Weltraumpartisanen 04: Aufstand Der Roboter
gefangen oder tot.
Als ich von Ruth O’Hara Abschied nahm, hatte ich geglaubt, sie in wenigen Tagen wieder zu sehen. Seitdem war fast ein volles Jahr vergangen – und nur einmal noch in der Unendlichkeit des Äthers hatte mich ihre Stimme erreicht: ein verzweifelter Aufschrei, der ohne Antwort bleiben musste.
Seit dem Angriff auf Totalchemie im September des vergangenen Jahres – einer Teilaktion im Rahmen des Unternehmens Delfin, zu der sich der Widerstand unter Commander Harris im Zusammenspiel mit den VOR aufgerafft hatte – befand sich Delta VII auf der Flucht.
Als ich Kurs nahm auf die STELLANORMEN, hatte ich hierfür zwei Beweggründe. Einmal hoffte ich, dort auf gefüllte Proviantkammern zu stoßen, und zum Zweiten glaubte ich, meiner Besatzung dort am Rande des Sonnensystems eine verhältnismäßig sichere Zuflucht bieten zu können, ein Stück festen Boden unter den Füßen, auf dem man die weitere Entwicklung abwarten konnte.
Mein Befehl erwies sich als der verhängnisvollste meiner ganzen bisherigen Laufbahn; er gab uns, 141 Tagesreisen von der Erde entfernt, dem Hunger preis.
Irgendwann musste ich dann doch eingeschlafen sein. Ich wachte erst wieder auf, als ich ins Cockpit gerufen wurde.
3.
Immer wieder ist es das gleiche überwältigende Erlebnis und es wirkt auf dich nicht geringer, obwohl du seit deinen Schuljahren weißt, dass es keine Wunder gibt, sondern allenfalls exakte mathematische Formeln. In diesem Kosmos gibt es so gut wie nichts, was sich nicht berechnen ließe. Flut und Ebbe, der Gang der Gestirne, der Zug der Kometen: Alles das unterliegt einer berechenbaren Gesetzmäßigkeit.
Und dennoch, wenn du allein bist im All, draußen in der grenzenlosen Einöde des Raumes, der nirgendwo einen Anfang hat und nirgendwo ein Ende, ist es jedes Mal überwältigend, wenn das Ziel zur festgesetzten Zeit im festgelegten Winkel vor dir auftaucht. Fassungslos nimmst du zur Kenntnis, dass du es gefunden hast in dieser Unendlichkeit, die nicht einmal deine Spuren duldet.
Gewiss, wenn du nüchtern darüber nachdenkst, siehst du keinen Grund zum Staunen mehr. Navigation ist exakteste Wissenschaft, die Umsetzung von Mathematik in gezielte Bewegung. Gib mir Zeit und Ort deines Startes bekannt, dazu die Schubkraft deines Triebwerkes und dein gestecktes Ziel und ich werde dir sagen, wann du dort eintriffst. Das und nichts anderes ist Navigation.
Doch wie dem auch sei, das überwältigende Erlebnis, wenn aus abstrakten Zahlen plötzlich greifbare Realität wird, bleibt dir unbenommen. Auf geheimnisvolle Weise ist die Einsamkeit, die noch eben dein Blut gefrieren ließ, gebannt.
Dies waren meine Empfindungen, als sich auf dem Landeradarschirm die Umrisse von ASTROSTAT abzuzeichnen begannen – Empfindungen, die dem nüchternen Erfassen der Situation zuvorkamen. Erst als ich aus dem Staunen heraus war, begriff ich die Bedeutung dessen, was ich sah.
Es war kein Fieberwahn, keine Halluzination, auch wenn ich in meinem geschwächten Zustand gegen Blendwerk sicherlich nicht gefeit war. Ich sah es nicht allein. Lieutenant Stroganow hatte es vor mir entdeckt und mich deshalb gerufen und Captain Monnier bestätigte es mit einem stummen Kopfnicken.
Das, was sich auf dem Radarschirm in aller Deutlichkeit abzeichnete, ein kegelförmiger Körper mit einer kleinen runden Landeplattform, war jene Raumstation ASTROSTAT, die auf keiner unserer Karten eingezeichnet war, jene Raumstation, die nach menschlichem Ermessen längst hätte verglüht sein müssen.
»Sir«, Lieutenant Stroganow konnte es nicht verhindern, dass seine Stimme auf einmal brüchig klang, »der Radarkontakt ist identifiziert als ASTROSTAT.«
»Danke, Lieutenant«, erwiderte ich mit der gleichen gemessenen Förmlichkeit. Nach einigem Schweigen fügte ich hinzu: »Das haben Sie gut gemacht.«
Ich ließ mir Zeit, bevor ich mich zu einem Befehl aufraffte. Einige Atemzüge lang saß ich stumm da und versuchte, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass es ASTROSTAT gab, dass sich das Bild nicht auflöste. Ein in der Wüste Verdurstender hatte die rettende Oase gefunden. Nun musste er, bevor er die letzten Schritte tat, erst seinem Herzen Zeit geben, sich zu beruhigen.
Erst als ich völlig sicher war, mich in jeder Weise in der Gewalt zu haben, wandte ich mich an Captain Monnier. »Commander an Pilot: Auf zwanzig Meilen herangehen!«
»Auf zwanzig Meilen herangehen. Aye, aye, Sir.«
Es war ein Augenblick, wie ihn vor mir Kolumbus erlebt haben mochte,
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