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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sie dennoch nicht unerwähnt lasse, dann nur, um zu begründen, weshalb ich trotz allem an meinem Entschluß festhielt, die unterbrochene Verbindung zur Erde und zu den von ihr verwalteten Planeten wiederherzustellen.
    Der Zwischenfall, der mich in diesem Entschluß bestärkte, war derart grauenvoll, daß ich an mich halten mußte, um mich nicht einzumischen – ein Vorgehen, mit dem ich nicht das mindeste bewirkt, wohl aber die Schiffsführung aufs Spiel gesetzt hätte.
    Die Nacht zerriß, als die Plaza Humanitas in das gleißende Flutlicht getaucht wurde, das aus verstellbaren Spiegeln fiel. Anderswo herrschte geradezu ägyptische Finsternis – der Platz jedoch bildete eine Oase des Lichts. Aus diesem Umstand ging hervor, daß die Komitee-Leute mittlerweile auch das Agrarium besetzt hatten, von dem aus die Lichtverhältnisse auf Astropolis unabhängig von der Rotation geregelt werden konnten – vornehmlich nach den Bedürfnissen der Landwirtschaft, die derart das Heranreifen ihrer Ernten nach Belieben beschleunigen konnte.
    In dieser Oase solaren Lichts vollzog sich das Martyrium jener etwa hundert Männer und Frauen, die im Keller des Astropols vorübergehend Zuflucht gefunden hatten.
    Für den tollgewordenen Mob war dies der Augenblick seines höchsten Triumphes. Wahre Freudentänze wurden auf dem Platz aufgeführt, während die TABs mit der ihnen eigenen mechanischen Gleichgültigkeit das Opfer vollzogen.
    Kein Mensch brauchte einzugreifen. Die TABs waren im Besitz ihres Programms und gehorchten den ihnen eingespeisten Befehlen unverzüglich und unbedingt. Die Frauen und Männer, die von den Robotern aus dem Keller hinaus ins Freie geschleppt wurden, waren vor Entsetzen mehr tot als lebendig.
    Ein TAB – die Nummer 27 – bereitete die Injektion vor: Er brach die Ampulle auf und füllte die Spritze. Ein anderer TAB – die Nummer 13 – führte die Zwangsimpfung aus: Er riß den bedauernswerten Opfern, die sich in der stählernen Umklammerung nicht rühren konnten, die Kleider vom Leib, um ihnen dann, während sie schrien und sich wanden, die Tarassenkosche Spritze zu verabreichen.
    Aus tausend Kehlen brach plötzlich ein Wutschrei.
    Einem jungen Mädchen war es gelungen, sich loszureißen, und nun flüchtete es wie ein gehetztes Reh über den Platz – auf der verzweifelten Suche nach einer Zuflucht, die es doch längst nicht mehr gab.
    Die Nummer 35 eilte hinterher.
    Das Mädchen stolperte und fiel hin, aber sofort raffte es sich wieder auf und flüchtete weiter.
    Die Nummer 35 war schneller.
    Der TAB holte das Mädchen ein, packte es – wie ich schon einmal gesehen hatte, daß ein TAB einen Menschen anfaßt: als wäre dieser ein Stück Baumaterial –, brachte es in Positur, und gleich darauf begann der blaue Feuerbogen zu knistern.
    Lieutenant Wronski wandte sich mit einem dumpfen Stöhnen ab. Und wie um dieser Abscheulichkeit die Krone aufzusetzen, spielten auf den Stufen des Astropols das Musikkorps der astropolitanischen Gendarmerie. Es spielte eine populäre Weise aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, die sich in moderner Bearbeitung neuerlicher Beliebtheit erfreute:
    So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag darf nie zu Ende gehn …
    Mitten auf der Plaza Humanitas, gekleidet in den weißen Kittel des Fortschritts, stand der Mann, der einmal mein Freund gewesen war, stand Gilbert Graham und blickte zu mir herauf.
    Dies war der Augenblick, an dem ich um ein Haar die Kontrolle über mich selbst verloren hätte und wo sich mein ganzes Sinnen darauf konzentrierte, in den Besitz einer Waffe zu gelangen, um dem aus der Retorte gequollenen Drachen das Haupt abzuschlagen.
    Lieutenant Mobuto brachte mich in die Wirklichkeit zurück.
    »Sir, sagte er, »ich glaube, der Augenblick ist günstig. Ich mache mich jetzt auf den Weg.«
    Das Werkzeug, das er benötigen würde, steckte bereits in dem Beutel, der ihm von der Schulter hing. Es war an der Zeit; er hatte recht. Der Mob hatte sich auf der Plaza Humanitas zusammengerottet, um sich das Schauspiel von Zwangsimpfung und Hinrichtung nicht entgehen zu lassen: Die Wahrscheinlichkeit, daß Lieutenant Mobuto auf seinem langen Weg unbehelligt bleiben würde, war einigermaßen groß. Jedes Zögern konnte sich nur zu seinem Ungunsten auswirken. Ich drückte ihm die Hand.
    »Gott mit Ihnen, Lieutenant!«
    Er sah mir in die Augen.
    »Und auch mit Ihnen, Sir. Sie und Wronski – Sie haben sich den schwierigeren Teil ausgesucht.«
    Lieutenant Mobuto betrat den

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