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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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sah dabei auf die Uhr. Auf dem Tisch lag die leere Spritze. Ich wartete ab. Es mag sein, daß ich gebetet habe. Der Arzt hatte Bedenken gehabt. Doch ich war überzeugt, in Martin Seebecks Sinne zu handeln.
    Seebeck war nicht nur ein erstklassiger Reporter. Er war auch ein tapferer Mann. Gewiß hatte es auch für ihn die Versuchung gegeben, sich mit IHNEN zu einigen. Auf ihren Lohnlisten standen bereits genug gute Namen. Er war der Versuchung nicht erlegen. Stattdessen hatte er IHNEN den Kampf angesagt - und es gab genug Hinweise darauf, daß es nicht in seiner Absicht lag, den Kampf ausschließlich mit publizistischen Mitteln auszutragen. Hatte er vorgehabt, mich zu einem späteren Zeitpunkt in sein Vorhaben einzuweihen? Ich konnte darauf nicht warten.
    Seebecks Brust entrann sich ein Stöhnen. Seine Augenlider flatterten.
    Doktor Tschernidse stand auf.
    „Versuchen Sie Ihr Glück, Commander!“ sagte er. „Ich dürfte dabei überflüssig sein.“
    Als sich hinter dem Arzt die Tür geschlossen hatte, beugte ich mich über die Koje.
    „Martin, kommen Sie zu sich! Es gibt für Sie nichts zu fürchten. Sie befinden sich an Bord der Henri Dunant und sind in Sicherheit. Verstehen Sie mich, Martin? Strengen Sie sich an! Wir müssen miteinander reden. Jetzt. Das Gespräch duldet keinen Aufschub. Es ist wichtig.“
    Seebeck schlug endlich die Augen auf. Vielleicht sah er mich, vielleicht auch nicht. Sein Blick war trübe.
    „Martin“, sagte ich, „Sie sind zu mir gekommen, weil Sie sich etwas davon versprochen haben. Wahrscheinlich Hilfe. Aber helfen kann ich Ihnen nur, wenn Sie sich mir anvertrauen.“
    Ich sah ihn an. Er preßte wie im Krampf die Lippen aufeinander. Das verdammte Bellsche Zeug brannte ihn gewissermaßen von innen heraus aus. Hatte er mich überhaupt gehört? Ich beugte mich tiefer.
    „Antworten Sie, Martin: Was ist das für ein Schaltplan?“
    Der Blick wurde allmählich klarer. Seebeck erkannte mich. Er hatte verstanden, was ich gefragt hatte, und kämpfte nun gegen die heimtückische Dunkelheit an, die ihn wieder verschlingen wollte. Sein Geist rebellierte gegen das Vergessen in gleichgültiger Ohnmacht.
    „ Astronautensonne , Mark.“
    Ich hatte es geahnt. Mein ursprüngliches Entsetzen fiel mir ein. Dafür gab es viele Gründe. SIE an erster Stelle. Aber auch diesen: Mit diesem blaugelbroten System von Impulssträngen wurde Gott - was immer man unter diesem Begriff auch verstehen mochte - überflüssig gemacht. An die Stelle Gottes trat der Ingenieur. Das Universum war veränderbar geworden. Der Mensch schickte sich an, es nach Belieben zu manipulieren.
    Die Pause drohte, zu lang zu geraten. Seebeck mußte antworten, so lange er konnte.
    „Woher, Martin?“
    „Trofimow. Post.“
    Abgeschickt, bevor SIE ihn umbrachten. In der letzten Phase seines Lebens hatte der Professor tätige Reue geübt.
    „Martin, er hat Ihnen nur die eine Hälfte geschickt. Irgend jemand muß die andere Hälfte haben. Wissen Sie: wer?“
    Seebecks Gesicht war schon wieder am Zerfallen. Das Medikament, das aufputschend in seinen Adern kreiste, verlor an Wirksamkeit. Falls ich noch etwas von ihm erfahren wollte, mußte ich mich beeilen.
    „Martin, reißen Sie sich zusammen! Es geht um die Astronautensonne. Wer hat die andere Hälfte des Schaltplanes?“
    Er schloß schon wieder die Augen, aber er bewegte noch einmal die Lippen.
    „Jennifer Jordan.“
    „Wollten Sie sich mit ihr zusammentun - für eine Aktion?“
    „Wollte ich. Weltwacht. Habe dabei… auf Sie… gezählt. Aber…“
    Es war nur noch ein Flüstern gewesen. Ich rüttelte ihn.
    „Und das andere Material, Martin, das von Friedman? Wir werden den Generalstaatsanwalt übergehen müssen. Wir müssen mit dem Zeug direkt an die Öffentlichkeit. Wir brauchen Kopien für die Zeitungen, für das Fernsehen. Antworten Sie: wo haben Sie das Material vergraben?“
    Ich erfuhr es nicht. Martin Seeback war zurückgefallen in das schwarze Nichts.
    In den folgenden Stunden mußte ich immer wieder an Ruth O’Hara denken. Ich sah keine Möglichkeit, sie zu verständigen. Sie war der Mensch, der mich immer verstanden hatte. Sie würde auch diesmal verstehen. Sie selbst, wäre sie an meiner Seite, hätte mir gesagt: Tu es! Zunächst galt es, eine grundsätzliche Entscheidung herbeizuführen. Der Status meiner Leute war der von Freiwilligen. Ich bedurfte ihrer Zustimmung. Die Henri Dunant war nicht irgendein Schiff. Das Wahrzeichen der UGzRR, das sie trug, verlieh ihr

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