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Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Einwohnern von PILGRIM 2000 gemacht hatten, ließ mich zögern, der Stadt zu nahe zu kommen. Ich zog es vor, mir die Marschrichtung von einer neuen Verästelung der Kabinenbahn geben zu lassen, deren Pfeiler und Kabel immer wieder auftauchten. Früher oder später, so hoffte ich, würde uns die Kabinenbahn zu einem weiteren Ausstieg führen.
    Captain Romen war zum Glück in der Tat ein zäher Brocken. Nachdem er in der ersten Nacht einen Fieberanfall hatte, begann er sich am darauffolgenden Tag zu erholen - und bereits am frühen Nachmittag bestand er darauf, die Bahre zurückzulassen. Fortan ging auch er zu Fuß; allerdings ließ er es zu, daß Lieutenant Stroganow und Lieutenant Xuma ihn stützten.
    Lieutenant Torrente hatte mit meinem stillschweigenden Einverständnis die Führung übernommen. Mehr und mehr fiel er in die Sitten und Bräuche seiner Vorfahren, der Yaquis , zurück. Meist war er uns um einige hundert Schritt voraus - ein nahezu lautloser und unsichtbarer Schatten, der von Deckung zu Deckung huschte und dessen Aufmerksamkeit nichts entging. Doch entgegen meiner Befürchtung ließen uns die Wilden ungeschoren, und auch die Ratten tauchten vorläufig nicht auf.
    An Anzeichen einer einst hochstehenden Zivilisation fehlte es auch weiterhin nicht. Immer wieder stießen wir auf fauchende Luftschächte, auf rot-, grün- und gelbgestrichene Pipelines, auf verlassene Mobile und allerlei Maschinen, deren Aufgaben nicht mehr erkennbar waren. Die Straße, der wir folgten, war schmaler als jene erste, auf die wir gestoßen waren, aber auch diese war noch in gutem Zustand und ermöglichte uns ein halbwegs rasches und bequemes Vorwärtskommen.
    Um unsere Ernährung brauchten wir keine Sorge zu tragen: Wasser gab es genug, und in den Rastpausen verwöhnte uns der maestro mit frischen Bananen und Orangen.
    Gelegentlich beklagte er sich.
    »Eigentlich ist es so die reinste Vergeudung. Gewiß , man bleibt bei Kräften - aber all die kulinarischen Genüsse, auf die man in dieser Eile verzichten muß !«
    Sergeant Caruso machte verträumte Augen und leckte sich die Lippen,
    »Sir, können Sie sich das überhaupt vorstellen? Ein Dutzend Orangen, ein halbes Dutzend von diesen exquisiten Bananen, dazu eine Handvoll gehackter Nüsse...«
    »... und fertig wäre ein Obstsalat a la 'Odysseus' oder gar a la ' Neandertal ' !« vollendete grimmig Captain Romen. »Und garniert würde dieser dann, wenn Sie nicht schleunigst wieder die Beine in die Hand nehmen, maestro , mit gefiederten Pfeilen. Ersatzweise könnte man auch eine Fingerspitze Rattenkot darüberstreuen .«
    Sergeant Caruso stand auf und marschierte los, ohne den Captain auch nur einer Antwort zu würdigen. Sein uns zugekehrter Rücken drückte Verachtung aus.
    Ich half Captain Romen beim Aufstehen.
    »Was macht die Schulter ?« Er winkte ab.
    »Hauptsache, Sir, Sie beladen sie nicht allzu sehr mit Verantwortung. Solange Sie wissen, wo's langgeht, bin ich dabei .«
    Da Grischa Romen bisher zusätzliche Verantwortung noch nie zurückgewiesen hatte, war dies ein Eingeständnis seiner Schwäche. Er wollte uns nicht zur Last fallen: deswegen hatte er auf die Bahreverzichtet . Doch bis zur endgültigen Genesung war es ein weiter Weg.
    Vor dem Dunkelwerden sorgte Lieutenant Torrente für ein Nachtquartier. In einer Gondel der Kabinenbahn, hoch über den Wipfeln der Bäume, unerreichbar für jedes Getier und durch solide Aluminiumwände gegen überraschenden Pfeilbeschuß geschützt, schliefen wir sicher wie in Abrahams Schoß. Ein dunkel gewordenes Messingschild wies darauf hin, daß die Kabinenbahn im Jahre 1991 installiert worden war. Vierzehn Jahre später, 2005, wurde sie dann noch einmal, bereits unter Weltraumbedingungen, generalüberholt. Weitere Hinweise fehlten. Daraus ließ sich immerhin schließen, daß die Katastrophe nichts mit der kritischen Startphase zu tun hatte.
    Am nächsten Morgen hatte ich einen weiteren Grund, meinen Entschluß , die Kronos zum Zwecke der Erkundung zu verlassen, zu verfluchen. Lieutenant Levys geschwächter Zustand bereitete Anlaß zur Sorge. Der Funkoffizier klagte über heftige Kopfschmerzen und erneut einsetzende Sehstörungen. Da die Medikamente an Bord zurückgeblieben waren, ließ sich ihm nicht helfen. Ich mußte mich damit begnügen, während des Weitermarsches ein wachsames Auge auf ihn zu haben und ihn gelegentlich aufzumuntern. Denn der Lieutenant war niedergedrückt.
    »Sir, Sie haben genug mit dem Captain zu tun... Lassen

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