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Weltkrieg der Waehrungen

Weltkrieg der Waehrungen

Titel: Weltkrieg der Waehrungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel D. Eckert
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weckte. Ansätze für eine D-Mark-Zone gab es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in der Tat. In den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens verbreitete sich das deutsche Geld de facto als Zweitwährung. Bosnien, der Kosovo und Montenegro verwendeten die Mark sogar ganz offiziell als Zahlungsmittel. Der Euro stoppte den beargwöhnten Drang des deutschen Geldes nach Osten.
Würdiger Erbe gesucht
    Die »Eindämmung« des D-Mark-Imperiums war zweifellos ein, wenn nicht der Beweggrund für das Dringen Frankreichs und anderer EU-Partner auf eine gemeinsame europäische Währung. Doch neben dieser aus deutscher Sicht vergangenheitsbezogenen Motivation, die D-Mark im Euro aufgehen zu lassen, gab es auch zukunftsorientierte Beweggründe. Eine gemeinsame Währung bedeutet für alle Beteiligten ein Mehr an Wohlstand. Indem Tauschgebühren und Ausgaben für die Wechselkursabsicherung wegfallen, sparen Unternehmen Geld, das sie für Investitionen einsetzen oder an ihre Anteilseigner ausschütten können. Auch für Private liegen die Vorteile auf der Hand, wie jeder, der vor und nach der Euro-Einführung auf Mallorca Urlaub gemacht hat, wird nachvollziehen können. Doch die eigentliche Chance bestand in der Entwicklung des europäischen Bondmarkts: Würde es gelingen, die Europawährung ebenso »hart« zu machen wie die D-Mark, könnte der ganze Kontinent zu niedrigeren Kosten Kapital aufnehmen: Staaten und Firmen bräuchten weniger Zinsen zu zahlen, beim gleichen Schuldenstand hätten die Entscheider zusätzliche Ausgaben- und Gestaltungsspielräume. Am Ende könnte Europa vielleicht sogar mit einer Alternative zum Dollar als Reservewährung aufwarten – einer Alternative, für die es wegen des nicht selten erratischen Verhaltens des Greenback – Helmut Schmidt sprach einmal vom Dollar-Jo-Jo – innerhalb und außerhalb Europas Bedarf gab und gibt. Eine Reservewährung zu besitzen, bedeutet für sich genommen zusätzliche Prosperität: Denn ein solches Geld ist ein Gut, das andere besitzen müssen und für das sie daher einen Preis zahlen. Abgesehen von dem Vorteil niedriger Zinsen fällt dem Staat, der über eine Währung gebietet, eine Seignorage zu, ein »Münzgewinn«, der sich aus der Differenz zwischen den Herstellungskosten und dem Nennwert des Geldes ergibt. Wird die Devise auch außerhalb des Landes zur Wertaufbewahrung und zum Handel genutzt, ist die Seignorage umso größer. Auch dies bedeutet eine potenzielle Wohlstandssteigerung, ohne dass dafür ein Mensch länger im Büro sitzen oder am Fließband stehen muss.
    Für die deutschen Exporteure hatte die Gemeinschaftswährung ebenfalls ihren Reiz. Künftig müssten sie nicht mehr befürchten, dass sich ihre europäischen Konkurrenten Rückenwind durch eine Weichwährung verschaffen. Es ließ sich durchaus ein Europageld vorstellen, das im deutschen Interesse lag oder zumindest im Interesse weiter Teile der deutschen Industrie.
    Die Voraussetzung war allerdings, dass sich die Spielregeln des soliden Geldes auf Europa als Ganzes übertragen ließen. Wenn der Euro so fest wie die Mark oder sogar fester als die Mark sein sollte, wie die Kohl-Regierung nicht müde wurde zu betonen, dann mussten sich auch alle Mitglieder an die Regeln halten, die hartes Geld ausmachen, vor allem musste es eine unabhängige Zentralbank geben, verantwortlich handelnde Tarifpartner und solide öffentliche Haushalte. Würde die Einheitswährung diese Merkmale der Stabilität nicht tragen, könnte sie mehr Schaden als Nutzen anrichten. Aber waren Länder mit so unterschiedlichen Fiskaltraditionen wie Deutschland und Griechenland oder so unterschiedlichen Demografietrends wie Italien und Irland in einem Währungsraum zu vereinen? Nicht nur bei den Deutschen war die Skepsis groß. Ereignisse, die weniger als ein Jahr nach der Einigung von Maastricht über Europa hereinbrachen, sollten die Zweifel noch verstärken.
Die Schlacht um das Pfund
    Das Jahr 1992 sollte als annus horribilis, als Katastrophenjahr, in die Geschichte des europäischen Währungsgefüges eingehen. Anfang des Jahres hatte es noch ganz anders ausgesehen. 1992 versprach ein Jahr des Durchbruchs für die Anhänger einer europäischen Einheitswährung zu werden. Am 7. Februar wurde der Vertrag von Maastricht vom Europäischen Rat unterzeichnet. Zum

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