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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Widerstand entgegen. Er war grau wie ausgelaugtes Licht, das durch Wolken fällt, aber die Wolken, die zu dem Vergleich gehörten, waren nicht vorhanden. Ich starrte in einen Himmel, wie ich ihn zuvor noch nie gesehen hatte: in einen Himmel ohne Echo, ohne Antwort, ohne Gesicht.
    Dann, als ich mich bewegte, sah ich mehr.
    Es ist ein Wunder, daß ich nicht den Verstand verlor. Ich glaube, ich stand knapp davor, als ich begriff, daß der Alptraum, in den ich mich versponnen wähnte, grausame Wirklichkeit war. Kein Alptraum währt ewig. Irgendwann wacht man daraus auf und ist erlöst. Hier gab es keine Erlösung. Hier gab es das NICHTS vor dem riesigen Fenster und die nackten Tatsachen.
    Eine dieser Tatsachen war, daß ich am Fuß meines Sessels lag. Aus den Gurten, die bisher noch immer gehalten hatten, war ich in meiner reduzierten Gestalt herausgerutscht, und als ich dann aufschlug, war ich ohnmächtig geworden. Von unten her starrte ich den Sessel an. Er kam mir so hoch vor wie der Kölner Dom.
    Da war nicht nur der Sessel, nicht nur das riesige Fenster. Wohin ich auch blickte, waren die vertrauten Dimensionen gleichsam explodiert. Ich versuchte, mich zu orientieren, herauszufinden, wo eigentlich ich mich befand. Die Antwort war verhältnismäßig rasch gefunden - und sie war, wie man so sagt, ein Schlag mit dem Knüppel auf den Kopf. Das riesige Fenster und der Kölner Dom waren Bestandteile der Brücke der Henri Dunant, des Raumrettungskreuzers der UGzRR, den ich zum Zweck einer Reportage vor sechs Tagen bestiegen hatte.
    Es wäre ein Trost gewesen, sich sagen zu dürfen: das Schiff ist auf dem Boden des Lochs aufgegangen wie ein Hefeteig. Damit hätte man sich abfinden können. Schiff - das bedeutet: tote Materie. Was mit toter Materie geschieht, tut einem nie wirklich weh.
    Aber die bequeme Ausrede verfing nicht.
    Sie hatte schon bei Pierre Tannard nicht verfangen. Er hatte genau gewußt, was los war: nicht anders als ich. Aber damals hatte man noch die Hoffnung gehabt, aus dem verdammten Loch wieder herauszukommen und normal zu werden. Die Hoffnung war zerplatzt wie eine Seifenblase. Wie hieß es doch im HANDBUCH DER KOSMISCHEN PHÄNOMENE?
    ... Vargo vermutet ortsbedingte Diskrepanzen zwischen organischer und anorganischer Reduktion...
    Reduktion: welch wissenschaftlich steriles, welch verlogenes Wort für Schrumpfen!
    Ich war geschrumpft. Ich war eingelaufen wie ein zu heiß gewaschener Pullover. Selbst ein Liliputaner hätte neben mir wie der Riese Goliath gewirkt.
    Es war gut, daß ich keine Waffe zur Hand hatte. Es war gut, daß nirgendwo ein Strick baumelte. Ich war in der Stimmung, mir das Leben zu nehmen. Ich war in der Stimmung, mich in mildtätigen Wahnsinn zu flüchten: nur um zu vergessen, was aus mir geworden war. Jedes Ende mit Schrecken wäre mir lieber gewesen als dieser Schrecken ohne Ende, in den sich mein Leben verwandelt hatte. Ein solches Leben lehnte ich ab.
    Und was, zum Teufel, bedeutete ortsbedingt? Wenn man den Satz analysierte, kam man darauf, daß dieser venezianische Sterndeuter der Ansicht gewesen war, es müßte eine ganze stattliche Anzahl von Schwarzen Löchern geben und keines davon wäre wie das andere. Angenommen, Enrico Vargo hätte auch in dieser Beziehung recht - in welches Loch war dann die Murmel gefallen? Mir war fast schlecht vor Nachdenken.
    „Martin, reißen Sie sich zusammen!"
    „Ich will nicht. Lassen Sie mich in Ruhe!"
    „Martin, hören Sie endlich auf, sich selbst zu bemitleiden! Wir alle sind in der gleichen Lage."
    „Ich will davon nichts wissen - nichts!"
    „Nehmen Sie endlich Vernunft an, Mann. In wenigen Minuten findet in der Messe eine Besprechung statt. Der Commander möchte Sie dabeihaben." Iwan Stroganow, der breitschultrige Sibiriak mit den klugen Augen unter dem kurzgeschorenen grauen Haar, reichte mir die Hand. „Stehen Sie schon auf!"
    Der Navigator hatte recht . Wir alle befanden uns in der gleichen
    Lage. Die Reduktion hatte niemanden ausgelassen. Nur was das Schiff anbetraf, ließ sie sich Zeit. Für anorganische Materie galt offenbar ein eigener Maßstab, ein anderer Fahrplan. Sie hatte die Henri Dunant weitgehend unangetastet gelassen, die an Bord befindlichen Menschen jedoch in lächerliche Miniaturausgaben ihrer selbst verwandelt.
    „Martin", der Graukopf, von dem ich einmal selbst geschrieben hatte, nichts unter den Sternen wäre ihm fremd, ließ nicht locker, „Fassen Sie Mut!"
    Widerstrebend ließ ich mir von ihm auf die Füße

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