Weltraumpartisanen 18: Sirius-Patrouille
Es war nicht, wie er befürchtete, eine neuerliche Ohnmacht. Die Brust des Commanders hob und senkte sich gleichmäßig. Es war Schlaf – erquickender Schlaf. Seebeck verspürte ein grenzenloses Glücksgefühl.
Lieutenant Stroganow trat ein, um Seebeck abzulösen.
»War etwas?«
»Er war wach«, sagte Seebeck. »Er war wach und hat mit mir gesprochen. Jetzt schläft er. Ich glaube, er ist über den Berg.«
Über das verwitterte Gesicht des alten Navigators ging ein Zucken.
»Dann wollen wir ihn jetzt nicht wecken, Mr. Seebeck.«
Stroganow wandte sich ab, und Seebeck ahnte: weshalb.
Auf der Brücke gab es nichts Neues. Der Computer leitete die Verfolgung. Major Degenhardt und Captain Tuomi studierten die Anzeigen auf den Monitoren. Der Rochen war ein kaum wahrnehmbarer Lichtpunkt am äußeren oberen Bildrand. Seebeck entdeckte ihn nur, weil der Kommandant ihn, als er auf der Skala die Entfernung ablas, mit dem Finger markierte.
Major Degenhardt bemerkte Seebecks Anwesenheit und sagte: »Das dürfte Sie interessieren, Mr. Seebeck. Nehmen Sie Platz.«
Der Kommandant benahm sich, als sei zwischen ihm und Seebeck nie ein schroffes Wort gefallen. Seebeck fuhr einen Notsitz aus.
Major Degenhardt schien das Bedürfnis zu haben, sich mitzuteilen. Dabei ging es ihm keinesfalls um eine Rechtfertigung. Es ging ihm lediglich darum, daß die Arbeit, die er im Dienste der EAAU tat, richtig gewürdigt wurde.
»Das Problem, Mr. Seebeck, ist dies –: dem Rochen auf den Fersen zu bleiben, ohne daß er schon jetzt dahinterkommt, was im Busch ist. Sie sehen selbst, wie er sich verhält – vollkommen ahnungslos.«
Major Degenhardt drückte eine Taste.
»RC-Brücke. Frage: Gegnerische Ortung?«
Lieutenant Koslowski antwortete fast auf Anhieb.
»Gegnerortung unverändert null, Sir.«
»Roger, RC.«
Major Degenhardt drehte sich um.
»Wir haben ihn, er hat uns nicht. Überlegene Technik, Mr. Seebeck. Eine Raummeile Vorsprung – Sie verstehen? Er hat Augen im Kopf, aber unsere Augen sehen weiter. Wir haben ihn jetzt an einem winzigen Radarzipfel – gerade so, daß er uns nicht entwischt. Es müßte schon mit dem Teufel zugehen, daß er das messen könnte.«
Seebeck blieb noch eine Weile im Cockpit, dann erhob er sich. Die Verfolgung konnte noch Stunden dauern oder gar Tage. Die Invictus hielt sich auf Distanz.
Major Degenhardt bemerkte: »Sie sehen selbst, Mr. Seebeck – was am Verhandlungstisch versäumt worden ist, muß anderswo nachgeholt werden. Das ist der Sinn der Patrouille – wie ich ihn sehe. Und manchmal müssen dafür auch Opfer gebracht werden.«
Seebeck öffnete behutsam die Kammertür. Commander Brandis schlief. Die Decke über seiner Brust hob und senkte sich gleichmäßig. Lieutenant Stroganow bedeutete Seebeck mit einer ungehaltenen Handbewegung, er möge draußen bleiben und nicht stören.
Seebeck trat zurück. Lieutenant Stroganow folgte ihm. Sie standen vor der verschlossenen Kammertür und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen.
»Was Neues?«
Seebeck hob die Schultern.
»Er hat ihn gerade eben auf dem Radar und ist ihm auf den Fersen. Allerdings – ich weiß nicht, was er vorhat. Er ist ihm auf den Fersen, das ist alles.«
Der Sibiriak wiegte den Kopf.
»Ich würde sagen, Mr. Seebeck, er wartet ab.«
Seebeck verstand nicht.
»Das ergibt doch keinen Sinn, Lieutenant. Nun gut, er hat ihn geortet. Und was weiter? Soviel ich weiß, ist das hier freier Raum, kein Sperrgebiet.«
»Ich nehme an, das ist der springende Punkt, Mr. Seebeck. Ein VOR-Schiff hier zu stellen, im freien Raum, mitten im Frieden, auch nur zum Zwecke der Überprüfung – das müßte zu einer Lawine von Verwicklungen führen. Dem Major ist das klar. Darum wartet er ab.«
Seebeck sah darin keinen Sinn.
»Was sollte er abwarten?«
»Was …?«
Lieutenant Stroganow sah sich um. Zum Demonstrieren bot sich nur die Kammertür.
»Er wartet auf den Augenblick des Zuschlagens, Mr. Seebeck.« Der Zeigefinger des Navigators beschrieb auf der Kammertür Linien und Kreise. »Sehen Sie … das ist der Rochen, Mr. Seebeck. Hinter ihm steht die Invictus … hier. Und hier ungefähr müßte jetzt die Erde sein …
Was, meinen Sie, würde in Peking los sein, wenn der Rochen anfinge, um Hilfe zu schreien? … Aber jetzt passiert folgendes …« Lieutenant Stroganow preßte seine geballte Faust gegen die Kammertür. »Das ist der Mond. In dem Augenblick, in dem er sich vor die Erde schiebt, ist die Funkverbindung zwischen
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