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Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Weltraumpartisanen 19: Astropolis

Titel: Weltraumpartisanen 19: Astropolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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die Mütze und grüßte die Flagge von Astropolis: einen goldenen Stern auf mattschwarzem Grund.
    Die Blasmusik rührte von der Gendarmeriekapelle her, die zum Empfang aufmarschiert war. Sie spielte die junge astropolitanische Nationalhymne: Friedvoll unter Sternen …
    Mehrere Transporter eines eigens für Astropolis entwickelten Typs waren aufgefahren, um uns in die City zu bringen, und auch Lieutenant Wronski – schlank, hochgewachsen und sonnengebräunt, ein wiedererstandener David wie aus den Händen von Michelangelo – hielt sich respektvoll bereit, im Namen der Crew dem eintreffenden Kommandanten die gebührende Ehre zu erweisen. Hinter einer provisorischen Absperrung drängten sich die Reporter der Stella-TV, für die sich die letzte Gelegenheit bot, zur Erde zurückzukehren. Ein Dutzend Kameras hielt den historischen Augenblick der Begrüßung im Bilde fest, als ein hakennasiger Gendarmeriemajor vor mir salutierte und ausrief: »Willkommen auf Astropolis, Commander! Es ist mir eine Ehre, Sie als erster begrüßen zu dürfen.«
    Der Gendarmerieoffizier reichte mir die Hand.
    »Major Bold, Sir, verantwortlich für Recht und Ordnung. Auf gute Zusammenarbeit.«
    Ich sprach aus, was ich mir für diesen Augenblick zurechtgelegt hatte: »Tun Sie Ihre Pflicht, Major – ich tue die meine!«
    Unter meinen Füßen begann auf einmal die Erde zu beben, und ich wandte mich um. Ein halbes Hundert Roboter von einer Art, wie ich sie noch nirgendwo gesehen hatte, kam in geordneter Formation aus einem Tor des Stadions hervor: gut drei Meter hohe, mit Greifern und Antennen ausgestattete schrankförmige Konstruktionen, in deren Mitte ein rubinrotes Auge glühte. Hinter der Kolonne bewegte sich im Schrittempo, feuerwehrrot und antennenbestückt, die fahrbare Programmzentrale.
    Major Bold klärte mich auf.
    »TABs, Sir. T.A.B., wie Technical Assistent Body. Ihre Aufgabe wird es vor allem sein, Arbeiten auszuführen im strahlengefährdeten Bereich. Im Augenblick sind sie darauf programmiert, die Schleuse einzuebnen, sobald die Raumfähre abgelegt hat.«
    Was mich an den TABs beeindruckte, war die Art, wie sie sich fortbewegten: Es war ein müheloses Schweben knapp über dem Grund.
    Major Bolds wimpernlose, sandfarbene Augen richteten sich auf den Fahrstuhl, und ich übernahm die Vorstellung: »Pater Georgius, Major, kommt als Ersatz für den erkrankten Reverend Clark, der Sie zu seinem großen Bedauern ja wieder verlassen mußte.«
    Pater Georgius’ stummen Begleiter überging ich mit Stillschweigen.
    Ich überließ es ihm selbst, sich über diesen Punkt hinwegzumogeln, und begab mich zu Lieutenant Wronski, um auch diesem die Hand zu drücken, während mir noch einmal durch den Kopf zog, was ich aus der Personalakte über ihn wußte:
    Jaroslaw Wronski, geb. 3.7.2058 in Krakau, Polen, Hautfarbe weiß, Ausbildung zum Navigator (Fachrichtung Stationen und Objekte) auf der Hochschule für Astral-Technik in Mexico-City. Assistenzzeit auf Solar IV . Seit Januar 2080 Lehrer für Objekt-Verschiebung an der VEGA-Hochschule für Astronautik in Metropolis.
    Lieutenant Wronski umfaßte meine Hand mit festem Griff.
    »Freut mich, Sie zu sehen, Sir. Lieutenant Mobuto läßt sich entschuldigen – er ist noch mit dem Einrichten der Antennen beschäftigt. Und das Maschinenpersonal bastelt an der Zuleitung zum Steuerbordtank herum.«
    Lieutenant Wronski sprach das Metro mit hartem, polnischem Akzent, und die synthetische Sprache, die zum Verschmelzen der Völker aus drei unterschiedlichen Erdteilen zu einer Nation nicht unbeträchtlich beigetragen hatte – bei aller ihr anhaftenden Künstlichkeit –, gewann dadurch einen zu Herzen gehenden Charme.
    »Wie Sie wohl schon festgestellt haben, Sir, läßt es sich hier ganz passabel leben, so daß es fast ein Jammer sein wird, wieder in den Alltagstrott zurückzukehren.«
    Lieutenant Wronskis strahlende Laune steckte an. Ich sah mich um. Über dem Stadion wölbte sich – wie ich wußte: als Ergebnis eines Vorsatzfilters – ein tiefblauer Himmel, der an wogende Kornfelder denken ließ und an blinkende Seen in der Sommerglut.
    »Wie zu Hause«, sagte ich. »Das meinten Sie doch?«
    Lieutenant Wronski lachte – ein unbekümmerter Junge, den man sich als Lehrer eines so trockenen Fachs wie Objektverschiebung kaum vorstellen konnte.
    »Fast, Sir. Die Lerchen fehlen. Frühling in Masuren – das kann man einfach nicht nachmachen. Aber sonst ist die Kugel schon ein ganz verflixtes Wunderwerk – und

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