Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
MOBs hatten das Heft fest in der Hand. Sie kontrollierten Knotenpunkte und Nervenstränge der empfindlichen, verwundbaren Zivilisation: die Ozonerien ebenso wie die Kraftwerke und Kommunikationszentralen. In der Geschichte der Menschheit gab es keinen Putsch, der gründlicher geplant worden wäre. Jedes Aufbegehren war von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    Viermal wurde unser Wagen von patrouillierenden MOBs angehalten und überprüft. Das System der Verständigung war immer das gleiche. Die MOBs bedienten sich ihrer Scheinwerfer, die uns eskortierenden Polizisten benutzten eine Morselampe.
    Dreimal verliefen die Kontrollen ohne Komplikationen. Erst der vierte MOB zögerte, den Wagen passieren zu lassen. Sein Scheinwerfer blinzelte lange und wütend. Lieutenant Mercier übersetzte: »Wenn es nach mir ginge – ich würde mit ihnen kurzen Prozeß machen!«
    Schließlich jedoch gab auch dieser MOB den Weg frei.
    Die letzte Überprüfung durch einen MOB erfolgte im Gefängnishof selbst – bevor man unsere kleine Schar auseinanderriß und einzeln auf die Zellen verteilte. Captain Romen wurde als erster abgeführt. Er winkte mir noch einmal zu und schwenkte seine Mundharmonika. Bevor er im düsteren Gebäude entschwand, vernahm ich seine trotzige, anfeuernde Weise – ein altes, revolutionäres Kampflied: »Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht …«
    Der MOB blinzelte irritiert. Ein Wächter sagte: »Der MOB will wissen, was das soll.«
    Ich gab keine Antwort. Mochte der MOB es nur ganz von selbst herausfinden: zur gegebenen Zeit.

4.
    Ich war an das kleine vergitterte Fenster getreten und blickte hinaus. Jenseits der Mauer patrouillierte ein MOB. Seine tentakelartigen Sensoren bewegten sich mißtrauisch hin und her. Je länger ich ihn beobachtete, desto weniger konnte ich mich des widersinnigen Gedankens erwehren: Dieser MOB machte einen verunsicherten, eingeschüchterten Eindruck. Seine Bewegungen, seine Haltung waren die eines geprügelten Hundes. Sollte es auch in den Reihen der MOBs so etwas geben wie Rangunterschiede und charakterliche Merkmale? Immerhin waren alle diese Maschinen mit menschlichen Gehirnen ausgestattet. In gewisser Weise war eine jede von ihnen ein Individuum.
    Der MOB entfernte sich. Ich überdachte die Situation. War endlich angebrochen, wovor ängstliche Propheten immer wieder gewarnt hatten: das Ende der menschlichen Zivilisation? Machtkämpfe hatte es gegeben, seitdem im grauen Dämmerlicht der Vorzeit der Mensch den Plan der Geschichte betreten hatte. Die Erde war eine einzige blutige Arena. Herrscher, Völker und Ideologien hatten im wechselvollen Auf und Ab miteinander auf Tod und Leben gerungen – und stets war es ihnen letztlich nur um das eine gegangen: um die Macht über andere Menschen.
    Auch diesmal ging es um die Macht, und doch war alles anders. Der Mensch hatte sich selbst aus dem Wettbewerb geworfen, indem er seine Intelligenz auf seelenlose Maschinen übertrug und letztlich die Kontrolle über sie verlor. Sollte er am Ende seiner Geschichte angelangt sein? Alles in mir sträubte sich gegen eine solche Schlußfolgerung. Und doch war sie naheliegend.
    Und wo lag für meine Männer und mich der rettende Ausweg? Vorerst befanden wir uns – wehr- und hilflos – in sicherem Gewahrsam. Dagegen zu protestieren war sinnlos; an Widerstand war nicht zu denken.
    Nie in meinem Leben war mir elender zumute gewesen.
    Der wachhabende MOB kehrte fauchend und kettenrasselnd zurück. Unter meinen Füßen vibrierte der Fußboden. Aufgeregte Sensoren suchten das Gelände ab. Der MOB hielt an und äugte zu mir herüber.
    Welcher Art mochte das Gehirn sein, das seine Aktionen dirigierte? Das eines eiskalten, skrupellosen Tatmenschen? Dagegen sprachen die äußeren Anzeichen der Verunsicherung. Ich beschloß, es herauszufinden.
    Zum Glück hatte man mich, bevor man mich in die Zelle stieß, nur nach Waffen abgetastet. Der übrige Inhalt meiner Taschen hatte keinen interessiert. So war ich noch immer im Besitz des eigens für die Raumfahrt entwickelten Safetysticks, einer knapp daumenlangen sinnreichen Kombination mannigfaltiger technischer Hilfsmittel. In der verchromten Kapsel vereinigt waren ein weitreichender Sender – der im Notfall angepeilt werden konnte –, ein lichtstarker Scheinwerfer, ein Feuerzeug, ein Heizaggregat und eine Preßluftpatrone.
    Ich benutzte den Scheinwerfer.
    »Hallo!«
    Der MOB erstarrte. Lediglich seine Tentakel pendelten verschreckt hin und her. Er

Weitere Kostenlose Bücher