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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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nicht auf meinen Platz fesseln lassen, ohne nicht öffentlich bekundet zu haben, wie schwer ich unter meiner Schuldtrug.
    „Mark..."
    Die Brücke begann sich bereits zu leeren. Brandis klopfte mir auf die Schulter, schob mich zurück und nahm seinen Platz ein.
    „Sie wollten eine aufregende Story, Martin", sagte er. Jetzt haben Sie sie."
    Am liebsten hätte ich aufgeschrien. Wie lange war das her, daß ich mich aufgeführt hatte, als wäre ich der wichtigste Mann an Bord: der Mann mit der sensationellen Botschaft? Seitdem war alles anders geworden. Es war an der Zeit, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen, und Wahrheit war es, daß die Dimensionen anfingen, mir zu schaffen zu machen. Mir fehlte Brandis' Kaltblütigkeit, mir fehlte die unerschütterliche Disziplin seiner Leute.
    Ich sah, was ich sah. Ich sah, daß ich gar nicht erst zu warten brauchte, um festzustellen, daß mir das Schiff über den Kopf wuchs. Es war längst so weit: die Henri Dunant wuchs mir über den Kopf. Oder, was noch bitterer, noch entsetzlicher klang: Ich war für das Schiff eine Nummer zu klein geworden. Reduktion. Ich verlor an Größe und Volumen. Diskrepanz der Reduktionen. Das Schiff ein Zusammenbau aus anorganischen Bestandteilen, schrumpfte langsamer. Man sollte sich nichts vormachen. Nicht der Ring war weiter geworden, sondern mein Finger dünner und kleiner. Nicht meine Uhr war gewachsen, sondern mein Arm war geschrumpft.
    An Vorwarnungen, Anzeichen, Hinweisen hatte es nicht gefehlt. Die zu klobige Kamera. Pierre Tannard und seine rutschende Brille. Mit etwas Glück hätte man jetzt darüber lachen können. Statt dessen saßen wir bis über die Haarspitzen im Loch und waren den Kräften der Reduktion hilflos ausgeliefert.
    Kein Mensch hatte je Vergleichbares erlebt - und wenn doch, dann war es ihm verwehrt geblieben, darüber zu berichten, dann war er nicht mehr in die normale Dimension zurückgekehrt: verschlungen vom Schwarzen Loch. Und nun war ich selbst dabei - ein Reporter ohne Chance. Vergebens würde ich beobachten, was die Kräfte der Reduktion aus einem lebendigen Menschen machte: Die Story würde ungeschrieben bleiben.
    Es sei denn, wir kamen davon.
    Die einzelnen Stationen meldeten sich mit Klarschiff-Durchsagen. Die Stimmen der Männer klangen ruhig und beherrscht. Ihre Disziplin, nach außen und nach innen, war bewundernswert.
    Brandis bestätigte die eingehenden Meldungen: kühl und gelassen.
    Es gab keine Aufregung, keine Hektik, keine Panik. Ich schluckte und ließ den Gurt einrasten.
    Das Triebwerk röhrte. Die Henri Dunant hatte gedreht und befand sich in der Phase des Beschleunigens. Auf den ersten Blick schien man es mit einer alltäglichen Situation zu tun zu haben. Das Nichts vor den Scheiben enthielt keinerlei Markierungen. Der unendliche Raum, durch den wir uns bewegten, war unverändert der unendliche Raum. Die Sternbilder standen am gewohnten Ort: kalte, gleichgültige Lichter auf uferlosem schwarzem Samt. Die Zusätzliche Gravitation hatte keine Gestalt.
    Alltag schien auch auf der Brücke zu herrschen, ebenso auf den Stationen. Der übliche monotone Dialog spulte sich ab - ein Dialog, an den ich mich längst gewöhnt hatte. Die Spannung lauerte im Hintergrund, hielt sich verborgen zwischen den Worten. Was wirklich los war, ließ sich am Gesicht des Superkargos ablesen. Buschs Antlitz war totenbleich.
    „Frage: Fahrt?"
    „Positiv minus eins. Gleich plus minus null."
    Der Eigenschub wirkte sich aus. Der Kutter lief auf einmal schneller als die Strömung. Busch war entschieden dagegen gewesen. Das angelaufene Manöver fand nicht seine Billigung. Wäre es uns unter seiner Führung gelungen, uns freizustrampeln, ohne daß das Triebwerk zu Bruch ging? Was hätte er anders tun können als Brandis, der alle technischen Tricks und Kniffe durchgespielt hatte bis zur bitteren Erkenntnis: So geht es nicht!? Brandis machte kein Hehl daraus, daß uns nur noch diese eine ungewisse Chance verblieb. Falls ich
    Stroganows Erklärung richtig verstanden hatte, plante Brandis, die Henri Dunant noch tiefer in den Trichter hineinzuführen, um dann mit addierter Geschwindigkeit seitwärts auszubrechen: ein kosmischer Judogriff. Statt weiter bis zur Erschöpfung gegen die ZG anzukämpfen, nutzte er sie aus.
    „Frage: Fahrt?"
    Eine neue Farbe kam ins Bild. Stroganow bediente sich, als er antwortete, eines veränderten Vorzeichens. Die Entscheidung rückte näher.
    „Positiv voll plus elf."
    Die Henri Dunant bewegte sich schneller

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