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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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genommen.«
    »Und machst dir jetzt darüber Gedanken?«
    »Grischa«, sagte ich, »setz endlich auf, damit wir's hinter uns bringen – oder du zwingst mich, verdammt noch mal, gleich hier auszusteigen.«
    Romen musterte mich von der Seite. 
    »Warum nicht.« meinte er. »Wer Eisberge zum Whisky nimmt, hat auch lange Beine. Nur zu, Mark!«
    Er spitzte die Lippen zu einem spöttischen Pfiff und manövrierte die Diana mit unnachahmlicher Eleganz hinab auf das Eis.
    Nachdem das Triebwerk verstummt war, warf er die Gurte ab und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.
    »Vergiß Blumen und Champagner nicht!« sagte er. »Du willst doch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.«
    Ich streifte den Helm vom Kopf, fuhr die Schleuse auf und kletterte hinaus.
    Der Himmel war bedeckt, die Dunkelheit nahezu vollkommen. Ich hörte das Donnern der Wellen, die sich tief unter mir am Fuß des Eisberges brachen, und das Rauschen und Winseln des Windes. Ruderhaus und Brücke waren unbeleuchtet. Auch führte IT 114 – wie mir nun plötzlich, mit einiger Verspätung auffiel – nicht die vorgeschriebenen Positionslichter.
    Mein Unbehagen verstärkte sich. Romen gesellte sich zu mir und ließ seine Lampe aufleuchten.
    »Komischer Empfang!« sagte er.
    »Was hast du erwartet?« fragte ich. »Eine Schar jubelnder Damen?«
    »Ich bin bescheiden«, sagte Romen. »Ein halbes Dutzend hätte genügt.«
    »Die ganze Besatzung«, klärte ich ihn auf, »besteht aus vier Personen: Skipperin, Erste Offizierin, Maschinistin und Köchin.«
    Romen ließ den Lichtschein wandern. 
    »Nun«, meinte er, »wie dem auch sei – auf jeden Fall haben unsere Damen einen gesunden Schlaf. Man sollte doch glauben, daß eine landende Diana selbst Tote aufweckt. Oder macht sie etwa keinen Krach?«
    Romen plauderte, aber ich spürte, daß auch er beunruhigt war. Wir waren auf der Westseite des Eisberges gelandet, und bis zum Ruderhaus und zur Baracke mochten es dreihundert Meter sein. Romen ging voraus und leuchtete. Der Wind schnitt uns ins Gesicht. Er war kalt und stürmisch. Irgendwo in unserer Nachbarschaft braute sich ein mächtiges Tief zusammen.
    Nachdem wir drei oder vier Dutzend Schritte zurückgelegt hatten, blieb Romen plötzlich stehen. 
    »Mark!«
    »Was ist?«
    »Sieh dir das an!«
    Romens Stimme klang rauh.
    Ich holte ihn ein, und das Entsetzen schnürte mir die Kehle zu. Auf der schwarzen Markierung lag in verkrümmter Haltung eine unbewegliche weibliche Gestalt. Sie trug die marineblaue Uniform ihres Unternehmens. Drei goldene Balken am Ärmel wiesen sie aus als die Erste Offizierin.
    Von oben war sie auf der dunklen Unterlage nicht zu sehen gewesen. Neben ihrer rechten Hand lag ein Walkie-Talkie – als habe sie, bevor sie starb, mit letzter Kraft versucht, Verbindung aufzunehmen. Romen leuchtete sie an.
    Die Tote war noch jung: eine dunkelhaarige, hübsche Frau Mitte Zwanzig. 
    »Mark, was hat das zu bedeuten?«
    Ich schwieg. Meine Gedanken arbeiteten. Ich glaubte zu wissen, was es bedeutete. Genauso hatte zuletzt Dr. Goodman dagelegen. Aber noch weigerte ich mich, das auszusprechen. Nat war ein lieber, empfindsamer Junge – und mit diesem Bekenntnis zu ihm wollte ich ihm gegenübertreten. Aber wie, wenn nicht durch ihn, sollte die Seuche auf diesen entlegenen Eisberg geraten sein?
    Romen trat an die Tote heran und wollte sich niederbeugen. Ich schrie ihn an: »Nicht anfassen, Grischa! Um Himmels willen – nicht anfassen! Und auch nicht näher herantreten!«
    Romen fuhr zurück wie von der Tarantel gestochen. 
    »Du glaubst doch nicht …«
    Er sprach es nicht aus. Es war überflüssig. Er hatte begriffen. Im Halbdunkel sah ich sein verstörtes Gesicht.
    Auf einmal glaubte ich in einiger Entfernung von uns ein gedämpftes böses Lachen zu hören. Romen legte den Kopf schräg – aber das Lachen wiederholte sich nicht. Romen drehte sich zu mir herum.
    »Mir scheint, ich fange an, hysterisch zu werden, Mark. Wollen wir uns die Baracke vornehmen?«
    Ich war schon auf dem Weg dorthin. Um die Tote machte ich einen weiten Bogen – auf der dem Wind zugewandten Seite. Mein Verstand sagte mir, daß ich nicht zu zweifeln brauchte. Mein Gefühl sprach dagegen. Mein Gefühl redete mir ein, daß es auf dieser Erde Tausende von tückischen Krankheiten gab.
    Aber da war auch diese Schmelzspur – und sie war unbestreitbar von einer Tornado in das Eis gebrannt worden.
    Mich überlief ein kalter Schauer. Wir gingen langsam. Romen leuchtete. Die

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