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Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde

Titel: Weltraumpartisanen 13: Countdown für die Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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beipflichten. Die Entscheidung, die ich getroffen hatte, war hundertprozentig korrekt.
    Ich war im Recht - das freilich war auch alles. Genugtuung ließ sich daraus ebensowenig ableiten wie ein gutes Gewissen.
    Schlaf stellte sich nicht ein; ich machte Licht und sah auf die Uhr. Lieutenant Xuma hatte noch knapp vier Stunden zu leben.
    Ich versuchte mich in seine Lage zu versetzen.
    Den mißglückten Landeanflug der Medusa hatte er gewiß verfolgt -und nicht minder gewiß war es, daß er daraus, kombiniert mit seiner eigenen mit dem Helin gemachten Erfahrung, den richtigen Schluß zu ziehen imstande gewesen war: daß seine Warnung, mit dem Schiff dem Ding nicht zu nahe zu kommen, die Billigung seines Commanders gefunden hatte.
    Und nun wartete er darauf, daß Heizung und Luftzufuhr ihren Dienst einstellten und daß der Tod zu ihm kam. Er war nicht der erste, dem ein solches Schicksal widerfuhr. Unzählige Piloten vor ihm hatten genau so gewartet - gleich ihm gestrandet auf einem fremden, unbekannten Ding. In den Computern der Raumfahrtbehörden ruhten ihre Namen.
    William Xuma, Lieutenant (VEGA): ein Name mehr.
    An Ausruhen war nicht zu denken. Ich stand auf, warf mir den Morgenmantel über und setzte mich hinter den Schreibtisch.
    Nach einigem Überlegen legte ich eine frische Kassette in den Diktamat ein, schob das entsprechende Blankoformular in den Schacht und begann das Unfallprotokoll zu formulieren. Der Diktamat übermittelte meine Worte einem Magnetband, dies leitete sie weiter an einen kleinen Computer, der sie phonetisch abtastete und sodann umsetzte in einen gestanzten Lochstreifen und dieser wiederum signalisierte, was ich sprach, weiter an den Druckmechanismus. Auf dem Papier formierten sich Worte und Sätze.
    VEGA-UNFALLPROTOKOLL
    Objekt: Medusa-Dingi
    Pilot: William Xuma, Lieutenant (VEGA)
    Insassen: Dr. Edward Battington
    Datum: 18. April 2078 Hergang:
    Zwecks Näherer Erkundung von Q.R.O./H. unternahm das mit o. g. Personen besetzte Dingi einen Landeanflug.
    Unmittelbar vor dem Start war eine letzte Überprüfung des Dingis vorgenommen worden. Dabei wurden keinerlei Mängel festgestellt.
    Der erste Landeanflug des Dingis wurde vorzeitig abgebrochen. Der Pilot zog den Flugkörper noch einmal hoch. Unmittelbar nach diesem Manöver setzte er erneut zur ...
    Mitten im Satz brach ich ab und schaltete das Gerät aus. Warum - so fragte ich mich plötzlich betroffen - diktierte ich diesen Bericht bereits jetzt - zu einer Zeit, in der Lieutenant Xuma noch am Leben war? Tat ich das vielleicht, um mich vor mir selbst zu rechtfertigen?
    Ich starrte auf die nüchternen, gefühllosen Worte. Sie erst - nicht der Umstand, daß die Medusa unterwegs war zur Venus - stießen Lieutenant Xuma für immer aus dem Reich der Lebenden. Sie erst sprachen über ihn das Todesurteil, das unwiderrufliche.
    Das Protokoll mochte warten.
    Ich kleidete mich an und machte mich auf den Weg zur Messe.
    Im Kartenhaus brannte Licht. Lieutenant Stroganow schob Wache.
    Durch das gepanzerte Glas konnte ich sehen, wie er seinen Computer mit irgendwelchen Daten fütterte. Er wandte mir den Rücken zu.
    Einen Atemzug lang fühlte ich mich versucht einzutreten und dieser Strahlung, die mir keine Ruhe ließ, die Stirn zu bieten.
    Ich entschied mich, der Versuchung zu widerstehen. Vom schmerzhaften Druck der Verantwortung für Schiff und Besatzung vermochte mich auch ein guter Kamerad wie Iwan Stroganow nicht zu erlösen. Er - daran zweifelte ich nicht - hätte den zweiten Landeanflug riskiert, aber er war auch nicht der Commander. Zum erstenmal verfluchte ich dieses Amt.
    In der Messe holte ich mir einen Becher Kaffee aus dem Spender und warf mich in einen der Sessel.
    Noch nie hatte ein Kaffee widerwärtiger geschmeckt. Es lag nicht an der Mischung; es lag nicht am Spender. Der üble Geschmack lag auf meinen Lippen.
    Die Quarzuhr über der Messetür zeigte die Zeit. Der Countdown für Lieutenant Xuma lief.
    Das Protokoll würde folglich lauten:
    Die Sprechverbindung zum Dingi funktionierte bis zuletzt. Lieutenant Xuma meldete einen ihm unerklärlichen Defekt des G-Messers, setzte den Landeanflug jedoch fort. Wenige Sekunden später stürzte das Dingi bei kraftvoll laufendem Triebwerk (optische Beobachtung von Captain G. Romen und dem Unterzeichneten) ab ...
    Der Kaffee kam mir hoch. Ich stellte den Becher fort, warf einen letzten Blick auf die Uhr und rannte zur Brücke. Dort angekommen, drückte ich die Klarschiff taste. Die Glocken schrillten

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