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Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII

Titel: Weltraumpartisanen 01: Bordbuch Delta VII Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mit einem flüchtigen Blick.
    „Man kann bekanntlich immer nur einen Schritt nach dem ändern tun, Captain. Im Augenblick setzen wir zur Landung in Metropolis an."
    Die Anflugautomatik begann zu summen, und auf dem Richtungsgeber formierte sich der Leitstrahl. Der Kontakt mit der Bodenstation VEGA auf Metropolis war hergestellt. Commander Harris forderte die Landeerlaubnis an und bekam sie.
    Metropolis, aus der Höhe gesehen, war immer wieder ein atemberaubender Anblick. Wie eine Fata Morgana wuchs die Stadt aus der Wasserwüste des Atlantiks hervor: im Zentrum des geographischen Dreiecks, das die drei in der EAAU zusammengeschlossenen Kontinente bilden, eine künstliche Insel aus Stahl, Beton, Glas und  Kunststoff, dem Ozean abgetrotzt und aufgezwungen. Damals, als diese Stadt in fünfjähriger Arbeit gewachsen war, hatte sie als sichtbares Symbol aller technischen Er-rungensqhaften gegolten - und irgendwie war sie das immer noch, mochten mittlerweile auch die Jahrzehnte ins Land gegangen sein. Vom Standpunkt der technischen Möglichkeiten aus gesehen, war  Metropolis längst überaltet - und dennoch konnte man sich an ihrem Anblick immer wieder berauschen.
    Selbst aus dieser großen Höhe war der weiße Kranz der Brandung zu erkennen, der die Stadt umschloß: funkelndes Kleinod in einer saphirblauen Einöde, Mittelpunkt eines Reiches, das den halben Erdball umfaßte und einen Himmel voller blühender Planeten, größte und volkreichste Stadt beider Hemisphären. Hier in Metropolis liefen alle Nervenstränge des Landes zusammen, hier war der Sitz der Regierung und der verschiedenen Ministerien, und seit einiger Zeit war auch VEGA hier angesiedelt. Wohlweislich hatte man, als die Stadt entworfen wurde, die Schwerindustrie aus ihr herausgehalten, so daß ihre architektonische Schönheit durch keinerlei Rauch und Abgase verschleiert wurde.
    Das Venedig des 21. Jahrhunderts hatte man Metropolis genannt - und in der Tat, nur mit der versunkenen Perle der Adria ließ sich die Hauptstadt der EAAU vergleichen. Gleich jener vielbesungenen Königin der Meere war sie ein Treffpunkt der Künstler und Dichter geworden, und die kulturellen und geistigen Impulse, die von ihr ausstrahlten, beeinflußten das Leben der Menschen in drei verschiedenen Erdteilen. Metropolis verfügte über sechzig Theater und Opernhäuser, über vierund-dreißig Konzerthallen, über mehr als hundert Museen und - was vielleicht das Wichtigste war - über fünfundzwanzig Universitäten, die zugleich Forschungsstätten waren. In dieser Stadt, die nie zu schlafen schien, erschienen achtundvierzig verschiedene Zeitungen, wetteiferten zwölf Fernsehanstalten miteinander. Was war - so fragte ich mich immer wieder - das Geheimnis dieser unvergleichlichen Stadt? War es der Umstand, daß in ihr so viele Kulturen zusammengeflossen waren, um ihr jenen gewissen Flair zu geben, der sie von allen anderen Städten der Erde unterschied? Ein Dichter hatte einmal in bezug auf Metropolis gesagt: Europa hat die Geschichte geliefert, Amerika Wagemut und Kühnheit - und Afrika den hämmernden Rhythmus des Lebens. In der Stadt selbst vergaß man nur allzu rasch, daß sie ein sorgfältig geplantes, am Reißbrett konzipiertes, künstliches Gebilde war. Millionen Kubikmeter Erde bedeckten den Untergrund aus Beton; Gärten, Parkanlagen und schattige Alleen waren entstanden: Technik und Natur waren eins geworden. Die Temperatur in den geheizten Straßen war die eines ewigen Frühlings: ein subtropisches Paradies mitten im stürmischen Atlantik. Nach Metropolis heimzukehren, war für mich stets etwas Erregendes. Die Einsamkeit des Alls war eine Sache für sich: Beruf, lockende Herausforderung, Bestätigung meiner selbst; doch leben konnte ich nur in Metropolis, in dieser prickelnden, unermüdlichen Stadt mit ihrer unerklärlichen Romantik.
    Diesmal jedoch waren meine Gefühle gemischt, denn das Metropolis, in das heimzukehren ich im Begriff war, war nicht mehr jenes, das ich vor zwei Monaten verlassen hatte. Noch fiel es mir schwer, mir das Ausmaß an Veränderungen vorzustellen, das die letzten Tage mit sich gebracht hatten, aber daß es Veränderungen gab - und keine zum Guten -, daran bestand für mich kein Zweifel.
    Der Aufenthalt auf Asinara hatte mir bereits einen Vorgeschmack vermittelt. Alles das schoß mir in Sekundenschnelle durch den Sinn, mehr als eine Folge von Gefühlen denn in Form von Gedanken, doch gleich darauf war ich eins mit der Maschine, die ich lenkte, und

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