Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
Erfolg.“
Jennifer Jordan und mein grauköpfiger Navigator saßen in harmonischer Eintracht vor dem summenden Analysator. Auf dem Bildschirm waren zwei blaugelbrote Einblendungen zu sehen. Lieutenant Stroganow winkte mich näher.
„Wir mußten eine Weile experimentieren, aber jetzt bin ich so weit. Achten Sie bitte darauf, Sir, was gleich geschieht.“
Ich beugte mich vor. Auf dem Bildschirm vereinigten sich die beiden Einblendungen zu einer blaugelbroten Ganzheit.
„Miss Jordan brachte mir die andere Hälfte, Sir.“
Das Entsetzen wiederholte sich nicht. Es hatte sich verbraucht. Ich war imstande, den Schaltplan mit der erforderlichen Sachlichkeit zu betrachten: kühl, nüchtern und ohne Emotionen. Der Zweck, dem er diente, war ein Kapitel für sich. Er selbst war genial, ein Meisterwerk der Elektronik: Schlüssel zu einem neuen Zeitalter unter den Sternen. Eines Tages einmal mochte es für diesen Schlüssel ein besseres Schloß geben als das mit der Bezeichnung Astronautensonne. Fortschritt an sich ist nichts Schlechtes - sofern er Hand in Hand geht mit Verantwortung und Gewissen.
Eine Frage, die mich seit längerer Zeit beschäftigte, brach sich abrupt Bahn. Ich drehte mich um, und meine Stimme klang so unfreundlich, wie meine Frage gemeint war.
„Miss Jordan, gehe ich recht mit der Annahme, daß Sie den Film die ganze Zeit über bei sich hatten?“
Sie wandte mir ihr Gesicht mit den hohen Backenknochen zu. Ihr Blick war kühl.
„Wie soll ich diesen Ton verstehen, Commander? Werde ich einem Verhör unterworfen? Mit welchem Recht? Als ich mich im Krankenhaus an Sie wandte, hatten Sie taube Ohren.“
Ich fegte ihren Vorwurf beiseite.
„Inzwischen bin ich hellhörig geworden. Lassen Sie mich Ihnen auf den Kopf zusagen, Miss Jordan: Ich glaube nicht mehr, daß Sie lediglich beabsichtigt hatten, den Titan zu besetzen. Sie wollten mehr erreichen.“
Ihr Blick hielt dem meinen stand. Als sie noch im Amt gewesen war, mußte sie für die Herren Staatssekretäre ein harter Brocken gewesen sein.
„Meine Absicht, Commander“, gab sie zurück, „ist von Anfang an gewesen, den Zünder unbrauchbar zu machen.“
„War das auch Seebecks Absicht?“
„Wir waren uns einig. Für einen publizistischen Kreuzzug war es zu spät. Aber Seebeck erschien nicht zum Start. Wir konnten nicht warten.“
Und dann war es schiefgegangen. Ich dachte daran, wie ich den Raumkutter vorgefunden hatte: verlassen im Sperrgebiet, ein leeres Schiff mit Spuren von Kampf und Blut. Es gab keine Zeugen, und bei der Universal Guard würde man sich hüten, etwas anderes zu tun als zu schweigen. Dafür wurde man bezahlt: für die schmutzige Arbeit. Ein unbrauchbar gemachter Zünder wäre für Kosmos-Trust der Ruin gewesen. Indem man die Starpeace aufbrachte, hatte man den Risikofaktor, den die jungen, idealistischen Weltwachtler darstellen, rigoros auf Null reduziert. Seebeck hatte mich gewarnt: im bröckelnden Stollen, in den er sich geflüchtet hatte wie ein verwundetes Tier. SIE schreckten vor nichts zurück. Die entscheidende Frage stand noch aus. Ich konnte sie Jennifer Jordan - bei allem Respekt vor ihrer Tapferkeit - nicht ersparen. Sie hatte das Beste gewollt, gewiß; und ihre Motive waren lauter gewesen. Doch die Schuld, die sie auf sich geladen hatte, wurde dadurch nicht geringer.
„Miss Jordan, hat Axel, haben die übrigen jungen Leute davon gewußt: was Sie wirklich beabsichtigten?“
Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht.
„Sie sollten es erfahren - an dem Tag, an dem sich an Bord der Unfall ereignete. Ich sehe heute ein: ich hätte es ihnen früher sagen müssen, von Anfang an.“ Sie hob die Schultern. „Andererseits, dann hätte ich die Aktion gleich ganz abblasen können. Ein solches Geheimnis läßt sich nicht hüten. In ihrer Begeisterung hätten die jungen Leute es ausgeplaudert.“
In ihrer Begeisterung. Und in ihrer Naivität. Jennifer Jordan war ihr leuchtendes Vorbild gewesen, der angebetete Guru. Sie hatten die Reise fortgesetzt, um im Namen von Jennifer Jordan vom Titan Besitz zu ergreifen, und waren arglos in das Verderben geflogen.
„Miss Jordan“, sagte ich, „ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken. Ich sage nicht, daß Sie ein falscher Prophet sind. Aber ein schlechter Prophet sind Sie Ihren Anhängern gewesen.“
In ihrem Blick brach etwas zusammen, und weil ich Mitleid hatte mit ihr, wandte ich mich ab und verließ das Kartenhaus.
Ich ging einen Kontrollgang, und das beruhigte
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