Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000
Sie mich hier irgendwo zurück. Sobald ich mich gekräftigt fühle, komme ich nach .«
»Nach - wohin?«
»Nun, Sie könnten mir dann und wann einen Fingerzeig hinterlassen - über die Richtung, die Sie einschlagen .« Ich wies ihn zurecht.
»Lieutenant, Sie reden dummes Zeug. Hier wird niemand zurückgelassen. Unser Ziel ist die nächste Schleuse, und bis dahin müssen Sie sich zusammenreißen und durchhalten .«
Obwohl Lieutenant Levy wieder die dunkle Brille trug, war sein Schritt stockend und unsicher. Bald nach dem Aufbruch stießen wir auf einen - vom Dschungel fast völlig den Blicken entzogenen - ausgedehnten Gebäudekomplex. Auch er war verlassen. Eine flüchtige Inaugenscheinnahme ergab, daß wir es ganz offensichtlich mit einer pharmazeutischen Fabrik zu tun hatten. Es gab darin eine Vielzahl von Laboratorien und Fabrikationshallen. Die zum Teil bereits abgepackten Medikamente trugen Aufschriften in altenglischer Sprache und den Datumsstempel vom 5. Mai 2006 - das war also vermutlich der Tag der rätselhaften Katastrophe. Lieutenant Torrente machte mich auf einen besonderen Trakt im Zusammenhang mit den Laboratorien aufmerksam, der aller Wahrscheinlichkeit nach der Tierhaltung gedient hatte. Die Käfige waren, obwohl aus solidem Plastik bestehend, ohne Ausnahme durchgenagt. Lieutenant Torrente stocherte darin mit einem Meßstab , den er auf dem Fußboden gefunden hatte.
»Wonach sieht das Ihrer Meinung nach aus, Sir ?«
Ich besah mir, worauf er mich hinwies, aus der Nähe.
»Hm... ich würde sagen, es handelt sich um getrockneten Rattenkot .«
Lieutenant Torrente ließ den Meßstab fallen.
»Ratten für Experimente, Sir«, sagte er »Nun, dieViecher haben die Versuche offenbar selbst unternommen und sind jedenfalls auf und davon .«
Bislang hatte es auf die Frage, wie die Ratten, die uns so arg zu schaffen gemacht hatten, auf die PILGRIM 2000 geraten waren, keine Antwort gegeben. Die Erklärung war ebenso einfach wie einleuchtend. Die Pilger - um den ursprünglichen Bewohnern des künstlichen Planeten einen Namen zu geben -hatten selbst die Ratten mit an Bord genommen, weil die pharmazeutische Industrie darauf nicht verzichten konnte. Irgendwann, wohl im Zusammenhang mit der Katastrophe, hatten sich die Ratten selbständig gemacht, und danach war ihre Vermehrung nicht mehr zu steuern gewesen.
Irgend etwas dämmerte mir; irgend etwas in diesem Zusammenhang, aber auch im Zusammenhang mit dem 20. Jahrhundert, wollte mir einfallen: die vage Vision eines von weißer Brandung umgebenen Atolls. Aber der Gedanke ließ sich nicht konkretisieren. Des Rätsels Lösung entglitt mir wieder, bevor ich es greifen konnte.
Ich nickte Lieutenant Torrente zu.
»Kommen Sie! Wir wollen keine Zeit verlieren .«
Wir marschierten bis in den späten Nachmittag hinein. Fortan verzichteten wir auf alle Erkundungen, vorangetrieben von dem Verlangen, einen Ausstieg aus diesem Gefängnis zu finden.
Erneut war es Lieutenant Torrente, unser wachsamer Späher, der für eine Marschunterbrechung sorgte. Er kam, nachdem er kurz zuvor hinter einer Biegung entschwunden war, die Straße zurückgelaufen - und schon von weitem ließ seine Hast erkennen, daß etwas geschehen war.
Wir blieben stehen und ließen ihn herankommen. Er sprach mit gedämpfter Stimme.
»Menschen, Sir!«
Ich fühlte mich wie elektrisiert.
»Wilde?«
»Kann ich nicht sagen, Sir .«
»Haben Sie sie gesehen ?«
»Nur gehört, Sir .«
»Wo?«
Lieutenant Torrente deutete voraus.
»Gleich dahinter gibt's bestellte Äcker, Sir. Und mitten drin liegt so etwas wie ein befestigtes Dorf .«
»Als was würden Sie es einschätzen, Lieutenant ?«
Lieutenant Torrente wiegte den Kopf.
»Schwer zu sagen, Sir, Am besten, Sie sehen's sich an.«
Die vorausgegangenen Ereignisse mahnten zur Vorsicht. Einem Zusammenstoß mit einer Schar pfeilbewehrter Wilder waren wir nicht gewachsen. Mit halblauter Stimme erteilte ich die erforderlichen Befehle. Die geschlossene Formation löste sich auf. Dort, wo der Dschungel sich zu lichten begann, gingen die Männer lautlos in Deckung.
Vor mir dehnte sich eine fruchtbare Ebene.
Ich erkannte wogende Getreidefelder, übermannshohe Maisplantagen und säuberlich gehackte Kartoffeläcker. Die bestellte Fläche schätzte ich auf rund zehn Hektar - eine Zahl, aus der es sich auf eine nicht allzu große Bevölkerung schließen ließ. Die Anbaufläche war gerade groß genug, um eine kleinere dörfliche Gemeinschaft mit den
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