Weltraumpartisanen 10: Aktenzeichen: Illegal
an dem ich entschied, mich, um Ko Ai zu retten, nicht länger an das Gesetz zu halten? Sir Richard schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er fügte hinzu:
„Sie werden verstehen, Commander, daß ich mich mit Ihrer Bürgschaft allein nicht zufrieden geben kann. Meine Beamten werden ein Auge auf Miß Ko Ai haben - nur um sicherzustellen, daß unsere so mühsam angeknüpften Beziehungen zu den VOR keine Beeinträchtigung erleiden durch - nun, sagen wir’s unverblümt - einen Fluchtversuch von Miß Ko Ai.“
In Augenblicken völliger Niedergeschlagenheit gibt man sich schon mit kleinen Erfolgen zufrieden. Drei Tage Frist waren gewonnen.
Sir Richard brauchte nicht zu wissen, daß ich entschlossen war, diese Frist zu nutzen.
Noch während der Justizminister zu mir sprach, begann ich mit der Planung. Dabei empfand ich, der gewissenhafte Commander, nicht die geringsten Skrupel: wohl weil ich mit dem Recht-auf-Leben-Paragraphen meine eigenen Vorstellungen verband.
„Das ist es, das ist es!“ hörte ich einen der Weißkittel sagen. „Das ist genau der Faden, den Sie weiterspinnen müssen! “
Die Stromstöße wurden drängender. Meine Schlafen brannten und schmerzten. Der Sententor preßte auch den letzten Erinnerungstropfen aus mir heraus.
„Sie hatten also einen Plan, Commander!“ sagte der andere Weißkittel. „Denken Sie an diesen Plan, nur an diesen Plan! Ich nehme doch an, Sie überlegten bereits, wie sich Miß Ko Ais Flucht bewerkstelligen ließe… “
Der Verrat an Captain Romen und Ko Ai nahm kein Ende.
Da ich mich zu entscheiden hatte zwischen Gehorsam und Menschlichkeit, entschied ich mich für die letztere: nicht zum erstenmal, aber vielleicht zum letztenmal.
Als ich das Studio der Stella-TV verließ, war ich sehr nachdenklich. Ich flog über die riesige Stadt hinweg, blickte auf sie herab, auf ihr buntes Treiben und Wimmeln, und ich dachte an die große Bruderschaft aller Menschen, von der die Philosophen und Dichter nie aufgehört hatten zu träumen. Ich sah tief unter mir die winzigen Pünktchen, von denen jedes einzelne ein Mensch war mit einem Herzen und einem Verstand - und ich fragte mich, wie eines dieser Pünktchen, das von der ganzen hohen Juristerei so wenig verstand wie ich, im Falle Ko Ai wohl entschieden haben mochte.
In der VEGA lag eine geänderte Dispo vor: Ich übernahm vertretungsweise das Kommando über eine Najade, die eine gemischte Technikergruppe zu einer der astralen Baustellen schaffte.
Fünf Stunden später war ich wieder in Metropolis. Als ich mein Büro betrat, wartete dort bereits Captain Romen auf mich. Bei meinem Erscheinen sprang er auf.
„Nun, Sir?“
Ich winkte ab. Das Büro mochte Ohren haben. „Begleiten Sie mich, Captain!“
Captain Romen begriff und stellte keine weiteren Fragen.
Erst nachdem wir in meiner Libelle Platz genommen hatten und das erleuchtete Flugdeck der VEGA unter uns zurückblieb, tiefer und immer tiefer, bis die Wolken die Sicht verschleierten, kam ich zur Sache.
„Ich habe alles versucht, Captain. Umsonst. Mit legalen Mitteln ist Ko Ai nicht zu helfen.“
Neben mir hörte ich ein scharfes, schmerzvolles Atemholen. „Es gibt also keine Hoffnung mehr, Sir?“
„Wir haben drei Tage Zeit“, sagte ich, „drei Tage, um Ko Ais Flucht vorzubereiten. Es wird nicht einfach sein, denn Ko Ai steht neuerdings unter Bewachung, aber ich glaube, ich kenne da einen Weg.“ Die Libelle durchstieß die Wolkendecke. Über uns leuchteten die Sterne.
8.
„ Weiter, weiter! “ drängelte der Weißkittel. „ Wir wollen alles wissen, Commander!“
Der kritische Punkt rückte näher und näher. Bis jetzt hatte ich noch nichts preisgegeben, was Captain Romen und Ko Ai hätte verhängnisvoll werden können. Aber der Sententor gönnte mir kein Abbrechen. Der Strom floß und floß.
„Konzentrieren Sie Ihre Gedanken auf die Flucht, Commander! “ Mir blieb keine Wahl. Ich war ein Gefangener der Apparatur. Die Erinnerungen strömten aus mir heraus.
Captain Romen und Ko Ai waren sich selbst überlassen. Gelegent-lich hörte ich ihre Stimmen und manchmal auch das Plätschern des Swimmingpools, der ein wichtiger Bestandteil des als ‘Komfortwohnung’ geführten Appartements war. Falls alles gut ging, würden sie in absehbarer Zeit gemeinsam die Wohnung verlassen, doch bis dahin wollte ich in Ruhe meine Vorbereitungen treffen. Andererseits -falls mein Plan fehlschlug, waren diese enteilenden Stunden ihre letzte Frist.
Ruth hatte angerufen und
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