Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
ersten Sieg hatte er bereits errungen: Aus dem Schutt des Wohlstands ragten geborstene Mauern und verwitterte Giebel -stumme, anklagende Zeugen eines im Müll untergegangenen Stadtviertels.
    Aber auch andere Teile von Magnoville waren bedroht. Wie zähflüssige Lavaströme ergoß sich der auswuchernde Unrat in die angrenzenden Straßen; die Stunde der Häuser war bereits gezählt. Ein paar Wochen noch, allenfalls, und auch sie würden geräumt werden müssen; und der Müll würde über sie hinwegwandern, um sich sodann von ihren Firsten hinab in die nächste Straßenschlucht zu ergießen -in einem unablässigen Prozeß der Vernichtung.
    Der Tag, an dem es Magnoville nicht mehr geben würde, ließ sich erahnen.
    Ein anderes Bild prägte sich mir ein.
    Auf den ersten Blick hielt ich das himmelhohe Gebilde für eine
    Pyramide, und erst, als ich genauer hinsah, ging mir auf, daß die Quadern des Bauwerkes aus rostenden Autoleichen bestanden. Millionen Automobile waren hier zusammengetragen worden - zu einem abstoßenden Denkmal, über dem sich, weithin sichtbar, eine Plakatwand erhob. Die Aufschrift lautete auch hier: REICH, SATT UND GLÜCKLICH.
    Die Müllverbrennungsanlage, die sich im Schatten der Pyramide erhob, wirkte, damit verglichen, zierlich wie ein Spielzeug.
    Ein Tor der Anlage war aufgefahren; ich sah die Flammen, die im Inneren des Feuerofens loderten - und das, was ich soeben noch als Spielzeug hatte abtun wollen, gewann auf einmal eine zusätzliche Dimension: Entsetzen.
    Auch Oliva hatte die Flammen entdeckt. Ich spürte, wie sie erschauerte und wankte - um sich jedoch sogleich wieder zu straffen.
    Dem Rotgesichtigen war ihr Schaudern nicht entgangen; er lachte und bemerkte:
    „Bisher hat sich noch keiner, der dort hineinmußte , über zu niedrige Temperaturen beklagt."
    Ein Dutzend Polizisten war zur Stelle: junge Burschen mit viel zu alten, viel zu harten Gesichtern, bewaffnet. Sie umringten uns. Der Rotgesichtige führte das Kommando - und an der Ruhe und Überlegenheit, mit der er seine Anweisungen gab, ließ sich erkennen, daß er diese Arbeit nicht zum ersten Mal verrichtete - und mehr noch: daß er sie genoß .
    Er war ein Henker aus Leidenschaft.
    Mein Blick entdeckte eine weitere Schar Polizisten; sie stand, mit Stricken in den Händen, schräg hinter uns.
    Der Rotgesichtige näherte sich einem Schaltpult und legte einen Hebel um.
    Ein Förderband - Zubringer zur Müllverbrennungsanlage - setzte sich in Bewegung, leise, schlangenhaft, zweckmäßig.
    Der Rotgesichtige nickte und stellte das Förderband befriedigt wieder ab.
    „Nur zur Probe, Baraträer !" bemerkte er. „Damit es keine Pannen gibt. Du wirst eine wunderbare Reise tun - in angenehmer Gesellschaft."
    Es mag sein, daß ich unbewußt einen Schritt in seine Richtung getan hatte - auf jeden Fall fühlte ich mich von hinten ergriffen und festgehalten.
    Bis zuletzt hatte ich, was geschah, nicht glauben wollen. Bis zuletzt hatte ich auf einen zumindest menschenwürdigen Tod gehofft: kurz und schmerzlos.
    Nun jedoch verspürte ich unbeschreibliches Grauen.
    BIG MOTHER hatte Oliva und mich zu Unrat erklärt, BIGMOTHER warf uns weg - als verbrauchtes Gerumpel, als Müll, der verbrannt werden mußte .
    Mitten im Grauen fühlte ich eine zärtliche Berührung. Mir wurde bewußt , daß ich noch immer Olivas Hand hielt. Oder war es Olivas Hand, die die meine hielt?
    Oliva blickte mich an, mit bleichem Gesicht. Um ihre Lippen schwebte ein Lächeln.
    Der Rotgesichtige zündete sich eine Zigarette an, füllte seine Lungen mit Rauch und sagte:
    „Dann los! Weg mit ihnen! Das Mädchen zuerst!"
    Und die Polizisten mit den Stricken fielen über uns her.
    Zwei Polizisten schleiften Oliva zum Förderband.
    Zwei andere Polizisten hatten mir die Arme auf den Rücken gedreht, mit geübtem Griff, und hielten mich fest. Ich stieß mit den Füßen nach ihnen, aber sie waren darauf gefaßt und wichen meinen Absätzen aus.
    Ich schrie, fluchte und betete: alles auf einmal.
    Zwei weitere grünuniformierte Polizisten kamen hinter der Pyramide hervor, und ich sah, wie sie ihre Waffen in Anschlag brachten.
    Ich starrte in zwei vertraute Gesichter - aber inzwischen hatte ich begriffen, daß es aus dem Alptraum kein Erwachen gab, und daher weigerte ich mich, meinen Augen zu trauen.
    Die beiden Polizisten waren eine Realität - doch ihre Gesichter konnten nichts anderes sein als eine Augentäuschung.
    Ich hörte den kurzen, bösartigen Feuerstoß einer abgefeuerten

Weitere Kostenlose Bücher