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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Gratwanderungen. Niemand konnte mir vorwerfen, ich hätte Befehle einfach nur befolgt.
    Wenn ich daran zurückdachte, schwindelte mir noch immer der Kopf.
    „Vereinfachen wir die Sache, Lieutenant!" sagte ich. „Betrachten Sie den Befehl, den ich Ihnen gestern früh gegeben habe, als nicht erteilt. Und nehmen Sie für das, was Sie und Lieutenant Torrente gewagt haben, meinen Dank." Ich wechselte das Thema. „Und nun verraten Sie mir endlich, wie Sie zu dieser Verkleidung und diesem Fahrzeug gekommen sind!"
    Der Sibiriak spreizte die mächtigen Hände.
    „Das war so, Sir... Torrente hat das organisiert, mit einem alten Indianertrick. Er sagte: Ob man ein Pferd stiehlt oder ein Polizeifahrzeug - wo ist da der Unterschied? Nun, anfangs ging es nur darum, ein paar Waffen in die Hand zu bekommen. Bei der Gelegenheit konnten wir die Uniformen doch nicht einfach liegenlassen."
    Ich verzog keine Miene.
    „Und die Polizisten, die in den Uniformen gesteckt haben - was wurde aus ihnen?"
    Lieutenant Torrente drehte sich halb zu mir herum.
    „Die, Sir, liegen gefesselt und geknebelt an einem sicheren Ort."
    „Was ist das für ein Ort?"
    Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf.
    „Ein Scheißhaus, Sir - mit Verlaub. Wir konnten nicht lange herumsuchen. Nun wird es für eine Weile besetzt bleiben. Hoffentlich gibt es heute nacht keine akuten Darmkrankheiten!"
    Der Alptraum war vorüber.
    Mitten in Magnoville , der von Gefahren strotzenden Hauptstadt einer feindseligen Zivilisation, auf einem fremden Planeten, war der rauhbeinige , unverwüstliche Geist meiner Crew so lebendig wie eh und je.
    Ein paar Stunden noch - und die Kronos durfte ihre unterbrochene Reise fortsetzen.
    Falls uns der Ausbruch gelang ...
    Ich starrte auf die Maschinenpistole, die auf Lieutenant Stroganows Knien lag.
    „Doch wie, zum Teufel, kommen wir durch die Kontrolle? Ich nehme doch an, das Dingi befindet sich noch immer außerhalb der Stadt."
    Lieutenant Stroganows Miene war die Ruhe selbst.
    „Ich möchte vorschlagen, Sir - wir lassen uns den Schlagbaum aufmachen."
    Lieutenant Torrente stellte Rotlicht und Sirene ab und brachte den Wagen zum Stehen. Weder er noch Lieutenant Stroganow sprachen mich an, und auch ich schwieg. Die Stille wurde lastend.
    Am Ende der Straße war der Schlagbaum zu sehen.
    So sehr sich Lieutenant Torrente auch beeilt hatte - die Stimmen im Äther waren schneller gewesen. Magnoville befand sich im Alarmzustand. Die Wachen waren verstärkt worden. Zwei gepanzerte Fahrzeuge flankierten den Schlagbaum. In der Umgebung patrouillierten schwerbewaffnete Polizisten mit Hunden.
    Mich überlief es kalt.
    An diesem Schlagbaum mußte die Flucht ihr rasches Ende finden.
    Ich überdachte die Chancen.
    Man konnte den Versuch unternehmen, mit Vollgas durchzubrechen.
    Wie weit würde man auf diese Weise kommen?
    Lieutenant Torrente beobachtete die Vorgänge am Schlagbaum durch ein starkes Polizeiglas. Nach einer Weile gab er das Glas an mich weiter.
    „Mir scheint, Sir", bemerkte er kühl, „unsere echten Kollegen sind auf alle Eventualitäten vorbereitet."
    Das Glas enthüllte die Ursache dieser Feststellung.
    Gleich hinter dem Schlagbaum spannte sich quer über die Straße ein nagelgespicktes Band.
    Ein gewaltsamer Durchbruch schied folglich aus; ein Automobil war eben nur ein Automobil, ausgestattet mit vier luftbereiften Rädern. Fliegen konnte man damit nicht.
    Noch immer fiel es mir schwer, mich mit dem Stand der Technik auf Mir abzufinden, nach wie vor mutete er mich museal an. Sogar BIG MOTHER war, gemessen mit dem Maßstab der irdischen Zivilisation, ein anachronistisches Monster.
    Ich wollte das Glas weiterreichen an Lieutenant Stroganow, doch dieser winkte ab. Er schien über etwas nachzudenken. Schließlich erkundigte er sich:
    „Sir, haben Sie schon einmal Theater gespielt?"
    Die Frage klang absurd, doch der Ernst, mit dem Lieutenant Stroganow sie stellte, machte deutlich, daß sie alles andere war als ein plötzlicher Ausbruch von Galgenhumor.
    Noch begriff ich zwar nicht, was Lieutenant Stroganow sich von der Antwort versprach, aber die Auskunft blieb ich ihm nicht schuldig:
    „Nein - und das aus einem höchst einfachen Grund. Es mangelt mir an Talent."
    Lieutenant Stroganow musterte mich mit einem dünnen Lächeln.
    „Nun, Sir, dann werden Sie sich heute entweder eine glänzende Vorstellung als Premiere geben - oder aber wir alle erleben den Abend nicht mehr."
    Ergriff hinter sich und reichte mir ein zusammengefaltetes

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