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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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entkleiden.
    10.
    Commander Harris war vor längerer Zeit schon zum zweitenmal geholt worden, und als nun von außen der Schlüssel klirrend ins Schloß fuhr, nahmen wir an, daß die Schwarzuniformierten den Commander zu uns zurückbrächten. Aber wir hatten uns getäuscht. Wir wurden aufgefordert mitzukommen. Unter Bewachung wurden wir hinaus auf den Hof geführt, wo ein Transporter bereitstand, in den wir einsteigen mußten. Ich zögerte. „Wohin bringen Sie uns?" fragte ich. „Und warum ist der Commander nicht bei uns?" Die Bewacher gaben keine Antwort, und es blieb uns nichts anderes übrig, als uns zu fügen. Der Wagen passierte das Tor, vor dem noch immer der Doppelposten stand, und jagte in rascher Fahrt hinaus zum Startplatz.
    Es war ein heißer, sonniger Tag. Die Flagge mit dem Flammen-Symbol hing schlaff und unbeweglich am Mast. In den Büschen lärmten ein paar verspätete Zikaden. Delta VII stand unverändert am alten Ort. Die Cockpitscheiben glänzten in der Sonne. Soldaten hatten einen Kreis um das Schiff gezogen, und in diesem Kreis erwarteten uns Major Johnson und der  Commander. „Sagen Sie es Ihrer Crew!" befahl Major Johnson, als wir ausgestiegen und herangekommen waren. Commander Harris' Gesicht war eine steinerne Maske. „Meine Herren, unser Auftrag lautet: Überführung von Delta VII auf das VEGA-Gelände in Metropolis. Dort werden sich Experten mit der Auswertung der Test-ergebnisse befassen. Wir starten, sobald wir an Bord gegangen sind, und fügen uns in die Eskorte ein, die bereits über dem Platz kreist. Irgendwelche Fragen?" Des Commanders wasserblaue Augen waren auf mich gerichtet. „Nein, Sir", sagte ich.  Und „nein, Sir" sagten auch Stroganow und Ibaka. Die Gewißheit, wieder an Bord gehen und diesen unerfreulichen Ort zurücklassen zu können, war berausehend. Metropolis, VEGA, die Experten - alles das lag noch in weiter Ferne, war ein Problem, mit dem man sich später beschäftigen konnte, irgendwann, wenn es unumgänglich wurde. Bereits die Luft über dem Platz schmeckte nach Freiheit. Ich atmete sie tief in mich hinein, aber so ganz gelang es mir nicht, den modrigen Geschmack der düsteren Gewölbe von meinen Lippen zu tilgen. Commander Harris wandte sich an Major Johnson. „Haben Sie sonst noch Anweisungen, Major?" Major Johnson warf einen Blick in die ruhige Bläue des Himmels. Nur ein geschultes Auge konnte sie erkennen: die neun flimmernden Punkte hoch über der Atmosphäre. Die Eskorte befand sich auf Warteposition. „Nur noch einen Hinweis, Commander", sagte Major Johnson. „Die Eskorte hat Befehl, beim geringsten Anzeichen eines Fluchtversuches das Feuer zu eröffnen." Der Commander bekam dünne Lippen. „Ich darf mich wohl abmelden, Major", sagte er. Wir gingen an Bord und nahmen unsere Plätze ein, und die Schleuse fuhr zu. Eine Viertelstunde später hatten wir alles durchgecheckt, das Triebwerk sprang an, und Delta VII hob ab. Knapp nach dem Durchstoßen der Atmosphäre wurden wir von der Eskorte in Empfang genommen, und die Lautsprecherstimme wies uns an, noch eine Weile weiterzusteigen. Die Taurus-Zerstörer hielten sich die ganze Zeit über in unserer Nähe, man konnte sie mit bloßem Auge sehen.
    Noch lasteten die letzten Stunden auf uns und machten uns schweigsam. Später habe ich mich oft gefragt, warum wir nicht bereits diese Gelegenheit zur Flucht wahrnahmen, die weder günstiger noch ungünstiger war als jene andere, über die es zwischen Commander Harris und mir zur Auseinandersetzung gekommen war. Die Kraft unseres Triebwerkes machte uns, was die Geschwindigkeit anging, unseren Bewachern überlegen. Aber eines war anders geworden, und das muß wohl, so denke ich heute, den Ausschlag gegeben haben: Wir hatten die Konsequenz einer solchen Flucht begriffen. Ich wußte, daß Stroganow und Ibaka sich um ihre Familien sorgten,' und mir selbst war im Augenblick das Wichtigste, eine Möglichkeit zu finden, Ruth wiederzusehen. Jeder Ausbruch aus der Formation - so muß wohl auch Commander Harris gespürt haben - würde für lange, unbestimmte Zeit eine unwiderrufliche Entscheidung darstellen. Erst kurz bevor ich die Landung einleitete, brach Commander Harris das Schweigen.
    „Ich weiß nicht, was uns in Metropolis erwartet, aber eines dürfte gewiß sein: Wer immer jetzt bei VEGA das Kommando führt, er braucht uns und unsere Erfahrung." „Sir", sagte ich, „Sie wollen doch nicht im Ernst mit diesen Leuten zusammenarbeiten?" Commander Harris streifte mich

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