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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gehört, vor langer Zeit, aber noch bevor ich die Erinnerung festhalten konnte, hatte sie sich auch schon wieder verflüchtigt.
    Als Romen zu mir herantrat, machte er um die zerbrochene Phiole einen weiten Bogen. 
    »Mark – hörst du?«
    »Was?«
    »Eben hätte ich wetten mögen –« Eine eiskalte Bö fegte über den Eisberg und schlug die Tür der Baracke zu. Aber auch noch ein anderes Geräusch war zu hören, und diesmal war ich sicher, daß es sich nicht um eine Sinnestäuschung handelte.
    Im Wind trieb – schrill und hämisch – ein heiseres Gelächter.
    Romen knüpfte das Pistolenfutteral auf und zog die Waffe. Ich nickte.
    »Suchen wir das Gelände ab! Aber Vorsicht!«
    Ich löschte das Licht. Im Dunkel warteten wir, bis unsere Augen sich an die Nacht gewöhnt hatten. Als wir dann aufbrachen, trug auch ich meine kurzläufige Fliegerpistole schußbereit in der Hand. Das Gelächter wiederholte sich: lauter und deutlicher noch als zuvor.
    Mich fröstelte. Mein Magen verkrampfte sich und wurde zu einem harten, schmerzenden Klumpen. 
    Romen flüsterte: »Mark, wir kreisen ihn ein!«
    Ich antwortete: »Paß auf, wo du hintrittst!«
    Vor der Baracke trennten wir uns. Romen entschwand lautlos in der Dunkelheit. Ich nahm mir die Nordseite des Eisberges vor. Der Wind war zum Sturm geworden. Auf der glatten Eisfläche kämpfte ich verbissen um mein Gleichgewicht. Meine Augen suchten die Nacht ab, aber sie vermochten nichts zu entdecken: keine verdächtige Bewegung, keinen lauernden Schatten. Eine Bö brachte mich zu Fall – und noch bevor ich mich aufrichten konnte, trieb das Lachen an mir vorüber, zum Greifen nah, wie es mir schien.
    Eine Minute später vernahm ich es erneut – diesmal in weiter Ferne, auf der anderen Seite des Eisberges. Gleich darauf erreichte mich Romens Stimme. 
    »Mark!«
    »Ja?«
    »Ich hab's.«
    »Was hast du?«
    »Komm her, ich zeig's dir.«
    Romen ließ sein Feuerzug aufflammen, so daß ich sehen konnte, wo er sich befand. Der Sturm stieß mich auf ihn zu. Als ich bei ihm anlangte, klang das Lachen plötzlich in meiner unmittelbaren Nähe. Ich hob die Waffe. 
    »Laß nur, Mark!« sagte Romen. »Du brauchst die Kanone nicht. Dr. West ist ein Witzbold.«
    Er nahm mir die Lampe aus der Hand und schaltete sie ein. In ihrem Schein sah ich, was er meinte. Was uns die Haare zu Berge getrieben hatte, war nichts als ein simpler, altmodischer Lachsack – ein karnevalistischer Scherzartikel –, der vom Wind über das Eis getrieben wurde. Jedesmal, wenn er sich überschlug, erklang das schrille, teuflische Gelächter. Romen wollte ihm einen Tritt versetzen, doch ich vertrat Romen den Weg.
    »Besser nicht!« sagte ich. »Es könnte eine Falle sein. Oder hast du ihn etwa schon angefaßt?«
    Romen schüttelte sich. 
    »Ich werd' mich hüten!«
    Ein Gefühl ohnmächtigen Zornes erfüllte mich. Kostbare Zeit war vergeudet worden wegen eines Lachsacks. Und irgendwo, an einem sicheren Ort mit der ominösen Bezeichnung Dal Bor 13 , saß der Initiator dieses makabren Streiches und hielt sich den Bauch.
    Der Lachsack war Dr. Wests Botschaft an seine Verfolger; er sollte ihnen klarmachen, daß sie sich in ihrem Bemühen, das Ultimatum zu unterlaufen, lediglich der Lächerlichkeit aussetzten. 
    Romen sagte gepreßt: »Mark, er ist kein Mensch mehr!«
    Vier tote Frauen – und zur Krönung des Massakers ein selbstgefälliges Gelächter … Nat hätte das nie getan. Aber Nat hatte aufgehört zu existieren. Ich mußte ihn aus meinem Bewußtsein tilgen. In der Hand dieses Wahnsinnigen befand sich noch immer die gesamte Bakterienkultur – genug, um den Globus mit der verheerenden Seuche zu überziehen. IT 114 war gewissermaßen nur eine Kostprobe.
    Ich riß mich aus meiner Erstarrung.
    »Grischa, wo befindet sich der nächste VEGA-Computer, der an den Muttercomputer in Metropolis angeschlossen ist?«
    Romen überlegte.
    »So auf Anhieb würde ich sagen – in Sydney, Australien.«
    »Also gut, fliegen wir dorthin.«
    Romen zögerte.
    »Und was soll hier werden?«
    Ich hatte schon darüber nachgedacht. 
    »Wir haben doch noch überschüssigen Treibstoff an Bord?«
    »Etwa vier Tonnen – falls wirklich Sydney unser nächstes Ziel ist.«
    »Vier Tonnen«, wiederhole ich, »das müßte genug sein.«
    Romen begriff und lehnte sich dagegen auf. 
    »Mark, wir sind keine Heiden! Sie haben ein anständiges Begräbnis verdient.«
    Ich verstand, wie ihm zumute war, aber ich wußte auch, daß uns keine andere Wahl

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