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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Spritze ersetzt worden.
    Im Westen der Plaza Humanitas – dort, wo sich die bei den schlanken Türme der Magdalenen-Kirche deutlich gegen den blauen Himmel abhoben – war eine Sanitätsgruppe damit beschäftigt, die willigen Bürger zu impfen – und so, aus der Höhe betrachtet, wirkte es wie eine ganz normale medizinische Prozedur von der Art, wie sie zuletzt auf der Venus stattgefunden hatte, als sich eine Epidemie des Raumfiebers angebahnt hatte. Auch damals hatte es diese endlosen Schlangen der anstehenden Menschen gegeben. Ich sah: Einer nach dem anderen trat an die Barriere aus Tischen heran, entblößte seinen linken Oberarm, und der für ihn zuständige Arzt oder Heilgehilfe oder auch die zuständige Krankenschwester verabreichte die Injektion.
    Lieutenant Wronski, der das Geschehen gleichfalls beobachtete, ballte die Fäuste.
    Ich wußte, wonach er Ausschau hielt, und schüttelte den Kopf.
    »Beruhigen Sie sich, Lieutenant. Sie ist nicht dabei.«
    Er wandte mir sein verstörtes Gesicht zu. Ich spürte, wie es in ihm arbeitete.
    »Ich weiß, Sir. Bellinda würde sich eher in Stücke reißen lassen.«
    Mir ging es darum, ihn aufzuheitern, als ich bemerkte: »Sie schlagen eine Menge aus, Lieutenant.«
    Der Scherz verfehlte seine Wirkung; Lieutenant Wronski starrte mich an: »Es gibt zwei Menschen, den ich ewigen Dank schulde, Sir. Das sind mein Vater und meine Mutter. Wo wäre ich heute, wenn sie mich gegen die tausend Jahre eingetauscht hätten?«
    Ich schwieg.
    Lieutenant Wronski suchte nach Worten, um sich verständlich zu machen; er hatte sich an dem Thema festgebissen.
    Lieutenant Mobutos Stimme hieb dazwischen.
    »Brücke – FK.«
    Ich drückte die Taste.
    »Brücke. Wo bleibt die Verbindung zum Strategischen Kommando Uranus?«
    Lieutenant Mobutos Stimme hatte den Klang von gesprungenem Glas.
    »Die Verbindung läßt sich nicht herstellen, Sir.«
    Ich weigerte mich rundweg, dies zur Kenntnis zu nehmen. Ich sagte: »Wiederholen Sie das!«
    Das gesprungene Glas klang schrill und spröde: »Man hat uns außer Gefecht gesetzt. Antennenbruch, Sir. Wir sind so stumm wie der Fisch im Wasser.«

8.
    In der Atlantischen Revue, einem unserer meistgelesenen Magazine, erschien etwa zu gleichen Zeit, wie ich meinen amtlichen Bericht abgab, eine sogenannte ›Dabei-Story‹ über die Ereignisse auf Astropolis, aus der ich den folgenden Abschnitt herausgreife.
     
    » Sir, wir haben keine Funkverbindung zur Erde mehr!« schrie der schwarzhäutige Funker mit überschnappender Stimme. » Die Hunde haben die Antenne gesprengt! «
    Totenstille breitete sich im Cockpit aus. Das war das Ende! Die letzte Hoffnung auf Entsatz hatte sich zerschlagen.
    Lieutenant Wronski, der Navigator, wandte sich ab und verbarg sein Antlitz. Vierundzwanzig Jahre! dachte er. Vierundzwanzig Jahre – und jetzt ist es aus! «Bellinda!« stöhnte er laut.
    Commander Brandis’ Miene sah aus wie aus Stein, hart und kantig. Kein Muskel zuckte darin, als er seinen verzweifelten Entschluß bekanntgab: »Wir werden Astropolis retten!«
    Der Turm vibrierte auf einmal unter dem Ansturm der kreischenden Massen …
     
    Die Wirklichkeit trug ein völlig anderes Gesicht. Sie war unpathetisch und zähflüssig. Sie bestand aus dem qualvollen Warten darauf, daß es dunkel wurde.
    Lieutenant Mobuto war es gelungen, den Antennenschaden einzukreisen. Seiner Ansicht nach handelte es sich um eine Unterbrechung im Bereich des Verstärkers, und dieser befand sich – das fanden wir heraus, nachdem wir den Schaltplan mit der geographischen Karte verglichen hatten – im Innenhof eines Industriekomplexes für Erdaufbereitung auf solar-chemischer Basis in Höhe der nördlichen Polarkappe.
    »Angenommen, Sir«, überlegte Lieutenant Mobuto, »ich bräche bei Dunkelheit auf. Wenn es mir dann gelänge, in den Besitz eines Fahrzeugs zu kommen, könnte ich noch vor Mitternacht dort sein. Rechnen wir dann noch ein, zwei Stunden für die eigentliche Reparatur – dann könnte ich immer noch zurück sein, bevor es hell wird.«
    Auf der Karte griff ich mit dem Zirkel die Entfernung ab.
    Am Zeitplan gab es nichts auszusetzen. Die Schwierigkeit lag darin, daß Lieutenant Mobuto ein Fahrzeug benötigte. Pater Georgius’ Landcar fiel mir ein.
    Lieutenant Mobuto zeigte uns seine perlweißen Zähne.
    »Falls die Kiste immer noch dort steht, wo sie zu stehen pflegt, werde ich sie mir ausleihen.«
    Der Plan blieb anfechtbar.
    »Was, wenn Sie unterwegs auf Kontrollen stoßen,

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