Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
wäre es möglich gewesen, die Beamten zu überrennen. Aber da war dieser MOB, das reaktionsschnelle Monstrum: schlau, listenreich und ohne eine Spur von Gewissen. Wessen Gehirn war es, das da in diesem Koloß lebte und dachte? Gewiß nicht das eines sanftmütigen Blumenfreundes. In Professor Warrens Labors hatte man von Anfang an den Tatmenschen den Vorzug gegeben: den Ingenieuren, den Militärs – aber auch den Kriminellen, den Schlägern, Räubern und Mördern. Nicht auf intellektuelle Höhenleistungen kam es an, sondern auf praktisches Denken. Ein MOB – so jedenfalls hatte es bislang stets geheißen – hatte zu gehorchen und zu arbeiten; das Planen besorgten die Erzieher. Hier und da waren warnende Stimmen laut geworden; unter dem Eindruck der afrikanischen Katastrophe hatte die Regierung ihnen keine Beachtung geschenkt und das MOB-Projekt gebilligt.
    Und nun war dies – vorerst – die Quittung für übereilte Beschlüsse und mangelnde Sorgfalt.
    Der Schmallippige hatte seine Meldung beendet; die Morselampe erlosch.
    Einige Sekunden vergingen. Der MOB schien die ihm übermittelte Botschaft zu überdenken. Dann – schließlich – flammte erneut sein Scheinwerfer auf. Seine Entscheidung über unser weiteres Schicksal bestand aus einem einzigen lakonischen Wort:
    Inhaftieren!
    Lieutenant Mercier übersetzte mit stockender Stimme. Der Schmallippige trat auf uns zu.
    »Der Befehl lautet, Sie vorläufig festzunehmen. Leisten Sie keinen Widerstand! Es wäre zwecklos.«
    Irgendwie gelang es mir, mich zu beherrschen. Die einzige Waffe, über die ich in diesem Augenblick verfügte, war Ruhe.
    Worauf es ankam, war dies: Zeit zu gewinnen und sich ein Bild der Lage zu verschaffen. Erst danach durfte man daran denken, den nächsten Schritt zu wagen.
    Eisig fragte ich: »Und in wessen Namen erfolgt diese Festnahme?«
    Der Schmallippige warf einen besorgten Blick auf den MOB und erwiderte unsicher: »Im Namen des Fortschritts, Sir.«
    Den stellvertretenden Stationsmeister hatte ich nahezu vergessen. Nun hörte ich ihn wispern: »Das ist mir neu, Sir. Gestern hieß es noch: ›Im Namen von Colonel Chemnitzer‹. Nun heißt das plötzlich: ›Fortschritt‹.«
    Er machte auf mich einen elenden, niedergeschlagenen Eindruck. Der Verrat, zu dem er sich hingegeben hatte, schien sein Gewissen zu belasten. Sein Blick heischte Vergebung. Seine Hand berührte schüchtern meinen Ärmel.
    »Sir, verurteilen Sie uns nicht! Uns bleibt keine andere Wahl. Sie haben ja keine Ahnung, wozu diese MOBs fähig sind. Meine Frau und meine Kinder … sie benutzen sie als Geiseln …«
    Er schluchzte auf und wandte sich ab.
    Dies also war die Lage: Die MOBs, von Colonel Chemnitzer und seinen Komplizen dirigiert, hatten sich der Towns bemächtigt – eine Armee, die jeden Widerstand in Grund und Boden stampfte. Durfte ich überrascht sein? Der Blitz, der die Menschheit traf, kam keineswegs aus heiterem Himmel.
    Ich beschloß, mich zu fügen, und in diese Entscheidung bezog ich meine Männer mit ein. Doch noch bevor ich dazu kam, den entsprechenden Befehl – keinen Widerstand zu leisten – zu erteilen, geschah es:
    Lieutenant Stroganow, der breitschultrige, bärenstarke Sibiriak, wirbelte herum, ergriff mit seiner mächtigen Pranke das Handgelenk des Schmallippigen und entwand ihm die Waffe. Er brüllte: »Haut ab, Leute! Ich decke den Rückzug!«
    Dabei richtete er die Waffe auf die überrumpelten Beamten. In jedem anderen Fall hätte Lieutenant Stroganows rasches, mutiges Handeln zum gewünschten Erfolg geführt: die Beamten waren sichtlich eingeschüchtert. Jedoch – der Navigator hatte seine Rechnung ohne den MOB gemacht, dem er nunmehr zwangsläufig den Rücken zukehrte.
    Der Turm schwenkte nieder, und der mächtige, tonnenschwere Saugrüssel traf Lieutenant Stroganow mit voller Wucht und schmetterte ihn zu Boden.
    Der Schmallippige bückte sich und hob seine Pistole auf. Über ihm funkelte aufgeregt der Scheinwerfer des MOBs.
    Einer der Beamten sagte: »Der MOB läßt ausrichten: Bei einem nochmaligen Fluchtversuch gibt es keinen Pardon!«
    Ein staubiger Gefangenentransporter schwebte fauchend heran. Die Tür fuhr auf. Wir stiegen ein. Lieutenant Stroganow stöhnte. Die Tür fuhr zu. Der Transporter setzte sich in Bewegung.
     
    Man schaffte uns in das zentrale Untersuchungsgefängnis. Was es auf dem Weg dorthin – er führte immerhin durch vier Towns – zu sehen gab, war nicht dazu angetan, um unsere gedrückte Stimmung zu heben. Die

Weitere Kostenlose Bücher