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Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe

Titel: Weltraumpartisanen 15: Die lautlose Bombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Mauer, trugen mich hinüber zur Wand, lehnten mich dagegen und übergaben mich einem Offizier von hünenhafter Statur, den ich für einen Koreaner hielt. Seine Uniform war die eines Hauptmanns der Marineinfanterie der VOR. Zwischen ihm und den Kampfschwimmern – die, wie ich nunmehr mit aller Deutlichkeit sah, kein Atemgerät trugen – entspann sich ein kurzer, lebhafter Dialog, von dem ich kein Wort verstand.
    Ich registrierte einen zum Nachdenken zwingenden Sachverhalt. Der Hauptmann sprach wie ein normaler Mensch, wenngleich er sich einer mir fremden Sprache bediente. Die Stimmen der Kampfschwimmer hingegen klangen schrill und heiser. Der koreanische Hauptmann beendete die Auseinandersetzung mit einer brüsken Handbewegung. Die Kampfschwimmer grüßten militärisch und stürzten sich zurück in das Becken. Der Hauptmann gab seinen Soldaten einen Wink, und diese machten sich über mich her. Nachdem sie mich einer gründlichen Durchsuchung unterzogen hatten, besaß ich nur noch das, was ich am Leibe trug. Aber unter ihren Händen hatte ich gespürt, daß die Lähmung, in der ich mich befand, allmählich zu weichen begann. Ich versuchte, die Finger zu bewegen, und es gelang.
    Der Hauptmann zog einen Stuhl heran, setzte sich vor mich hin und eröffnete das Verhör. Ein Soldat stand daneben und beobachtete jede meiner Bewegungen.
    Ich mußte annehmen, daß es sich um ein Verhör handelte. Ich verstand kein Wort. Der Koreaner fluchte, schlug mir die Faust ins Gesicht und wiederholte seine Fragen. Wieder verstand ich ihn nicht. Der Hauptmann bellte einen Befehl, und einer der Soldaten stürzte zum Telefon.
    Der Hauptmann zündete sich eine Zigarette an, blies mir den Rauch ins Gesicht und wartete ab. Ich versuchte, die Beine zu bewegen. Es gelang. Ich war sogar in der Lage, den rechten Arm zu heben und mir das Blut aus dem Gesicht zu wischen. Ich begriff: Ich befand mich als Gefangener auf einer submarinen Station der VOR. Aber wie um Himmels willen konnte diese 4000 Meter unter dem Meer liegen, wenn die Kampfschwimmer keine Atemgeräte trugen?
    Ein alter, weißhaariger Zivilist betrat den Raum, dem Typ nach ein Chinese. Der Hauptmann sprang auf und ratterte ein paar rasche Sätze herunter. Der Zivilist nickte und wandte sich an mich. Er betrachtete mich eingehend und, wie mir schien, mit Wohlwollen. Dann nickte er. 
    »Guten Tag, Commander Brandis. Ich hoffe, Sie haben sich von Ihrem Schreck erholt.«
    Er wußte meinen Namen. Ich war überrascht. Und er sprach Metro – ohne eine Spur von Akzent. Zugleich lächelte er. Seine Augen blickten freundlich. Aus irgendeinem Grunde schien er mir wohlgesonnen zu sein. Aber warum? Ich zerbrach mir den Kopf.
    »Sie kennen mich?«
    Der alte Herr verneigte sich.
    »Ich kenne Sie, Sir. Und Sie, Sir, kennen mich auch, selbst wenn es Ihnen vielleicht nicht sofort einfällt. Es ist jetzt ein gutes Jahr her, daß Sie mich im Raum auflasen, aus einem von Meteoriten zerschmetterten Schiff. Und Sie taten noch mehr für mich! Sie hinderten diesen Colonel Chemnitzer daran, mich zu mißhandeln. Seit diesem Tag haben Sie einen Platz in meinem Herzen. Mein Name ist Tao Lin.«
    Ich erinnerte mich. Wir hatten eine havarierte VOR-Dschunke gesichtet und einen Mann hinübergeschickt. Der einzige Überlebende an Bord der Dschunke war dieser weißhaarige Herr gewesen.
    »Ich weiß jetzt Bescheid.«
    Der koreanische Hauptmann mischte sich ein. Tao Lin besänftigte ihn. Danach wandte er sich erneut an mich. 
    »So leid es mir tut, Commander Brandis – ich muß Ihnen jetzt eine Frage stellen, auf deren Beantwortung der Hauptmann größten Wert legt. Er sagt, seine Leute seien sicher, daß sie es mit zwei Sumos zu tun gehabt hätten. Wo ist das andere?«
    Ich beherrschte mich. Ich vermied es, tief Luft zu holen. Ich bemühte mich, ein ausdrucksloses Gesicht zu machen. Die Frage des Hauptmanns bedeutete, daß es Captain Romen gelungen war, sich der Verfolgung zu entziehen. Damit fand auch sein Schweigen eine Erklärung.
    »Es gibt kein zweites Sumo«, sagte ich. Der Hauptmann ließ seine Zigarette fallen und ballte die Faust.
    Tao Lin herrschte ihn an, und der Hauptmann trat zurück.
    »Nun«, sagte Tao Lin zu mir, »über diese Frage wird man sich noch mit Ihnen unterhalten – und über einiges andere auch. Bis dahin betrachten Sie sich, bitte, als mein Gast. Ich habe mich für Sie verbürgt.«
    Der koreanische Hauptmann machte ein mürrisches Gesicht – aber ganz offensichtlich bekleidete der

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