Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Friedens, der überlieferten sozialen Strukturen und um die Abwehr einer genetischen Revolution mit unberechenbaren Folgen. Der Minister schloß seinen Aufruf mit den Worten: »Zum Wohle aller haben wir keine andere Wahl, als Professor Doktor Gilbert Graham zu ergreifen, bevor sein tödliches Fieber uns ergreift. Auf seine Gefangennahme ist die höchste Belohnung ausgesetzt, die je vergeben worden ist. Wir müssen ihn haben, lebendig oder tot.«
    Es lag an der Unbarmherzigkeit dieser Fahndung, weshalb ich anderen Sinnes wurde und zum Visiofon griff und über den Bildsprecher nach Pater Georgius suchte.
    Nicht, daß ich in meinen Ansichten schwankend wurde.
    Nach wie vor hegte ich keinen Zweifel daran, daß Graham ein falscher Prophet war – oder zumindest der Verkünder einer irregeleiteten Philosophie. Aber das letzte Wort hatten nicht die Sicherheitsbehörden zu sprechen und vor allem auch kein selbstgerechter Hilfssheriff, der doch nur auf die Belohnung aus war, sondern ein ordentliches Gericht.
    Darin hatte Graham recht: Wenn ich ihn einfach gehen ließ, warf ich ihn den Wölfen zum Fraß vor.
    Auf dem Monitor tauchte Pater Georgius’ fragendes Gesicht auf.
    Warum rief ich ausgerechnet ihn an? Es war die Eingebung eines Augenblickes, und vielleicht geschah es nur deshalb, weil der junge, ernsthafte Priester zu denen gehörte, die nicht voreilig den Stab über Graham brachen.
    Pater Georgius erkannte mich, und sein Blick war überrascht.
    »Oh, Sie sind’s Commander! Sagen Sie mir jetzt nicht, der Start würde vorverlegt! Ich habe noch alle Hände voll zu tun.«
    Ich sah mich um. Ruth war für einen Augenblick hinausgegangen – und das war mir nur recht.
    »Ich muß mit Ihnen reden, Pater, unter vier Augen.«
    »Hat das nicht Zeit bis nach dem Start?«
    Graham war zu einem Problem geworden. Sobald er das Haus verließ, ging er in den sicheren Tod. Eine dreikontinentale Fahndung war ein sehr engmaschiges Netz. Mit diesem Problem auf der Seele wollte ich nicht an den Start gehen.
    »Es müßte sofort sein, Pater.«
    Die braunen Augen sahen mich forschend an.
    »Mehr wollen Sie mir im Augenblick wohl nicht verraten, Commander?«
    »Das ist alles, was ich im Augenblick sagen kann, Pater.«
    Pater Georgius neigte ein wenig den Kopf – auf jene unnachahmliche Weise, wie es nur einem Menschen möglich ist, der ganz in sich ruht und damit im Gegenüber das Gefühl weckt, daß er mit seinen Nöten an der richtigen Stelle ist.
    »Ich werde auf Sie warten, Commander.«
     
    Der Konvent verfügte über kein eigenes Landedeck. Ich mußte auf einen öffentlichen Landeplatz ausweichen und von dort eine rollende Straße benutzen.
    Pater Georgius war damit beschäftigt, seine Bibliothek aufzuteilen. Als er meinen fragenden Blick bemerkte, sagte er: »Da es meine Bestimmung ist, nicht hierher zurückzukehren, will ich meine Bücher wenigstens in guten Händen wissen. Bücher sind verstummte Stimmen, die wieder zum Leben erwachen, sobald man sie aufschlägt. Haben Sie das auch schon einmal so empfunden?«
    Behutsam blies er den Staub von einem Folianten aus dem frühen 20. Jahrhundert, bevor er diesen auf einen der Stapel legte.
    »Aber Sie sind nicht gekommen, um mit mir über Bücher zu reden, Commander«, fuhr er fort, als ich seine Frage unbeantwortet ließ. »Was bedrückt Sie?«
    Ich blickte hinab auf den dämmerigen Kreuzgang – und irgend etwas rührte mich an: ein jähes Erschrecken darüber, wie sehr in dieser Architektur, die so jung und kühn war wie ganz Metropolis, die tausendjährige Vergangenheit lebte, die schließlich einen Mann wie Pater Georgius hervorgebracht hatte.
    »Ich stehe vor einer Entscheidung, Pater«, sagte ich, »und was mir dabei zu schaffen macht, ist der Umstand, daß die eine Antwort so falsch ist wie die andere.«
    Pater Georgius richtete sich auf.
    »Es gibt immer eine richtige Antwort.«
    »Für Sie vielleicht, denn Sie sind in der glücklichen Lage, eine Gewißheit zu kennen.«
    Die braunen Augen warteten ab.
    Ich suchte nach Worten, um nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu sagen.
    »Ein Leben ist in meine Hand gelegt worden – gegen meinen Willen. Wenn ich tue, was man von mir erwartet, verstoße ich gegen das, was mir heilig ist. Aber wenn ich es nicht tue, liefere ich einen Mann ans Messer, der zumindest verdient, gehört zu werden, bevor er verurteilt wird.«
    Pater Georgius sah mich tadelnd an.
    »Und jetzt wollen Sie, daß ich Ihr Problem löse, Commander? So ist es doch. Ich

Weitere Kostenlose Bücher