Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000

Titel: Weltraumpartisanen 16: Pilgrim 2000 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
notwendigsten Nahrungsmitteln zu versorgen.
    Der Anblick der kultivierten Ländereien wirkte auf mich beunruhigend. Das Dorf flößte mir Angst ein. Wir hatten es in der Tat mit einer primitiven Festung zu tun. Das Dorf bestand aus einem knappen Dutzend niederer Häuser von der uns bereits bekannten Bauweise - doch im Gegensatz zu jener ersten, inzwischen in Schutt und Asche gefallenen Siedlung war diese Ansammlung von Häusern von einem silbrig schimmernden, etwa vier Meter hohen Palisadenzaun aus gewalzten Aluminiumblechen umgeben. Das Tor, das in die burgähnliche Anlage hineinführte, war verschlossen. Aus dem Dorf ließen sich Stimmen vernehmen, männliche ebenso wie weibliche. Auf die Entfernung hin blieben sie unverständlich.
    Captain Romen rutschte an mich heran.
    »Freund oder Feind, Sir«, murmelte er, »das ist hier, um ein abgedroschenes Zitat einmal abzuwandeln, die große Frage .«
    Der Aluminiumzaun gab den Ausschlag. Die bestellten Äcker deuteten zwar auf friedfertiges Leben hin - aber an der Tatsache, daß auch die Pfeilspitzen der Wilden aus Aluminium bestanden hatten, war nicht zu rütteln.
    »Wir werden darauf verzichten, dies herauszufinden, Captain«, erwiderte ich. »Geben Sie durch: Wir werden das Dorf umgehen. Die Männer sollen sich auf der Straße sammeln .«
    »Ave, aye , Sir.«
    Vorsichtig kroch ich zurück. Ein Teil der Besatzung war, als ich eintraf, bereits versammelt – Captain Romen und Lieutenant Torrente kamen zuletzt. Ich sah mich um.
    »Wo ist Lieutenant Levy ?«
    Ich blickte in ratlose Gesichter. Niemand wußte über seinen Verbleib Bescheid.
    Ich rannte los, zurück zum Waldrand. Dort angekommen, blieb ich stehen wie gelähmt. Meine böse Ahnung hatte sich bewahrheitet.
    Lieutenant Levy traf keine Schuld. Ich hätte ihn, eingedenk seines Zustandes, bei der Hand nehmen müssen. Statt dessen hatte ich ihn sich selbst überlassen. Und nun, mehr blind als sehend wie er war, hatte er sich in der Richtung des Rückzuges geirrt.
    Als ich ihn erblickte, befand er sich schon kurz vor dem Tor. Ein Schrei hätte genügt, um ihn auf seinen Fehler aufmerksam zu machen, aber ich durfte nicht schreien.
    »Lieutenant Levy !« flüsterte ich, »Lieutenant Levy, kehren Sie sofort zurück! Sie marschieren in die falsche Richtung !«
    Er hörte mich nicht.
    Und um ihm nachzustürzen und ihn zurückzureißen - dazu war es zu spät. Mit dem störrischen Eifer eines Behinderten, der nicht zugeben will, wie es um ihn steht, tat Lieutenant Levy noch ein Dutzend taumelnder Schritte, dann verfing sich sein Fuß in einer Unebenheit der Straße. Er verlor das Gleichgewicht und fiel hin.
    Und im gleichen Augenblick tat sich das Tor auf.
    Auf das Schlimmste gefaßt , traute ich meinen Augen nicht. Es war eine hochgewachsene, schlanke junge Frau, die das Dorf verließ - oder, nach der Anmut ihrer Bewegungen, ein Mädchen.
    Es war ein Bild von biblischer Einfachheit und Schönheit.
    Das Mädchen trug ein fußlanges, wallendes Gewand aus schmucklos verarbeiteter Baumwolle; das volle schwarze Haar reichte hinab bis auf die Schultern. Die Füße steckten in geflochtenen Sandalen. In der linken Hand trug das Mädchen eine Hacke, in der rechten einen länglichen Bastkorb .
    Ich sah, wie das Mädchen beim Anblick der unbeweglich liegengebliebenen Gestalt von Lieutenant Levy stutzte, einen Atemzug lang schien es zurückweichen zu wollen - um erneut Zuflucht zu suchen in der Sicherheit des hohen Aluminiumwalles. Dann jedoch ließ es die Hacke und den Korb fallen, eilte vorwärts, und indem es neben Lieutenant Levy niederkniete, hob es mit behutsamen Händen seinen Kopf an und bettete ihn in seinem Schoß.
----
    5.
    Das Haus hätte auch irgendwo auf der Erde stehen können, in irgendeinem vergessenen Winkel, wo der Fortschritt zu kurz gekommen war. Das Mobiliar, von langjährigem Gebrauch verschlissen, wirkte ärmlich. Was dieses Haus zu einer Stätte der Rätsel stempelte, waren die Kontraste. Es enthielt eine Vielzahl von Installationen - von der Art, wie sie vor einem Jahrhundert als modern gegolten hatten -, aber die Wasserhähne hatten Rost angesetzt - und das Wasser wurde von den Frauen in bunten Plastikeimern von weit her herangeschleppt. Im Hause fehlte es nicht an elektrischen Leitungen und Anschlüssen, doch die einzige Beleuchtung bestand aus einer rußenden Öllampe. Der Herd war eine offene Feuerstelle. Alles in allem ließ sich sagen: das Haus hatte der Katastrophe des Jahres 2006 zwar standgehalten,

Weitere Kostenlose Bücher