhren Australiens in Dollar abgerechnet, obwohl weniger als sechs Prozent in die USA gehen. 39 Für den Status der chinesischen Währung bedeutet die Vereinbarung eine deutliche Aufwertung. Als Verrechnungseinheit für den Handel hat sie einen weiteren Schritt aus ihrem Schattendasein herausgetan. Im Zahlungsverkehr mit der Mongolei, Pakistan, Vietnam, Thailand, der Türkei und anderen Ländern wird das chinesische Geld bereits akzeptiert. Doch Japan ist ein anderes Kaliber. Der Güteraustausch zwischen beiden Ländern ist beachtlich: Im Jahr 2010 betrug das Handelsvolumen zwischen der größten und zweitgrößten Volkswirtschaft Asiens umgerechnet 230 Milliarden Euro. Japan ist schon jetzt der zweitwichtigste Geschäftspartner Chinas, und China hat die USA 2009 als bedeutendster Handelspartner Japans abgelöst. Für Tokio bedeutet das Abkommen zum einen eine teilweise Abkehr vom Dollar als Leitmedium, zum anderen gibt es damit offiziell die Hoffnung auf, den Vorrang des eigenen Geldes, des Yen, in Asien zu verteidigen. Mit dem Pakt erkennt Tokio de facto Chinas künftiges Primat auf dem Währungsgebiet an.
    Noch gilt es, erhebliche Hindernisse zu überwinden auf dem Weg des Yuan zur Weltwährung. Das wichtigste ist zweifelsohne der immer noch mangelnde Entwicklungsgrad des chinesischen Finanzsystems. Um den Yuan zum Anwärter auf die Position der wichtigsten Reservewährung zu machen, muss Peking sein Geld zunächst von den Fesseln der Devisenkontrollen befreien und zugleich ausreichend vielfältige und liquide Kapitalmärkte schaffen. Das hört sich nach einem Projekt für eine ganze Generation an, und das ist es. Aber China will das Vorhaben in den nächsten Jahren beherzt anpacken und hat als Zieldatum ein klares, überraschend frühes Datum festgelegt.
Weltfinanzzentrum Schanghai
    Wenn an Neujahr 2020 die Champagnerkorken knallen, soll nicht mehr New York oder London die führende Finanzmetropole der Welt sein, sondern Schanghai. So zumindest schwebt es den chinesischen Planern vor. Wie für alles in dem kommunistischen Land gibt es eine strategische Planung. Aktuell kann Pudong, der Finanzdistrikt von Schanghai, noch nicht mit der Wall Street, dem Tokioter Marunouchi, der Londoner City mithalten. Doch zur ersten Liga gehören die chinesischen Aktienmärkte bereits jetzt: Der Wert aller Dividendenpapiere, die im Reich der Mitte gehandelt werden, ist mit 3,4 Billionen Dollar mehr als doppelt so groß wie die deutsche Kapitalisierung von 1,4 Billionen Dollar. Rund sieben Prozent des globalen Börsenwerts entfallen auf die Volksrepublik. Nur die USA mit 16,3 Billionen und Japan mit 3,7 Billionen liegen noch vor China. Rechnet man Hongkong dazu, stellt das Reich der Mitte allerdings schon jetzt die Nummer zwei. Der von der Regierung gesteuerte Ölmulti PetroChina ist mit einer Marktkapitalisierung von rund 300 Milliarden Dollar der drittgrößte Konzern der Welt, übertrumpft nur von dem US-Konzern Exxon und dem Elektronikgiganten Apple. Auch das gemessen an der Marktkapitalisierung größte Geldhaus der Welt, die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC), hat seinen Sitz in der Volksrepublik. Unter den zehn größten Firmen der Welt finden sich nicht weniger als drei aus dem Reich der Mitte, zwei davon sind erst in den vergangenen zehn Jahren an die Börse gegangen.
    Von einem freien Aktienmarkt kann gleichwohl nicht gesprochen werden. Der Handel an den Festlandbörsen ist für Ausländer, von wenigen Ausnahmen abgesehen, stark eingeschränkt. Ähnlich sieht es beim Anleihenmarkt aus. Immerhin werden Yuan-Bonds seit 2009 auch am offeneren Hongkonger Markt platziert, was ein markanter Schritt Richtung Konvertierbarkeit des chinesischen Zahlungsmittels ist. Eine der ersten Emissionen dieser nach einer kantonesischen Vorspeise auch »Dim Sum Bonds« genannten Papiere stammt von McDonald’s. Die amerikanische Schnellrestaurantkette will die eingenommenen 200 Millionen Yuan nutzen, um auf dem Festland zu expandieren. Auch der Baumaschinenspezialist Caterpillar und (als erstes deutsches Unternehmen) der Autobauer Volkswagen

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