Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
in Bewegung.
Der Gruppenführer trat neben sie und umfaßte mit geübtem Griff ihren Arm.
Neben mir sagte Ruth: „Mark - und das läßt du geschehen!“
Ich war zu einem Entschluß gekommen. Mit einiger Spitzfindigkeit ließ sich das Eindringen der Beamten zu einem ungesetzlichen Akt erklären. Sie befanden sich auf dem Territorium der VEGA - und die VEGA verfügte über ihren eigenen Ordnungsdienst. Eine von John Harris unterschriebene Sondergenehmigung lag nicht vor - sonst hätte ich dies längst erfahren.
Wütend erwiderte ich: „Ich lasse die ganze Bande festnehmen.“
Um den Ordnungsdienst der VEGA zu alarmieren, bedurfte es nur eines Anrufes, doch noch bevor ich den roten Apparat erreicht hatte, fiel eine Entscheidung, wie ich sie nicht erwartet hatte.
Die Polizisten hatten Captain Romen losgelassen und gingen nun sichernd hinter ihrem Gruppenführer und Ko Ai her. Vorüber an der verstummten Zigeunerkapelle näherte sich die Gruppe dem Ausgang.
Da vernahm ich, nicht laut, aber durchdringend, Captain Romens Stimme:
„Czygany - dawaitje!“
Captain Romen, so begriff ich, hatte seine Stammesbrüder zur Hilfe gerufen. Und diese gehorchten. Sie legten ihre Instrumente fort und stürzten sich auf die Polizisten. Zwölf sehnige Zigeuner gegen drei Geheimdienstler und einen dürren Chinesen: innerhalb einiger weniger Sekunden war das Handgemenge entschieden. Mit auf dem Rücken verschraubten Armen kauerten die entwaffneten Polizisten auf dem Fußboden, während Captain Romen neben Wang Yao stand und ihm die Mündung einer erbeuteten und entsicherten Laserpistole -kurzläufig und schwerkalibrig - unter das Kinn hielt. Seine linke Hand umfaßte das Handgelenk von Ko Ai.
Captain Romen atmete schwer. In diesem Augenblick - da ich lange genug mit ihm geflogen war, konnte ich das beurteilen - glich er einem Pulverfaß. Ein einziger Funke genügte, um die Explosion auszulösen.
„Captain!“ sagte ich rasch. „Was haben Sie vor?“
Sein Blick irrte zu mir herüber und richtete sich erneut auf Wang Yao.
„Was ich vorhabe, Sir?“ Captain Romens Stimme klang heiser. „Das fragen Sie noch? Wie Sie sehen, ist dieser Paragraphenreiter in meiner Gewalt - und da bleibt er, bis die Sache in Ordnung kommt.“ „Captain“, sagte ich, „Wang Yao ist ein hoher Diplomat der VOR. Sie beschwören einen ungeheuren Konflikt herauf.“
Wang Yao wankte. Captain Romens bewaffnete Hand folgte jeder seiner Bewegungen.
„Desto besser, Sir, Immerhin geht es, wenn ich vorhin alles richtig verstanden habe, um das Leben meiner Verlobten.“
„Kein Staat“, sagte ich, „läßt sich ungestraft erpressen. Sie werden auf Granit beißen.“
Captain Romen nickte.
„In diesem Fall, Sir, wird dieser Herr den Raum nicht lebend verlassen. In diesem Scheißspiel ist das mein einziger Trumpf. Ich muß ihn riskieren.“
Was in Captain Romen vorging, verstand ich nur zu gut. An seiner Stelle, in jüngeren Jahren, hätte ich vielleicht ebenso gehandelt: hart, entschlossen - aber auch vorschnell und impulsiv.
Es mochte zutreffen, daß er die Situation für den Augenblick beherrschte. Jedoch - was war damit gewonnen? Der Augenblick würde vorübergehen - und darauf mußte unweigerlich die Katastrophe folgen.
Neben mir flüsterte Ruth: „Mark! Mark, der Bürgschaftsparagraph!“ Das war ein Ausweg - zumindest für die nächsten Stunden oder Tage.
„Nichts dergleichen wird hier geschehen, Captain! „ sagte ich. „Ich denke, unter den obwaltenden Umständen werden die Herren vom Department A und Mr. Wang Yao eine gütliche Einigung nicht zurückweisen - allein schon, um sich nicht vor aller Welt der Lächerlichkeit auszusetzen.“ Während ich weitersprach, faßte ich Wang Yao ins Auge. „Wieviel, Sir, ist Ihnen Ihr Gesicht wert? Wenn diese Situation hier publik würde, hätten Sie es verloren für alle Zeiten.“ Wang Yao schwitzte - doch unter seinem Schweiß war er eiskalt genug, um nach dem ihm zugeworfenen Rettungsseil zu greifen.
„Sie deuteten etwas an von einer gütlichen Einigung, Sir?“
Ich nickte.
„Es gibt bei uns den sogenannten Bürgschaftsparagraphen. Er besagt, daß in Fällen, wo eine Inhaftierung einer verdächtigen oder angeklagten Person erfolgen muß, diese bis zur Verhandlung von einem unbescholtenen Bürger des Landes unter Hausarrest gestellt werden kann. Nun - ich bin unbescholten, und ich erkläre mich bereit, die Bürgschaft zu übernehmen. Das heißt, wenn Sie und die Herren vom Department A
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