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Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal

Titel: Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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mich wissen lassen, daß sie sich verspäten würde. Eine südafrikanische Kommission hatte sich angesagt - „und die ganze Public-Relations-Abteilung steht auf dem Kopf“.
    Mein Plan war voller Lücken und Gefahren, doch in Ermangelung eines besseren hielt ich daran fest. Sein Vorteil war, daß er die Anwendung von Gewalt unnötig machte.
    Als ich bei Walter Hildebrandt in Acapulco anrief, meldete er sich nicht. Ich versuchte daraufhin mein Glück bei der Stella-TV auf Kap Hoorn, seinem Arbeitsplatz, brachte jedoch lediglich in Erfahrung, daß er sein Büro nach Dienstschluß pünktlich verlassen hatte.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm zu schreiben. Ich holte mir Folie und Stift und entwarf nach kurzem Nachdenken die folgenden Zeilen:
    Lieber Walter,
    in einer Angelegenheit von höchster Dringlichkeit, die keinen Aufschub duldet, benötige ich Deine Hilfe. Ich erwarte Dich zum nächstmöglichen Termin in Metropolis und ersuche Dich um Mitbringung allen technischen Geräts, das Du im mir bekannten Falle Deines Bruders Frank benötigt hattest.
    Obwohl es fast müßig ist hinzuzufügen, daß ich mich voll und ganz auf Dich verlasse, will ich, um die Dringlichkeit meiner Bitte noch einmal zu unterstreichen, auf diesen zusätzlichen Appell nicht verzichten.
    Es erwartet Dich mit Ungeduld Dein alter Freund
    Mark.
    Ich überlas noch einmal, was ich geschrieben hatte. Es gab nichts daran auszusetzen, und falls Walter Hildebrandt noch immer der Mensch war, für den ich ihn hielt, mußte der Brief seine Schuldigkeit tun.
    Dennoch murmelte ich ein Stoßgebet, als ich die Folie in den Letterator schob und die Adresse programmierte. Das Kontrollauge leuchtete auf: der Brief war unterwegs.
    Danach konnte ich nur noch warten. Ich nutzte die Wartezeit, um unauffällig die Wachen zu inspizieren. Das Department A hatte mehr als ein Dutzend Beamte abgestellt. Flugdeck, sämtliche Lifts und Ausgänge standen unter ihrer Kontrolle. Nicht einmal durch eines der Fenster, unter Zuhilfenahme eines Skyriders, ließ sich mein Appartement unentdeckt verlassen: auf dem Flugdeck des benachbarten Verwaltungspalastes der Maritim parkte in unmißverständlicher Manier ein startklarer schneller Helikopter vom Typ Falco.
    All dies erschien mir als das Musterbeispiel einer tätig gewordenen Behörde. Nach der Verhältnismäßigkeit der Mittel wurde nun, nachdem sich das Räderwerk des Abschiebungsprozesses in Bewegung gesetzt hatte, nicht länger gefragt. Die Akte Ko Ai mußte vom Tisch; vorher würde das Department A keine Ruhe geben. Captain Romens und mein Eingreifen auf der Verlobungsfeier hatten das reibungslose Funktionieren des Behördenapparats in Frage gestellt; auf diese Herausforderung reagierte der Apparat nunmehr mit seiner ganzen Machtfülle - und alles das im Rahmen juristischer Legalität unanfechtbar. Daß es dabei um das Leben eines Menschen ging, spielte keine Rolle und vermochte das Räderwerk nicht anzuhalten.
    In gewisser Weise fühlte sich der Apparat dazu aufgerufen, seine Existenzberechtigung unter Beweis zu stellen. In den Elektronengehirnen der Computer war für Menschlichkeit kein Gespür enthalten. Apparate kennen kein Gefühlsleben. Ein einzelner Mensch mochte zum Mitleid und zur Gnade fähig sein; Behörden waren an ihre Richtlinien gebunden.
    Ruth rief ein weiteres Mal an: diesmal um sich zu erkundigen, ob es schon etwas Neues gäbe. Ich konnte lediglich den Kopf schütteln.
    „Mark“, sagte Ruth, „ich komme mir schrecklich altmodisch vor, wenn ich dich noch einmal bitte: Laß sie nicht im Stich!“
    Altmodisch: das war’s. Ich war ein altmodischer Mensch. Ich konnte mir nicht abgewöhnen zu glauben, daß hinter dem ganzen Perfektionismus dieses nahezu idealen Staatsgebildes, zu dem sich die drei Kontinente zusammengeschlossen hatten, ein menschliches Herz schlagen mußte.
    Als der Letterator zu summen begann, sprang ich auf. Die Folie war bedeckt mit einer eiligen, steilen Handschrift:
    Lieber Mark,
    Du hast keine Ahnung, in welche Schwierigkeiten Du mich mit Deiner Bitte stürzt. Oder solltest Du wirklich noch nichts von Intersolar und Nativa 77 gehört haben?
    In meinem Laden ist buchstäblich der Teufel los.
    Jedoch - die Bitte eines alten und teuren Freundes ist mir Befehl.
    Sobald ich den ganzen von Dir verlangten Krempel in meiner bescheidenen Mühle verstaut habe, mache ich mich auf den Weg.
    Herzlichst Dein
    Walter.
    PS. Nach einer so langen Reise werde ich Durst haben.
    Zum ersten Mal seit

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