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Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars

Titel: Weltraumpartisanen 14: Kurier zum Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Schmallippige gab Auskunft: »Das bedeutet, Sir, daß hier gewisse Veränderungen stattgefunden haben, von denen Sie offenbar nicht unterrichtet worden sind.«
    Ich schwieg und überlegte. Veränderungen. Das Wort umschrieb, was stattgefunden hatte: ein Machtwechsel. Die Polizei hatte die Fronten gewechselt. Aber – wem diente sie nun? Wer war der neue Herr auf der Venus? Und bezog sich die Veränderung auch auf die Erde? Weder das Amt für Sicherheit noch VEGA-Metropolis hatte auf den Ruf der Medusa geantwortet.
    Ich forschte: »Und was hat der MOB damit zu tun?« Diesmal antwortete ein anderer: »Der MOB, Sir, wird Ihnen jetzt ein paar Fragen stellen – und Sie tun gut daran, darauf wahrheitsgemäß zu antworten.«
    Mich überlief es kalt. Ein Verhör durch einen MOB. In welcher Beziehung standen die Beamten, die uns in diese Falle gelockt hatten, zu diesem Monstrum? Von Rechts wegen mußte jeder MOB-Kompanie ein ausgebildeter Erzieher beigegeben sein, der imstande war, auf sie einzuwirken und sie nach seinem Willen zu dirigieren.
    Captain Romen flüsterte: »Mir scheint, Sir, da haben sich ein paar MOBs selbständig gemacht – oder aber Freund Chemnitzer hat sie auf die Menschheit losgelassen.«
    Noch ahnte ich nicht, wie nahe der Wahrheit Captain Romen mit dieser Bemerkung war. Aber ebensowenig ahnte ich, daß dies alles ein vergleichsweise harmloses Vorspiel war – gemessen an dem, was die Zukunft bereits beschlossen hatte.
    Ich rang um einen klaren Gedanken.
    Chemnitzer … gewiß, ihm war eine solche Niedertracht zuzutrauen. Er war ein enger Vertrauter von Professor Dr. med. Dr. Ing. Henry Warren, dem Psychomechaniker, dem die Welt diese Monstren verdankte; und er hatte sie als erster in praktischer Arbeit erprobt. Bei entsprechender psychologischer und intellektueller Programmierung – das hatte ich bereits vor etlichen Monaten begriffen – gaben sie eine verheerende Waffe ab, der kaum etwas widerstand.
    All dies mochte mit hineinspielen, doch darüber hinaus mußte es noch andere Zusammenhänge geben, von denen ich vorerst nichts ahnte.
    Für längere Überlegungen blieb mir keine Zeit.
    Der MOB verlor die Geduld. Er schwenkte seinen hochaufragenden Turm und gab ein knarrendes Geräusch von sich. Oben begann eine weiße Lampe zu blinken:
    Lieutenant Mercier buchstabierte halblaut mit: »Z-u-r S-a-c-h-e-«
    Zur Sache!
    Der MOB verfügte nicht über die Gabe der Sprache, aber er verstand es durchaus, sich unmißverständlich zu artikulieren. Und wir waren ihm ausgeliefert. So behäbig er in seiner monumentalen Mächtigkeit auch wirken mochte – ich wußte aus bitterer Erfahrung, zu welch blitzschnellen Reaktionen ein solcher Psychomechanismus fähig war. Nicht einmal die modernsten Kampfeinheiten zu Lande, über die die EAAU verfügte, die Kaimane, schwergepanzerte, flinke Laserbatterien, konnten es mit ihm aufnehmen.
    Erneut leuchtete es in der Höhe des Turmes auf:
    Der Schmallippige übersetzte: »Die Personalien! – Ich denke, Sie werden nichts dagegen haben, wenn ich die Prozedur verkürze, Sir. Ihre Namen sind mir ja hinreichend bekannt.«
    Ein beklemmendes Schauspiel entspann sich: ein stummer Dialog zwischen dem MOB und dem schmallippigen Beamten, der sich hierzu einer mitgeführten Morselampe bediente. Mehr als alles andere war es dieser geringfügige Umstand – die mitgeführte Morselampe –, wodurch mein wachsender Verdacht Bestätigung fand. Auf der Venus hatte so etwas wie eine Unterwerfung stattgefunden. Der MOB führte ganz eindeutig das Kommando; die Beamten waren seine willfährigen Gehilfen.
    Mich überlief es kalt. Etwas in mir verkrampfte sich. Auch meine Männer machten beunruhigte Gesichter. Die Furcht war durchaus berechtigt. Was hier stattfand, war ohne jedes Beispiel: eine neue, bislang nur in billigen Horrorfilmen durchgespielte Dimension des Terrors. Der Mensch hatte seinen privilegierten Platz im Rahmen der Schöpfung eingebüßt: durch eigene Schuld.
    Ich dachte an das muntere Geplauder des Towers. Ein Wort der Warnung hätte genügt – und die Medusa wäre, anstatt auf der Venus zu landen, auf neuen Kurs gegangen. Die Unterwerfung unter die neuen Machthaber schien total und absolut zu sein. Wie war das nur möglich?
    Ich fühlte mich überrumpelt, erniedrigt, eingeschüchtert. Flucht? Es gab keinen Ausweg. Widerstand? Wir waren unbewaffnet. Und selbst wenn wir über ein paar lächerliche Pistolen verfügt hätten … Vielleicht, wenn auch nicht ohne eigene Verluste,

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