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Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon

Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon

Titel: Weltraumpartisanen 08: Raumsonde Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kosmos.
    In der EAAU galt der kleine, dürre Chinese mit dem schütteren weißen Bart als gemäßigter Politiker; es war kein Geheimnis, daß er mit seinen Vorstellungen vom schrittweisen Rüstungsabbau einen schweren Stand gegenüber den hohen Militärs hatte. Der Umstand, daß die entsprechenden Verträge von den VOR letztlich doch ratifiziert wurden, ließ erkennen, daß er in der Kunst des Verhandeins Meister war.
    An diesem 10. Februar sah Tien Ming mit Sorge im Herzen, daß seine auf Frieden und Versöhnung abzielende Politik unversehens in Frage gestellt worden war. Das Gleichgewicht der Kräfte war bedroht. Die Waagschale neigte sich zugunsten der EAAU.
    Zwar war auch diese durch die Verträge gebunden - doch Tien Ming, der weise, listige alte Mann, wußte nur zu gut, daß die menschliche Vernunft nur ein unzulängliches Bindemittel ist - vor allem dann, wenn es um Prestige und Macht geht.
    Entgegen jeder Gepflogenheit kam Tien Ming, kaum daß die Versammlung der Militärs und Politiker vollzählig war, zur Sache.
    „Ich bitte um den Lagebericht!“
    Moung Shway Hlay, der aus Laos stammende Chef der Abteilung Nachrichten sprang auf.
    „Exzellenz, die Lage ist hochgradig verworren. Die Berichte unserer Agenten widersprechen sich in vielen Punkten. Dennoch konzentrieren sie sich mehr oder weniger auf ein einziges Thema: die Epsilon- Bootes-Sonde.“
    Tien Mings runzlige Greisenhand winkte verdrossen ab.
    „Das ist mir bekannt. Ich möchte wissen: Was gedenken die EAAU in dieser Angelegenheit zu unternehmen? Was plant man in Metropolis?“
    Moung Shway Hlay deutete eine Verbeugung an.
    „Exzellenz, viel wichtiger dürfte es sein, was auf Marina V in dieser Angelegenheit geplant und besprochen worden ist. Meine Informationen deuten auf eine Verschwörung der Obristen hin.“
    Der Verteidigungsminister der VOR senkte den Kopf.
    „Ich habe es befürchtet“, sagte er leise. „Die Menschen wollen einfach nicht hinzulernen.“
    „Wie gesagt“, fuhr der Chef der Abteilung Nachrichten eilfertig fort, „die Lage ist verworren. Ein EAAU-Schiff - die Hermes, geführt von Commander Brandis - hat auf höhere Weisung eine Expedition zum Pluto abbrechen müssen. Alles spricht dafür, daß es den Auftrag erhielt, die Epsilon-Bootes-Sonde aufzuspüren und nach Metropolis einzuschleppen.“
    Der alte Mann blickte bekümmert.
    „Was verstehen Sie unter ,höhere Weisung’?“
    „Der Befehl wurde allem Anschein nach von Ihrem konkurrierenden Amtskollegen Nekrassow erteilt, Exzellenz.“
    „Nekrassow“, sagte Tien Ming, „ist ein vernünftiger Mann!“
    „Das mag sein, Exzellenz“, widersprach ebenso höflich wie bestimmt der General aus Laos. „Aber selbst wenn es ihm bei der Aufbringung der Sonde nur um die reine Wissenschaft geht - dann sind da immer noch diese Obristen: bereit, die Hand auf die Sonde zu legen und für ihre Zwecke auszuwerten.“
    Tien Ming hob müde die Hand. Er hatte genug gehört. „Und was sagt hierzu der Chef der Raumgeschwader?“ General Achmed Tara erhob sich und reckte dem alten Mann herausfordernd seine mächtige Beduinennase entgegen.
    „Der Chef der Raumgeschwader, Exzellenz, sagt, daß unsere Abteilung Nachrichten bedauerlicherweise geschlafen hat. Das Rennen ist so gut wie gelaufen. Aufgrund der letztlich erfolgten Budgetstreichungen, von denen auch die Strategische Raumflotte betroffen war, verfügen wir über kein Schiff, das der Hermes zuvorkommen könnte. Wir hätten früher an den Start gehen müssen.“
    „Ich verstehe“, sagte Tien Ming. „Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern. Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, als mit Minister Nekrassow in dieser Angelegenheit zu verhandeln.“
    „Gestatten Sie, daß ich drastisch werde, Exzellenz!“ sagte General Tara. „Nekrassow wird Sie vielleicht anhören - aber diese EAAU-Obristen werden Ihnen was husten. Die einzige Sprache, die sie verstehen, ist die der gepanzerten Faust.“
    Der Minister lächelte.
    „Ich mache mir keine Illusionen. Verhandeln ist nicht genug. Wir müssen auch handeln. Verständigen Sie das 75. Geschwader!“
    „Und wie, Exzellenz, lautet Ihr Befehl?“
    Tien Ming stand auf. Neben dem hünenhaften Araber wirkte er schwach und zerbrechlich.
    „Die Hermes soll aufgehalten werden. Ein Anlaß, um sie vorübergehend zu internieren, sollte sich finden lassen.“
    „Nur aufhalten?“ fragte General Tara lauernd. „Wäre es nicht besser… “
    Eine gebieterische Handbewegung des Ministers ließ

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