Weltraumpartisanen 11: Operation Sonnenfracht
Ehre zu, die Nummer Eins zu sein. Auf der Wartepiste stand ein Dutzend anderer Schiffe in Reih und Glied, darunter einige fensterlose Astral -Transporter. Sie wenigstens machten einen verläßlichen, soliden Eindruck, hervorragend konstruierte Schiffe, die unbemannt jeden Punkt unseres Sonnensystems anzusteuern imstande waren.
Wenn ich mehr von ihnen besessen hätte, mir wäre es leichter ums Herz gewesen.
Aber da war dieses ganze Sammelsurium ausrangierter Veteranen, in Windeseile für diesen einen, letzten Flug umgebaut. Ich beäugte sie mit wachsendem Mißtrauen. Die Cockpitfenster waren glühende, bösartig blickende Augen.
Alles, Berg und Schiffe, schien Verdammnis anzukündigen.
Es könnte nicht gutgehen, hatte ich gesagt, und Harris hatte mir beigepflichtet.
Und dennoch mußte der Versuch unternommen werden - bevor auch in diesem Winkel der Erde sich die unterirdischen, unkontrollierbaren Mächte regten.
Ein Pfund von dieser Teufelsbrühe, fein verteilt, nicht zu riechen, nicht zu schmecken, mit den empfindlichsten Meßgeräten in diesem Zustand der Verdünnung kaum auszumachen, reichte aus, um neun Milliarden Menschen zu töten, mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung. Und wir hatten es mit 3,4 Milliarden Litern davon zu tun.
Dieser Berg war das Symbol eines Verbrechens: das Kainsmal einer auf industriellem Wachstum aufbauenden Machtpolitik des 20. Jahrhunderts, an deren Ende, wenn sie nicht gewaltsam unterbrochen worden wäre, die Selbstausrottung der Menschheit gestanden hätte. Das also war die Front. Ein Berg, ein paar Rohre, ein paar Schiffe. Und kaum Aussicht auf Sieg.
Um so mehr Aussicht auf einen langsamen, qualvollen Tod.
„Wenn einer die Schlacht gewinnen kann", hatte mir Harris zum Abschied gesagt, „dann Sie, Mark. Ich hätte sie gern selbst geschlagen, aber ich bin zu alt dazu." Auf mir lag schwer und drückend die Verantwortung. Die Diana beschrieb in den Lüften eine letzte Schleife. Ich setzte zur Landung an. Als ich das Triebwerk abschaltete, ging die Sonne unter.
In der warmen Luft lag ein dumpfes, rhythmisches Dröhnen. Wenn es mir nicht so absurd vorgekommen wäre, ich hätte es für den Hall afrikanischer Buschtrommeln gehalten.
Die letzte Lagebesprechung vor der Schlacht war für 21.00 Uhr Ortszeit in Colonel Chemnitzers Kommandobaracke angesetzt.
Eine Minute vor Konferenzbeginn traf ich dort ein, mit meinem gesamten Stab.
In der pneumatischen Baracke war es angenehm kühl. Chemnitzer leistete sich den Luxus einer Klimaanlage. Adrett uniformierte weibliche Ordonnanzen reichten eisgekühlte Getränke.
Bei aller geleisteten und noch zu leistenden Drecksarbeit achtete der Colonel auf einen gepflegten Lebensstil. Schlag neun Uhr betrat Chemnitzer, in gebügelter und gestärkter Uniform, eskortiert von den Offizieren seines Stabes, eingehüllt in eine Duftwolke, den Raum. Die Begrüßung war frostig: ein knappes militärisches Salutieren, ein kurzes Kopfnicken, kein Händedruck, kein persönliches Wort.
„Meine Herren, zur Sache... "
Auf einer transportablen Projektionswand erschienen die ersten Bilder.
Major Pecheral, Chemnitzers rechte Hand, kommentierte.
Auch für die Pioniere war das Projekt kein Honigschlecken. Ihre Arbeit verdiente Bewunderung. Um eine Beschädigung des strahlendämmenden Betondeckels zu vermeiden, hatten sie sich Zugang zum Deponat mittels einer über tausend Meter langen Bohrung durch härtestes Gestein verschafft.
Andere Bilder zeigten die Installation der Pipeline.
„Es muß damit gerechnet werden", sagte Major Pecheral, „daß beim Betanken der Schiffe radioaktive Strahlung freigesetzt wird."
Ein Melder trat ein und flüsterte Colonel Chemnitzer etwas zu. Dieser nickte und stand abrupt auf. „Meine Herren, wir sollten uns jetzt zur Verladerampe begeben. Dort werden gerade die letzten Handgriffe getan."
Ein Helikopter des Heeres stand schon bereit. Nachdem wir Platz genommen hatten, beförderte er uns auf das zukünftige eigentliche Schlachtfeld. Die Verladerampe war von einem Dutzend Scheinwerfer taghell ausgeleuchtet.
Auf den ersten Blick war auch hier gute Arbeit geleistet worden. Die Fläche war eingeebnet und betoniert worden.
Colonel Chemnitzer machte uns auf den Rohrstutzen aufmerksam, an dem noch hantiert wurde: die Dichtungen wurden aufgelegt. Überragt wurde der Rohrstutzen vom haushohen Gerüst der automatischen Kopplung. Der dazu gehörende Befehlsstand erhob sich in einer Entfernung von hundert Metern unmittelbar an der
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