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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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helfen. Ein paar Knochen und Rippen schmerzten, doch wichtig war, daß ich mir nichts gebrochen hatte. Als Wicht war ich ganz gut beieinander. Ich brachte meine ramponierte Garderobe in Ordnung.
    „Haben Sie eine Ahnung, wohin es uns verschlagen hat, Iwan?" fragte ich. Eigentlich wollte ich das gar nicht wissen. Kein Ort war mir je so verhaßt gewesen.
    „Es scheint", erwiderte Stroganow, „daß wir mit einem blauen Auge davongekommen sind und daß das Schwarze Loch nicht ganz so schwarz und tief ist wie befürchtet. Eine in sich zusammengestürzte Sonne wäre für uns das Ende gewesen."
    „So", meuterte ich, „eine zusammengestürzte Sonne ist das nicht. Soviel steht fest. Großartig!" Ich wollte einen Blick durch die Cockpitfenster ins Freie werfen, um mir selbst ein Bild zu machen, aber dazu reichte meine Körpergröße nicht aus - nicht einmal, als ich mich auf die Zehenspitzen stellte. „Was ist es dann?"
    Stroganow ließ sich nicht provozieren. Er blieb die unerschütterliche Ruhe in Person und hob lediglich die Schultern: was letztlich auch eine Antwort war.
    „Die Erkundung steht noch aus. Wahrscheinlich wird sie meine Vermutung, daß wir es zu tun haben mit einem dieser Kompaktplaneten, deren Vorhandensein bisher lediglich vermutet wurde, bestätigen." Er schob mich auf den Niedergang zu. „Kommen Sie!"
    In der Messe erwartete mich das gleiche niederschmetternde Erlebnis: eine Handvoll kleiner Menschen in einem überdimensional großen Raum. Vielleicht war das überhaupt das Schlimmste: daß man auf diesem Schiff keinen Schritt tun konnte, ohne an die stattgefundene Katastrophe erinnert zu werden. Falls die Henri Dunant im gleichen Maß wie wir von der Reduktion erwischt worden wäre -niemand hätte von der ganzen Angelegenheit ein Aufhebens gemacht.
    Da keiner die stattgefundene Veränderung wahrgenommen hätte - aus Mangel an Vergleichsmöglichkeiten -, hätte man die Reduktion als nicht existent betrachten können. Erst die Diskrepanz machte aus ihr eine menschliche Tragödie.
    Als ich, von Lieutenant Stroganow höflich, aber bestimmt und unnachgiebig vorangetrieben, die Messe betrat, waren dort bereits alle versammelt: die eigentliche Crew als auch die Leute von der Paracelsus. Notgedrungenerweise fand die Lageberatung unten auf dem Fußboden statt. Die mit Kunstleder bezogenen Sitze waren zu unbesteigbaren Wolkenkratzern geworden.
    Natürlich waren auch die Sitze immer noch so, wie sie ursprünglich gewesen waren. Für die Neigung, die Dinge hinzustellen, wie man sie sehen wollte und statt uns kurzerhand die Umgebung der Veränderung zu bezichtigen: für diese Neigung mag es viele Erklärungen geben, gewiß auch eine im Sinne Sigmund Freuds. Mit dieser falschen Behauptung umgab man seine Gedanken und Empfindungen gleichsam mit einem Schutzwall. Anders wäre der Zustand vollends unerträglich gewesen. Kein Mensch hält das aus, sich auf Schritt und Tritt mit dem Eingeständnis auseinanderzusetzen, auf Handtaschenformat reduziert worden zu sein, ohne unter dieser Wahrheit irgendwann zusammenzubrechen. Die menschliche Angewohnheit, sich selbst zum Maß aller Dinge zu setzen, ist gewiß nicht ohne Grund gewachsen. Mir jedenfalls rettete sie das Leben.
    Zwei Gruppen hatten sich gebildet. Zu der einen, der kleineren, gehörten der Paracelsus -Elektroniker de Vries, der Chemiker Meloni, der Popsänger Owen Sheriff sowie Schwester Ingrid. Commander Busch führte das Wort. Er sagte:
    „Wenn es unter den obwaltenden Umständen auch müßig erscheint, die Schuldfrage zu erörtern, möchte ich in meiner Eigenschaft als Superkargo doch nicht verfehlen festzustellen, daß hinter diesem Unfall ein schweres Versagen der Schiffsführung steht."
    Die Mehrheit hatte sich hinter Commander Brandis gestellt, der auch angesichts der gegen ihn erhobenen Beschuldigung seine Beherrschung nicht verlor.
    ,Wenn Sie das Abbergen von zehn Menschen als Versagen bezeichnen, Mr. Busch", erwiderte er ruhig, „gehen unsere Ansichten wie so oft auseinander. Wir sollten hier keine Schuldfragen erörtern, sondern uns einzig und allein mit der Frage befassen: wie kommen wir hier wieder fort!"
    Meloni trat einen Schritt vor.
    „Ich bitte Sie darum, mir in aller Aufrichtigkeit zu antworten, Commander: Glauben Sie daran, daß für uns noch Hoffnung besteht?"
    Stroganow und ich drängten uns durch, um uns neben Brandis zu stellen. Das Gesicht des Commanders war von den Anstrengungen der letzten vierundzwanzig Stunden gezeichnet. Er sah

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