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Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet

Titel: Weltraumpartisanen 17: Der Spiegelplanet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Risiko hielt ich für gering. Das Dingi war klar zum Start, und weder ein Hubschrauber noch eine motorisierte Patrouille vermochte ihm, sobald es sich vorn Boden gelöst hatte, gefährlich zu werden.
    Nun mußte ich zu meiner Bestürzung feststellen, daß meine Rechnung nicht aufging.
    Der Aufmarsch der Polizeistreitkräfte hatte sich fast lautlos vollzogen. Im Inneren des Tunnels, tief unter der Erde, konzentriert auf die Arbeit, hatten wir nichts davon bemerkt. Erst im letzten Augenblick hatte Lieutenant Torrentes empfindliches Gehör ein verdächtiges Geräusch wahrgenommen, doch seine Warnung kam zu spät. Das Unheil war bereits über uns hereingebrochen.
    Es kündigte sich an mit einer Flut von Licht.
    Die Nacht war auf einmal zum Tage geworden.
    Ein Dutzend Scheinwerfer, die zur gleichen Zeit aufgeflammt waren, strahlte uns an.
    „Sir!"
    „Keine unbedachte Bewegung, Lieutenant! Noch ist kein Schuß gefallen."
    Ich zwang mich zur Ruhe.
    Ein Ausbruch mit dem Dingi kam vorerst nicht in Betracht. Die Abwesenheit von Lieutenant Stroganow, der von dieser Entwicklung nichts ahnte, komplizierte die Situation.
    Die Entscheidung darüber, - was es zu tun galt, wurde mir abgenommen. Die Stille wurde zerrissen von einer menschlichen Stimme: verstärkt durch ein Megafon.
    „ Baraträer ! Ihr seid umstellt! Widerstand ist zwecklos! Hebt die Arme und ergebt euch!"
    Die Stimme schien vom Himmel zu kommen - und so war es auch: fast.
    Langsam hob ich den Kopf.
    Das Bild, das sich meinen Augen bot, war gespenstisch. Es war der Höhepunkt eines verteufelten Theaters.
    Hundert Meter über uns, ganz oben auf dem Staudamm, flatterte im Wind ein weißer Kittel, und ein einzelner darauf gerichteter Scheinwerfer verlieh diesem Kittel einen geradezu überirdischen Glanz. Der Ingenieur, dem der Kittel gehörte, setzte erneut das Megafon an:
    „Ich wiederhole! Baraträer , ergebt euch! Wer die Hände hebt, bleibt verschont! Wer Widerstand leistet, wird erschossen!"
    Irgend etwas ging mit mir vor, eine geheimnisvolle Veränderung. Auf anfängliches Entsetzen folgte kalter, berechnender Zorn.
    Sowohl die Stimme als auch das strenge, hochmütige Gesicht des Ingenieurs waren mir bekannt. Während des Prozesses, den man Oliva und mir gemacht hatte, waren sie der mittlere Monitor gewesen: jener, der die Verhandlung leitete.
    Nun war aus einem Schattenbild eine Gestalt aus Fleisch und Blut geworden.
    Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Die erste wichtige Erkenntnis war diese:
    Offenbar hatten die Hohenpriester der Wohlstandspartei, verärgert über das Versagen ihrer Polizei, beschlossen, die letzte und entscheidende Aktion persönlich zu leiten und zu überwachen. Wahrscheinlich war um diese Zeit ganz Mir in Alarmzustand versetzt. Der Mißbrauch eines weißen Kittels war der zündende Funken. Die Ingenieure reagierten auf diese Verhöhnung ihres Standes mit dem Einsatz aller verfügbaren Mittel.
    Eine andere wichtige Erkenntnis war folgende:
    Die Polizisten zögerten, das Feuer zu eröffnen. Statt dessen forderte uns der Ingenieur zur Kapitulation auf. Daraus ließ sich folgern: Die Ingenieure hielten uns für Mitwisser einer allgemeinen Verschwörung und legten Wert darauf, uns zunächst einmal zu verhören, bevor sie mit uns kurzen Prozeß machten.
    Enttäuschung überschwemmte mich.
    Die Arbeit, die zu verrichten ich noch einmal auf Mir gelandet war, ließ sich nicht zu Ende führen. BIG MOTHER stand als Sieger da. Gewiß , mit einigem Glück sollte es mir gelingen, den wenigen Sprengstoff zu zünden, der sich bereits unter dem Damm befand -aber was wäre damit bewirkt? Um eine Bresche in den Staudamm zu sprengen, bedurfte es zumindest der doppelten wenn nicht der dreifachen Menge - und eben diese Menge befand sich noch immer unausgeladen im Dingi. Ich hatte BIG MOTHER herausgefordert, aber BIG MOTHER lachte mich aus.
    Der Hohepriester auf dem Staudamm verlor die Geduld. „ Baraträer , ich wartete darauf, daß ihr die Arme hebt!" Ich starrte in das kalte Gesicht des Mannes, der über ein junges, lebenshungriges Mädchen, fast noch ein Kind, das Todesurteil verhängt hatte: für einen harmlosen Spaziergang durch den Wald.
    Ich war am Leben geblieben, um Olivas letzten Wunsch zu erfüllen.
    Indem ich meine Hände zu einem Trichter formte, rief ich zurück:
    „Wir sind zu dritt. Der dritte Mann muß verständigt werden."
    Der weiße Kittel leuchtete im Licht wie eine himmlische Erscheinung.
    „Ihr habt eine Minute Zeit, nicht

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