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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Kreisen über diesen Henkerparagraphen denkt. Es genügt schon, wenn Sie sagen, daß man diesen Professor Forester, als er seinen Antrag einbrachte, ausgebuht und ausgepfiffen hat!“
    Während ich sprach, entging mir nicht, daß Brown kleine Männchen auf ein vor sich liegendes Blatt Papier malte.
    Brown blickte auf.
    „Commander, Sie sind an der falschen Adresse.“ Im Gegensatz zu neulich, als er etwas von mir wollte, nannte er mich nicht beim Vornamen. Keine Spur mehr von überschwänglicher Herzlichkeit. „Alles, was ich Ihnen empfehlen kann: reichen Sie bei Berger eine schriftliche Beschwerde ein! Und nun bitte ich um Ihr Verständnis, daß ich -“
    Er wollte mich loswerden. Nachdem er wußte, daß ich ihm keinen Scout besorgen würde, war ich für ihn bedeutungslos geworden.
    Begleitet von Ko Ai, betrat Ruth das Zimmer, um sich von mir zu verabschieden.
    „Nun“, fragte sie, „wie läuft’s?“
    „Bestens!“ log ich. „In ein paar Stunden wird alles in Ordnung sein.“
    Ko Ais schwermütige Augen verrieten, daß sie die Lüge durchschaute.
    „Commander“, sagte sie, „Sie opfern sich für mich auf - und ich weiß nicht einmal, ob ich’s Ihnen je werde danken können.“
    Ihre Haltung in diesen Tagen der Ungewißheit verdiente Bewunderung. Ko Ai ließ sich die Belastung, die sich nur mit der eines Todeskandidaten vergleichen läßt, der auf den Entscheid über sein Gnadengesuch wartet, nicht anmerken. Lediglich in ihren Augen nistete die Angst.
    Ruth küßte mich und verließ das Haus. Ich wechselte noch ein paar Worte mit Ko Ai, wobei ich bemüht blieb, ein zuversichtliches Gesicht zu machen, dann brach auch ich auf.
    Im Gang traf ich mit Captain Romen zusammen. Er wirkte niedergeschlagen und müde; die Nacht schien ihm nur wenig Schlaf gebracht zu haben.
    „Wie trägt sie’s?“ fragte er.
    „Besser als Sie“, erwiderte ich. „Sie vermeidet es, über die Angelegenheit zu sprechen. Nicht immer freilich läßt sich das Thema umgehen. Berger wird sich nach den Einzelheiten erkundigen. Wußten Sie, daß Ko Ai von der Illegalität ihrer Existenz bis zuletzt nichts geahnt hat?“ Noch während ich sprach, verfluchte ich mich selbst. Der Bürokratenjargon war ansteckend. Illegalität der Existenz: welch eine Redewendung! Abstrakt und höllisch. Ich beeilte mich, menschlich zu werden. „Ich will sagen, sie hat von der ganzen vertrackten Geschichte nichts gewußt.“
    Captain Romen nickte mechanisch.
    „Doch, ja - das ist mir bekannt, Sir.“
    „Ich denke“, fuhr ich fort, „auf dieser Tatsache kann man aufbauen. Schließlich trifft sie keine Schuld. Ein Grund mehr, um ihr Asyl zu gewähren.“
    Der Captain ging nicht darauf ein, sondern erkundigte sich:
    „Sie fahren jetzt zum Department A, Sir? Ich würde gern ein Stück mitkommen. Sie können mich unterwegs irgendwo ‘rausschmeißen. Ich nehme mir ein Taxi.“
    Ich begriff, daß er mit mir unter vier Augen reden wollte. Offenbar hatte er etwas in Erfahrung gebracht. Ich nickte, und wir bestiegen den Lift zum Flugdeck.
    Als die Libelle abgehoben hatte, rückte Captain Romen mit seinem Kummer heraus.
    „Sir“, sagte er, „Wang Yao ist keineswegs verrückt. Mein Anwalt hat mir den einschlägigen VOR-Paragraphen beschafft. Das Gesetz macht keinen Unterschied zwischen ,wissentlich’ und ,unwissentlich’. So oder so sieht es die Eliminierung vor.“
    Ich suchte nach einer Hintertür.
    „Aber doch nicht nach siebenundzwanzig Jahren!“ wandte ich ein. „Das wäre doch Mord!“
    Captain Romen schluckte. Seine Stimme klang belegt.
    „Auch nach siebenundzwanzig Jahren, Sir! An dem Paragraphen ist nicht zu rütteln. Was das für Ko Ai bedeutet, sobald sie die Grenze überschritten hat -“
    Captain Romen schluckte erneut und verstummte.
    Der Turmbau des Sicherheitsdienstes war in Sicht gekommen. Ich sah mich um nach einer Landemöglichkeit, um Captain Romen abzusetzen. Bei der bevorstehenden Unterredung wollte ich ihn nicht dabei haben; er war zu impulsiv.
    „Captain“, sagte ich beschwichtigend, „noch befindet sich Ko Ai auf dem Boden der EAAU - und hier hat dieser Henkerparagraph keine Gültigkeit. Und eine Abschiebung über die Grenze werden wir zu verhindern wissen.“
    Es war das zweite Mal in dieser Angelegenheit, daß ich ein Versprechen abgab.

7.
    Zu meinem Erstaunen wurde ich nicht, wie das in früheren Jahren üblich gewesen war, in die Kontrollkabine gebeten. Neue Techniken, so erfuhr ich, hatten diese Maßnahme überflüssig

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